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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin
Autoren: Vampira VA
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für mich selbst.
    Den ganzen Tag war ich schon nervöser als sonst gewesen. Ich hatte eine leerstehende Berghütte entdeckt, die offenbar niemandem mehr gehörte, und beschloß, die Nacht darin zu verbringen. Etwas Heu, das noch zu einem Lager aufgeschüttet war, genügte mir. Draußen war ein Brunnen mit sauberem Wasser, und den ganzen Tag hatte ich Früchte von Bäumen gepflückt, so daß ich keinerlei Appetit mehr verspürte.
    Ich ging früh schlafen an diesem Abend, denn irgendwie fühlte ich mich schlapp und erschöpft, und in meinen Lenden war ein ziehender Schmerz, wie ich ihn noch nie zuvor wahrgenommen hatte.
    Ich schob es auf den steilen Aufstieg, den ich über die Pfade herauf genommen hatte, und legte mich hin.
    Tatsächlich meinte ich, daß es nach einer Weile besser würde, und schlief ein.
    Doch mitten in der Nacht weckte mich ein solch diabolischer Schmerz in meinen Eingeweiden, daß ich hochfuhr und laut aufschrie, als wäre mir ein glühendes Eisen in den Leib gefahren. Meine Hand tastete hinab - und erfühlte klebrige Nässe zwischen meinen Beinen. Nässe, die nach ... Blut roch!
    Wie von Furien gehetzt stürzte ich hinaus ins Freie, wo das glotzende Auge des Mondes auf mich herabsah.
    Die runde Scheibe leuchtete wie ein bleiches Fanal, und auch nachdem ich mir das Blut am Wasser abgewaschen hatte, ohne verhindern zu können, daß weiteres aus mir herauslief, begriff ich noch nicht, daß dies jede Frau, jedes Mädchen, wenn es die Geschlechtsreife erreichte, mitmachte - und ebenso erschrak wie ich.
    In diesem Moment glaubte ich wirklich, ich hätte mir eine innere Verletzung zugefügt und müßte nun daran verbluten.
    Doch diese Furcht hielt nicht ewig.
    Der unverwechselbare Geruch meines eigenen Blutes zündete noch einen anderen Vorgang in meinem Körper - ließ mich sprunghaft zu noch anderem als einer vollwertigen Frau reifen.
    Zu einem Ungeheuer.
    Zu dem, was schon mein Vater war und das offenbar nur darauf gewartet hatte, daß ich eine Schwäche zeigte, in die es hineinstoßen und die Herrschaft über mich an sich reißen konnte!
    Der Schmerz im Unterleib entrückte fast meiner Wahrnehmung. Weil andere, unermeßlich größere Qual die Knochen, Gelenke und das Fleisch meines Leibes vergewaltigte, umformte, so radikal seinem eigentlichen Aussehen entfremdete, als hätte ein Bildhauer einen tönernen Rohling auf einen Tisch gestellt und finge nun an, ihn von Grund auf umzuformen und am Ende etwas völlig Unerwartetes zu schaffen.
    In dieser Nacht tötete ich das erstemal.
    Es war nur ein Tier, das sich zwischen den Felsen von seiner Herde abgesondert hatte. Aber es bereitete mir eine so unermeßliche Befriedigung, daß ich, noch während ich ein Stück meiner Beute heiß und roh verschlang, meinem Vater alles verzieh, was er je in diesem ekstatischen Rausch getan hatte.
    Denn nun spürte ich selbst, daß während der Jagd im Mondlicht keine Gewissensbisse an meiner Seele nagten und man sich keines Unrechts bewußt war .
    Am nächsten Morgen, als ich wie erschlagen in der Hütte wieder zu mir kam und nur noch vage Erinnerungen an die Nacht hatte, vernahm ich ein Scharren an der Brettertür, die ich bei meiner Rückkehr zugezogen hatte.
    Als ich öffnete, lag vor der Schwelle ein Wolf.
    Und rings um die Hütte kauerten weitere Wölfe im Gras, die mich alle nicht nur ansahen, als wäre ich ihresgleichen, sondern als beugten sie sich meinem Diktat!
    Ich fand nie heraus, ob sie mich in der Nacht bei meinem Tun beobachtet hatten oder ob lediglich ein tiefverwurzelter Instinkt sie zu mir gelockt hatte. Aber ihre Treue war ohne Falsch, und die Rangkämpfe, die wir ausfochten, waren stets von einem ehernen Kodex geprägt, nach dem ich bei den Menschen nicht nur damals, sondern auch in den Jahrhunderten danach immer vergeblich Ausschau hielt.
    Zwei Jahre hielt unsere Gemeinschaft. In den Nächten des vollen Mondes jagten wir gemeinsam, und auch in den Tagen dazwischen erhielt ich mir ihren Respekt. Sie erkannten mich als ihre AlphaWölfin an, und wie selbstverständlich verlegten wir die unausbleiblichen Rivalitäten in die Zeiten, da ich meine vollen Kräfte entfalten konnte und ihnen nicht nur im Haarkleid, sondern auch in der elementaren Natürlichkeit am ähnlichsten war.
    Als ich das Rudel verließ, tat ich es, weil ich noch mehr von der Welt erkunden wollte. El Nabhals Tuch nahm ich mit - wiewohl ich es beim Jagen bis dahin nie am Leib getragen hatte.
    Beim erstenmal noch unbewußt, verzichtete ich
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