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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin
Autoren: Vampira VA
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dessen Familie du aufwächst ... Es wird alles gut! Du wirst es schaffen ...«
    Es wird alles gut. Dieser Satz wollte mir nicht mehr aus dem Kopf, auch nicht, als er mir Lebewohl sagte und mich wegschickte und ich außerstande war, mich zu widersetzen.
    Ich stieg zurück an Deck, und kurze Zeit später war ich vielleicht die einzige, die das Platschen hörte, als ein schwerer Körper an Backbord ins Wasser fiel.
    Als ich noch einmal zu Vaters Versteck ging und die Luke hob, war der Raum, in dem er gekauert hatte, leer bis auf ein dunkle Lache seines Blutes, mit dem sich die Planken vollgesogen hatten ...
    *
    Noch bevor wir im Hafen anlegten, kam van Vindt zu mir und bat mich in seine Kajüte. Ich dachte, daß er mir nun mitteilen wollte, worauf mich Vater schon vorbereitet hatte - aber er beugte sich, nachdem er die Tür hinter mir verschlossen hatte, zu mir herab und hieb mir ansatzlos mit seiner Faust gegen die linken Schläfe. Der Schlag war so hart, daß ich augenblicklich das Bewußtsein verlor.
    Als ich wieder zu mir kam, war es finster um mich herum. Ich war an Armen und Beinen gefesselt, und in meinem Rachen steckte ein Knebel, der mit einem straff gebundenen Tuch gehalten wurde.
    Ich wußte sofort, was geschehen war.
    Und welche Absicht dahintersteckte.
    Van Vindt war nicht der Ehrenmann, für den Vater ihn gehalten hatte. Van Vindt wollte das Geld, das meine Zukunft sichern sollte, für sich - und wer sollte es ihm jetzt noch streitig machen?
    Ich war sicher, daß er mich bei nächster Gelegenheit umbringen würde. Vielleicht wollte er nur abwarten, bis er wieder in See stach, und mich irgendwo weit draußen über Bord werfen. Bis dahin war ich aber vielleicht schon verhungert oder verdurstet .
    Doch dann kam er noch in derselben Nacht und schaffte mich im Schutz der Dunkelheit vom Schiff.
    Nur er.
    Einen Mitwisser wollte er sich anscheinend nicht leisten, und als ich ihm zuviel strampelte und mich wehrte, schlug er mich erneut besinnungslos.
    Als ich dieses Mal die Augen aufschlug, war es hell. Licht fiel durch ein kleines Viereck in der aus Steinen zusammengefügten, mörtelverputzten Wand in eine winzige Kammer, in der es weder Bett, Tisch noch Stuhl gab.
    Nur mich.
    Ich trug keine Fesseln mehr und keinen Knebel, aber eine dicke, von außen verriegelte Bohlentür verhinderte mein Entkommen.
    Meine Rufe, mit denen ich mich bemerkbar zu machen versuchte, wurden in fremder Sprache erwidert.
    Von Kindermund.
    Ich verstand kein Wort.
    Aber als sich gegen Ende des Tages die Tür endlich öffnete, lernte ich zu verstehen, wo ich war und warum ich hier war.
    Es war nur eine Station auf dem Weg meiner Leiden.
    Ich war auf einem geheimen Sklavenmarkt für Kinder gelandet. Van Vindt hatte mich dem Betreiber für eine unbekannte Summe verkauft und so zu dem kleinen Vermögen, das mein Vater ihm überließ, noch einen zusätzlichen Gewinn erzielt.
    Und noch am selben Tag wurde ich als einzig hellhäutiges unter sonst lauter dunkelhäutigen Kindern als Ware in einem großen Zelt zur Schau gestellt
    *
    2. Februar 1516
    Es war so demütigend gewesen. Man hatte sich fast geprügelt und in einem fort gegenseitig überboten, um mich, die Exotin unter all diesen bedauernswerten Geschöpfen, zu erwerben!
    Ich wußte nicht, welches Schicksal all die Kinder, die mit mir verhökert wurden, erwartete. Aber in den meisten Augen, in die ich angewidert sah, blitzte ein Ausdruck, der mich ahnen ließ, daß es Schrecklicheres als den Tod gab. Abartige Spielarten, die man mit Wehrlosen betreiben konnte und die über pure Sklaverei weit hinausgingen .
    Ich war entschlossen, meinem Leben ein Ende zu setzen, um nicht erleiden zu müssen, was ein verdammenswerter, geldgieriger Schweinehund für mich ersonnen hatte. Und ich war auch sicher, daß dieser zweite Versuch gelingen würde.
    Nein, in der Willkür eines dieser Verbrecher wollte ich nicht landen!
    Dann kam er, und er unterschied sich von den anderen im Zelt Versammelten wie die Lichtfülle der Mittagssonne vom trüben Schein noch so vieler Kerzen. Die Sonne gab es nur einmal .
    . ebenso wie ihn.
    Doch das Erstaunlichste war, daß niemand auch nur halbherzige Versuche unternahm, ihm die getroffene Wahl - mich! - streitig zu machen!
    Er kam, schleuderte einen Beutel Münzen in den Sand vor dem Aufseher und nickte einem seiner Diener zu, der sich meiner annahm.
    Das war gestern abend geschehen, und seither befand ich mich in diesem Zelt, das zu einer ganzen Anzahl gehörte, die am
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