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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin
Autoren: Vampira VA
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Menschen bewohnt - es gibt auch andere Wesen darauf. Wesen mit großer Macht, die irgendwann einmal Menschen waren, aber schon als Kinder zu etwas verwandelt wurden, das ...«, er suchte nach Worten, »das anders ist. Das über die anderen Menschen herrschen kann!«
    »Hör - auf, bitte!«
    »Ich kann nicht. Es ist zu spät. Ich kann nicht noch mehr Schuld auf mich laden. Meinst du, ich würde dich damit quälen, wenn ich einen anderen Ausweg wüßte, um mein Gewissen wenigstens ein bißchen zu erleichtern? Hätte mich dieser Matrose letzte Nacht nur nicht daran gehindert, ins Meer zu springen! Dann würdest du nun zwar allein, aber befreit durchs Leben gehen! Nun muß ich es tun, um meinetwillen! Ich bin nicht schlecht - nur dieses . andere in mir ist so verdorben! Ich war immer ehrlich zu dir! Nur dieses .«
    Er brach ab. Er merkte, daß er mich immer mehr verwirrte, statt mich begreifen zu lassen, was er mir sagen wollte.
    »Der Reihe nach ...«, wiederholte er, als würde er sich selbst zureden. »Ja, der Reihe nach .« Er hustete.
    Das Herz in meiner Brust kam mir vor wie ein mürber Schwamm, der sich mühevoll mit Blut vollsog und es wieder, wie von einer Faust zusammengequetscht, zurück in den Körper entließ. Ich wollte nicht hören, was Vater zu sagen hatte - womit er sein Gewissen zu erleichtern hoffte. Ich war plötzlich so müde. Wollte mich nur noch irgendwo hinlegen, einschlafen, nicht mehr aufwachen .
    »Es war kein Zufall, daß Lucrezia uns damals ein Dach über dem Kopf anbot. O nein, ich bin kein Mannsbild, in das man sich Hals über Kopf verlieben könnte! Aber sie erkannte von Anfang an, was sich tief in mir drin verbarg. Sie sah, wovon ich selbst nichts ahnte!« Er senkte die Stimme. »Ich bin ein Ungeheuer, Nona! Ich bin das Ungeheuer, das deine Mutter und viele andere auf dem Gewissen hat!«
    Mein Atem erstarb. Der letzte Rest von Kraft wich aus meinem Körper. Aber dieser Körper wollte etwas, was ich selbst mir am liebsten verweigert hätte: weiterleben. Und so nahm er den Atem wieder auf.
    »Ich bin ein Ungeheuer - aber nur zu einer bestimmten Zeit des Monats, wenn der Mond am Himmel seine Macht über mich ausschüttet! Ich war es, der die Krämerstochter schwanger machte! Aber sie wollte nicht, daß ihre Eltern, daß die Stadt erfuhr, mit wem sie sich heimlich auf der Wiese eingelassen hatte! Mit dem Idioten. Mit dem tumben Kerl, der in seiner Hütte am Waldrand hauste .
    Oh, ich beschwor Nona - so hieß nämlich auch deine Mutter - ich beschwor sie mehr als einmal, mit mir fortzugehen. In einer anderen Stadt ein anderes Leben anzufangen. Aber sie lachte mich nur aus! Ich glaube, auch sie hielt mich für einen Schwachsinnigen, der nur für ein kurzes Vergnügen gut sein konnte .«
    Er machte eine kurze Pause, und ich sah eine Träne aus seinem rechten Auge fließen. Eine Träne, die ihn, nicht aber mich zu rühren mochte. Mein Gefühl war wie in einen Gletscher eingeschlossen.
    »Heimlich unternahm sie mehrere Versuche, sich das Kind, das in ihrem Bauch heranwuchs, selbst wegzumachen. Ihre Eltern oder einen Fremden ins Vertrauen zu ziehen, das wagte sie nicht.
    Sie tat mir weh. Ich wollte sie nie wiedersehen . Aber etwas in mir konnte sie nicht vergessen. Etwas verließ die Hütte zur Mitternacht und schlich sich in Nonas Zimmer, wo es sie . wo es sie strafte für ihre Schlechtigkeit, ihre Treulosigkeit, ihre .«
    Vater gab einen erstickten Ton von sich. Dann keuchte er: »Ich weiß nicht, ob ich jemals zuvor des Nachts in fremder Gestalt zum Töten auszog. In dieser Nacht jedenfalls geschah etwas Unbegreifliches mit mir. Der verfluchte Mond erweckte ein Tier in mir, das mich meine menschliche Seite vergessen ließ . Ich tötete Nona auf grausame Weise und stahl ihr das Kind aus dem Leib - unser gemeinsames Kind, das sie mir verwehrt hatte .
    Und danach vergaß ich meine Tat. Der menschliche Teil in mir muß sie ganz und gar verdrängt haben, denn als ich von dem schrecklichen Verbrechen erfuhr, kam mir nicht einmal in den Sinn, ich selbst könnte es verübt haben!
    Die Bestie aber, das blutrünstige Biest befreite sich von da an in den Tagen um jeden Vollmond aus seinem Versteck in mir und trieb sein Unwesen. Ich war es, der das Vieh des Bauern riß in jener Gewitternacht in Verdette. Und wenn du geschlafen hast, schlich ich mich viele Male davon und kehrte ohne jede Erinnerung an meine Taten zurück.
    Bis ... bis wir Marseille erreichten. Lucrezia las in meinen Augen, wer . oder besser:
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