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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin
Autoren: Vampira VA
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im späteren absichtlich darauf. Es war eine kleine Quittung für die Überheblichkeit des ebenholzschwarzen Magiers, der - falls ihn dieses Tuch eines Tages tatsächlich erreichen sollte - vieles, aber nicht alles nachempfinden sollte, was mir auf meinen Wegen zuteil wurde.
    Ich kehrte Apulien und den Wölfen den Rücken und wandte mich gen Rom. Denn zuvor war mir schon zugetragen worden, daß es dort bald zum Kriege kommen sollte. Eine Armee von Landsknechten war unterwegs, um sich die römischen Stadtstaaten zu unterwerfen und den Papst in die Knie zu zwingen.
    In einer solchen Schlacht, einem solchen Schlachten, so dachte ich mir, müßte auch für mich etwas abfallen .
    *
    Rom, 3. Juni 1527
    Unbewußt habe ich die seltsame Kreatur auf jene Weise getötet, die Vater mich noch kurz vor seinem Tode lehrte.
    Ich brach ihr Genick, und das leblose, morsche Fleisch in der Kluft eines Landsknechts zerfiel zu nichts als feiner Asche .
    Ich hebe das Tuch auf und schüttele es aus, denn mich ekelt vor den Resten, die daran kleben.
    Dann binde ich es lose um meinen Hals und gehe auf das Tor zu, wo die Wachen stehen.
    Sie werden mich nicht aufhalten. El Nabhals Tuch ist die Gewähr dafür .
    Doch dann sind sie plötzlich da, kaum daß ich die beiden Wächter hinter mir gelassen haben!
    Sie enttarnen mich mühelos, kommen von links, rechts und oben, ja oben!
    Zuerst meine ich, eine Fledermaus wische mit ihren Schwingen über mein Haar - dann landet federnd vor mir eine Gestalt, die nur äußerlich einem Menschen gleicht und die mich anfaucht: »Das hast du nicht umsonst getan! Schafft sie fort!«
    Ich sehe in die Fratze eines Vampirs, der anderen Vampiren in seinem Gefolge gebietet!
    Sie packen mich mit stählernem Griff.
    Noch weiß ich nichts von den Impulsen, die Vampire und ihre Kreaturen im Augenblick ihres Todes zu den Sippen abstrahlen, denen sie angehören. Noch ahne ich nicht, wie sie mich so gezielt abfangen konnten .
    ... aber ich erfahre es bald.
    Er klärt mich auf.
    Er ...
    *
    »Gehört das dir?«
    Es ist noch immer dieselbe Nacht, und noch immer empfange ich die Kraft des Mondes in dem Kerker, in den mich die Übermacht geworfen hat. Wären es Menschen, ich hätte sie ohne Zögern attackiert. Aber zu tief verwurzelt war die Erinnerung an die Vampirin Lucrezia und das mitleidlose Regiment das sie geführt hatte.
    Vampire sind aus anderem Holze geschnitzt als die schwachen Menschen, von denen sie abstammen. Aber ich schwor mir, in dem Moment, da mir einer oder zwei von ihnen entgegentreten würden, zu beweisen, daß dies auch für mich galt!
    Und nun stand er vor mir - allein. Er hielt El Nabhals Tuch in der Hand.
    Und er lächelte.
    Maskenhaft.
    Ich merkte gleich, daß mit diesem Gesicht etwas nicht stimmte. Dennoch erlag ich sofort dem Charisma der Stimme und der ganzen Ausstrahlung, mit der sich dieser Vampir umgab.
    Und wie er schon in diesem Augenblick erfühlt haben mußte, worin ich mich von anderen meiner Art unterschied, so spürte ich dasselbe bei ihm.
    Er war nicht wie die Vampire, die mich auf dem Platz vor der En-gelsburg überwältigt und verschleppt hatten. Aus seinem Kern heraus empfing ich soviel Lebendigeres und Vitaleres als bei ihnen .
    Ich vergaß mein Absicht, ihn abzugreifen.
    Zumindest schob ich sie hinaus.
    »Fühlst du es nicht?« fragte ich zurück.
    »Daß es dir gehört?« Er legte den Kopf schief, als müßte er erst lauschen. Dabei trat er weiter auf mich zu, in den Schein einer Fackel, die ich bereits in meinen Plan, auszubrechen, eingebunden hatte. Sie, so hatte ich es mir gedacht, wollte ich irgendeinem der Vampire in den Rachen stoßen.
    Aber nicht ihm.
    Ich weiß nicht, wie alles kam und was genau in mir vorging, als ich Landru zum erstenmal gegenüberstand.
    Aber es war so stark.
    So mystisch.
    Und ihm erging es ebenso.
    »Doch«, sagte er irgendwann. »Ich kann es fühlen. Aber ich fühle auch, daß da mehr ist in diesem Stoff. Stimmen, die du fürchten, denen du zumindest nicht vertrauen solltest .«
    Damals bezog ich dies alles auf El Nabhal, und achselzuckend erwiderte ich: »Wem kann man schon vertrauen?«
    »Mir.«
    Die Einfachheit der Worte, die zwischen uns gewechselt wurden, können nicht wiedergeben, was wirklich zwischen uns geschah.
    Kein Wort vermag dies.
    »Sind wir nicht Feinde?« fragte ich.
    »Feinde? Sind wir uns nicht zu ähnlich, um unsere Zeit mit Feindschaft zu vergeuden?«
    »Die, die mich hierher schleppten, sehen das anders.«
    »Sie sind noch jung.«
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