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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin
Autoren: Vampira VA
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Er lachte. »Aber sie sind lernfähig.« Er lachte wieder. »Du hast Glück, daß ich gerade hier war, um dem Oberhaupt viele neue Kinder zu schenken. Er wird mir eine so einfache Bitte nicht abschlagen.«
    »Welche Bitte?«
    »Dir das Brechen eines Dienerhalses nachzusehen. Auch du bist noch sehr jung .«
    ». und lernfähig?«
    »Ich hoffe es.«
    Er warf mir das Tuch zu.
    Ich fing es auf und fragte verwundert: »Wieso täuscht es dich und die anderen nicht?«
    »Du meinst diesen Budenzauber, der es wagt, Häßlichkeit über etwas so einzigartig Schönes zu werfen?« Er schüttelte den Kopf. »Der Stümper, der das geschaffen hat, gehört gevierteilt. Ein Menschenauge mag es narren, aber zu mehr ist es nicht nütze!«
    Ich merkte kaum, wie ich auf ihn zuging. »Meinst du das, was du eben gesagt hast, ernst?«
    »Natürlich war es ein Stümper!«
    »Nein, ich meine das, was du über mich gesagt hast. Ich wäre ... schön.«
    »Du kannst nicht ernsthaft daran zweifeln.«
    »Nein«, sagte ich und sank in seine Arme.
    *
    Noch in derselben Nacht liebten wir uns, glücklicherweise nicht in dem Verlies, sondern in einem kostbar eingerichteten Raum, den uns das Oberhaupt der römischen Vampirsippe zur Verfügung stellte, nachdem Landru unter vier Augen mit ihm gesprochen hatte.
    Es zeugte von einem Vertrauen, das beinahe schon an Irrsinn grenzte, daß Landru mir schon in dieser ersten Nacht sein wahres Gesicht offenbarte.
    Er nahm die Maske vom Gesicht, die lebendige, von fremdem Blut durchströmte Maske, die sein Inkognito wahrte, wenn er von Sippe zu Sippe, von Ort zu Ort reiste, um - wie er an diesem Tag und später ausgiebig schilderte - ein Ritual zu vollziehen, das mit Hilfe eines besonderen Kelchs Menschenkinder in vampirischen Nachwuchs verwandelte.
    Anders als über dieses Kelchritual vermochten die über die Menschen Herrschenden sich nicht zu vermehren. Untereinander waren sie nicht zeugungsfähig.
    Nach Wochen unseres Zusammenseins, da ich ihn auf all seinen Wegen begleitete, zeigte mir Landru eines Nachts jenen Kelch, der wie eine kurzstielige Lilie geformt war.
    Zuvor hatten wir uns leidenschaftlich geliebt, und zuletzt hatte ich Küsse auf seine Wangen gehaucht, die damals noch unversehrt gewesen waren.
    Nun stand er nackt vor mir und hielt jenes Gefäß in Händen, dessen Magie gewiß kein Budenzauber war - wie er El Nabhals Wirken verächtlich beschrieben hatte.
    »Es ist ein Gral«, sagte er mit dunkler Stimme. »Ein Unheiligtum, für das es keinen Ersatz gibt. Wenn ihm eines Tages etwas geschähe .«
    Er führte den Satz nicht zu Ende.
    »Solange du darüber wachst, wird dies nicht geschehen«, beruhigte ich ihn. Und meinte es ernst.
    Schweigend fuhr er mit den Fingern über die Oberfläche des Gefäßes.
    Dann hob er plötzlich wieder die Stimme und sagte: »Ich habe noch nie etwas anderes damit getan als Vampire erschaffen. Und ich werde auch nach dieser Nacht nie etwas anderes damit versuchen. Aber niemand kennt das Gift der Jahre, das Gift der Zeit besser als ich. Seit ich bin, gab es auch unter den Menschen solche, in denen ich mehr sah als ein Opfer meiner Gier.
    Ich sah Genies aufblühen und verwelken, Frauen, die mich ein Stück Weg begleiteten und von denen keine mit der Langsamkeit Schritt halten konnte, die mein Altern bestimmt. Deshalb - und weil ich sicher bin, keine schlechte Wahl getroffen zu haben - tue ich heute das, was ich noch nie getan habe - und auch niemals wiederholen werde . Steh auf. Komm zu mir!«
    Ich gehorchte so gedankenverloren, als hätte mich seine Stimme in eine tiefe Trance versetzte.
    In der Rechten hielt er den Kelch, und die Linke, die vom Herzen kommende, hielt er über die Öffnung des blütenartigen Gefäßes.
    Wie von einer unsichtbaren Klinge herbeigeführt, bildete sich plötzlich ein Schnitt auf seinem Unterarm, aus dem schwarzes Blut herausrann.
    In die Schale, die purpurfarben aufglomm.
    Und die er mir, die ich wie zu Stein erstarrt und keines Wortes fähig dastand, schließlich an die Lippen hielt und mich daraus trinken ließ.
    Es gab kein Sträuben.
    Warm und anders, als je zuvor und je danach Blut den Weg durch meine Kehle gefunden hatte, bahnte sich der Nektar seinen Weg in mich. Nicht nur in meinen Magen, mein Gedärm . in jede Zelle meines Körpers!
    Damals wußte und begriff ich noch nicht, welche sonderbare Bluttaufe er mit mir vollführte - ein Ritual, bei dem ich nicht erst sterben mußte, um das zu erlangen, was jeder Vampir als
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