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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Autoren: Brandon Sanderson
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nach kurzer Zeit waren Teller und Besteck an den Tisch des Stadtherrn gebracht. Am Rande des Saales war es dunkel. Es wirkte, als wäre Roschones Tisch eine erhellte Insel inmitten eines ausgedehnten schwarzen Meeres.
    Fingerschalen mit Wasser standen auf dem Tisch, daneben lagen gestärkte weiße Servietten. Es war das Mahl eines Hellauges. Kal hatte nur selten so feine Speisen gekostet; er versuchte, sich nicht lächerlich zu machen, indem er zögernd einen Spieß ergriff und Roschone nachahmte. Er nahm sein Messer, um den untersten Teil des Fleisches abzuschneiden, dann hob er das Stück an den Mund und biss hinein. Das Fleisch war zart und herzhaft, aber die Gewürze waren schärfer, als er es gewöhnt war.
    Lirin aß nicht. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und beobachtete den Hellherrn bei dessen Mahlzeit.
    »Ich wollte dir die Möglichkeit geben, in Ruhe zu essen, bevor wir über ernstere Dinge sprechen«, sagte Roschone schließlich. »Aber du scheinst meine Großzügigkeit nicht annehmen zu wollen.«
    »Nein.«
    »Also gut«, sagte Roschone, während er ein Stück Flachbrot aus dem Korb nahm und es um seinen Spieß wickelte. Dann riss er mehrere Gemüsestücke gleichzeitig ab und aß sie zusammen mit dem Brot. »Dann sag mir, wie lange du dich mir –
deiner Meinung nach – noch widersetzen kannst. Deine Familie ist mittellos.«
    »Es geht uns gut«, warf Kal ein.
    Lirin sah ihn kurz an, tadelte ihn wegen seiner Bemerkung aber nicht. »Mein Sohn hat Recht. Wir können gut leben. Und falls es eines Tages doch nicht mehr gehen sollte, dann werden wir fortziehen. Ich werde mich nicht Eurem Willen beugen, Roschone.«
    »Wenn ihr geht«, sagte Roschone und hob den Finger, »dann werde ich mich mit deinem neuen Stadtherrn in Verbindung setzen und ihm von den Kugeln berichten, die du mir gestohlen hast.«
    »Ich würde eine gerichtliche Untersuchung darüber unbeschadet überstehen. Außerdem genieße ich als Arzt und Chirurg wegen der meisten Anschuldigungen, die Ihr gegen mich vorbringen könnt, Immunität.« Das stimmte. Diejenigen Personen und deren Gehilfen, die in den Städten wichtige Funktionen für das Gemeinwohl ausübten, erhielten einen besonderen Schutz, sogar vor den Hellaugen. Die Vorin-Bürgerrechte waren so kompliziert, dass Kaladin sie noch immer nicht ganz begriffen hatte.
    »Ja, du würdest einen solchen Prozess gewinnen«, sagte Roschone. »Du warst sehr gründlich und hast genau die richtigen Dokumente vorbereitet. Du warst als Einziger dabei, als Wistiow sie gestempelt hat. Seltsam, dass keine seiner Schreiberinnen zugegen war.«
    »Die Schreiberinnen haben ihm die Dokumente vorgelesen. «
    »Und dann sind sie aus dem Zimmer gegangen.«
    »Weil Hellherr Wistiow es ihnen befohlen hatte. Sie haben das bezeugt, soweit ich weiß.«
    Roschone zuckte die Achseln. »Ich brauche gar nicht zu beweisen, dass du die Kugeln gestohlen hast, Arzt. Ich muss einfach nur so weitermachen wie bisher. Ich weiß, dass deine Familie
von Abfall lebt. Wie lange willst du sie noch um deines Stolzes willen leiden lassen?«
    »Ihr könnt sie genauso wenig einschüchtern wie mich.«
    »Ich will nicht wissen, ob ihr von mir eingeschüchtert seid. Ich will wissen, ob ihr verhungert.«
    »Keineswegs«, erwiderte Lirin mit trockener Stimme. »Falls uns etwas zu essen fehlen sollte, können wir uns an der Aufmerksamkeit mästen, die Ihr uns schenkt, Hellherr . Wir spüren Eure Augen auf uns ruhen, wir hören das, was Ihr den Leuten im Ort zuflüstert. Da Ihr uns so eingehend beobachtet, könnte man auf den Gedanken kommen, dass Ihr derjenige seid, der eingeschüchtert ist.«
    Roschone schwieg. Den Spieß hielt er schlaff in der Hand, während er die strahlend grünen Augen zusammenkniff und die Lippen schürzte. Kal musste sich zusammenreißen, damit er unter diesem missbilligenden Blick nicht immer kleiner wurde. Hellaugen wie Roschone verbreiteten eine Aura der Herrschergewalt.
    Er ist kein richtiges Hellauge. Er ist ein Zurückgewiesener. Bald werde ich richtige sehen. Ehrenmänner.
    Lirin hielt Roschones Blick stand. »Jeder Monat, den wir Widerstand leisten, ist ein Schlag gegen Eure Autorität. Ihr könnt mich nicht verhaften lassen, denn ich würde den Prozess gewinnen. Ihr habt versucht, andere Leute gegen mich aufzubringen, aber tief in ihrem Innern wissen sie, dass sie mich brauchen.«
    Roschone beugte sich vor. »Ich mag eure kleine Stadt nicht.«
    Lirin runzelte die Stirn, als er diese seltsame Antwort
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