Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
was ich war! Sie muß Erfahrung in solchen Dingen besessen haben, und sie sagte mir auch, daß es solche wie mich zuhauf auf der Welt gäbe.«
    Er stöhnte leise und rieb sich den Bauch, der nun fast wieder geschlossen war.
    »Erst durch Lucrezia erhielt ich meine Erinnerung an das Tier in mir zurück - Stück für Stück, über all die Jahre hinweg. Vielleicht hätte sie mich sogar von dem Fluch erlösen können. Aber daran lag ihr nicht. Im Gegenteil: Sie wollte noch mehr Macht über mich. Sie heuchelte Verständnis für meinen Trieb, denn auch sie litt, wie sie sagte, unter dem Preis ihrer Unsterblichkeit: Vampire müssen immer wieder menschliches Blut trinken, um sich Jugend und Schönheit zu bewahren ...«
    Er sah mich an.
    Ich schauderte.
    »So verfiel ich immer mehr ihrem Bann - und ihrem Wissen über mich. Wie habe ich gefürchtet, sie könnte dir eines Tages alles enthüllen, dir sagen, was für ein Monster dein Vater ist! Bei mir brauchte sie keine Hypnose, um mich unter Kontrolle zu halten. Ich war ihr ergeben wie ein Schoßhund, zumal sie meine Lust befriedigen konnte wie keine andere, normale Frau ...« Er lächelte düster. »Ich weiß, daß du das noch nicht verstehen kannst. Aber ich will, daß du alles über mich erfährst. Das habe ich heute nacht entschieden. So schlimm die Wahrheit auch für dich ist, du mußt sie erfahren.«
    Er hatte recht: Ich verstand seine Beweggründe nicht - ich haßte ihn für das, was er mir zugemutet hatte.
    »Wenn du ihr so verfallen warst, hast du sie nicht vor dem Tode bewahrt?« fragte ich. »Oder ist ihr angeblicher Tod auch nur eine Lüge?«
    »Nein. Er ist wahr - und wahr ist auch, daß ich sie getötet habe.
    In jener Nacht, als du versucht hast, dir das Leben zu nehmen, habe ich erkannte, daß der Wendepunkt erreicht war. So seltsam es klingt: Erst als ich dich in deinem Blut liegen sah, erst da war ich fähig, aus dem unsichtbaren Käfig auszubrechen.
    Ich pfählte sie mit einem spitzen Stock ins Herz, während sie neben mir lag. Ihr Körper zerfiel zu Asche. Noch im Morgengrauen floh ich mit einem Teil von Lucrezias Vermögen und dir auf den Armen aus dem Haus.«
    »Und Chantalle, Marie ...?« fragte ich wie betäubt.
    »Sie waren nur eine Art von . Möbel für Lucrezia. Damit das Haus wie eine normale Absteige aussah, wie es viele in Marseille oder anderswo auf der Welt gibt. So konnte sie sich die besten Matrosen aussuchen, um ihren ewigen Durst zu stillen. Und sie danach zu töten .
    Denn Vampire geben einen Keim an ihre Opfer weiter, Nona, der Macht über ihre Leichen gewinnt und sie als Untote auferstehen läßt - ebenfalls vom Durst nach Blut beseelt. Verhindern kann man dies nur, wenn man den Unglücklichen das Genick bricht, ihnen den Kopf abschlägt oder sie verbrennt .« Er zögerte kurz, dann fügte er hinzu: »Oder sie im tiefen Meer ersäuft.«
    Ich schluckte. »Ersäuft?«
    »Lucrezias Art war es«, erklärte er, »ihren Opfern durch Hypnose den Befehl zu geben, nach Rückkehr auf die hohe See Selbstmord zu begehen. Sie sollten sich nachts ungesehen über Bord werfen. Das geschah immer so fern von Marseille, daß niemand sie je damit in Verbindung brachte. Nur einmal ging es nicht so glatt ...«
    »Die LEVIATHAN«, sagte ich.
    Er wirkte verwundert, aber er nickte.
    »Als ich im Verlauf der letzten Tage merkte, wie unaufhaltsam wir uns dem vollen Mond näherten, und ich mir vor Augen hielt, wie klein dieses Schiff ist - viel zu klein, um meine Schandtaten zu verbergen oder auf andere zu schieben -, da beschloß ich, es Lucrezias Opfern gleichzutun und mich im Meer zu ertränken .
    Aber dann kam dieser Matrose. Er wollte mich zurückhalten - und dann geschah es um mich. Als die Wolken den Mond freigaben, brach das Tier aus mir hervor. Und als ich erst einmal meine Zähne in sein Fleisch senkte, vergaß ich alle Vorsätze, dachte nur noch daran, ihn zu töten und zu fressen .«
    »Fressen?« Ich schauderte.
    Er schlug die Augen nieder und ging nicht näher auf das Schreckliche ein.
    »Bevor ich ging, um mich ins Meer zu stürzen«, fuhr er fort, »war ich noch beim Kapitän. Ich gab ihm den Rest von Lucrezias Geld, für den Fall, daß mir etwas zustoßen würde. Ich schob meine Bitte auf meine schlechte Gesundheit, und offenbar konnte ich van Vindt überzeugen. Sorge dich also nicht. Er steht im Wort, dir eine gute Erziehung zukommen zu lassen. Er kennt genügend Leute in Tunis, denen man vertrauen kann, so daß er einen Vormund auswählen wird, in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher