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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Autoren: Brandon Sanderson
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hinein und spürte angesichts dieses kleinen Sieges eine Woge der Erregung – und ein gleiches Maß an Panik.
    Sie würden Roschone gegenübertreten. Endlich.
    Die Sitzbänke im Inneren waren erstaunlich; das rote Tuch, mit dem sie bespannt waren, fühlte sich weicher an als alles, worauf Kal jemals gesessen hatte. Als er Platz nahm, stellte er fest, dass der Sitz außergewöhnlich stark federte. Lirin setzte sich Kal gegenüber, zog die Tür zu, und der Kutscher schlug mit der Peitsche nach den Pferden. Das Gefährt wendete und ratterte die Straße zurück. Trotz der weichen Sitze wurde es doch eine schrecklich holprige Fahrt. Kals Zähne schlugen gegeneinander. Es war schlimmer, als in einem Karren zu fahren, auch wenn das vermutlich nur daran lag, dass die Kutsche so schnell war.
    »Warum wolltest du nicht, dass wir davon erfahren?«, fragte Kal.
    »Ich war mir noch gar nicht sicher, ob ich überhaupt gehen würde.«
    »Was hättest du denn sonst tun können?«

    »Wegziehen«, sagte Lirin. »Euch nach Kharbranth bringen, aus diesem Ort und diesem Königreich fliehen und dadurch Roschones Missgunst entkommen.«
    Entsetzt kniff Kal die Augen zusammen. An eine solche Möglichkeit hatte er gar nicht gedacht. Plötzlich schien alles größer zu werden. Seine Zukunft veränderte sich, gestaltete sich um und nahm ein völlig anderes Aussehen an. Vater, Mutter, Tien – zusammen mit ihm. »Wirklich?«
    Lirin nickte geistesabwesend. »Selbst wenn wir nicht nach Kharbranth gegangen wären – ich bin mir sicher, dass uns viele Alethi-Städte willkommen geheißen hätten. Sie müssen mit ihren örtlichen Heilern auskommen, die den größten Teil ihrer Kenntnisse aus dem Aberglauben oder ihren gelegentlichen Arbeiten an einem verwundeten Chull beziehen. Wir könnten sogar nach Kholinar gehen. Ich bin erfahren genug, um dort als Arzthelfer zu arbeiten.«
    »Warum gehen wir dann nicht? Warum sind wir noch nicht weg?«
    Lirin sah aus dem Fenster. »Ich weiß nicht. Wir sollten tatsächlich wegziehen. Es wäre sinnvoll. Wir haben ja das Geld dazu. Und wir sind hier nicht erwünscht. Der Stadtherr hasst uns, die Menschen misstrauen uns, und der Sturmvater selbst scheint geneigt zu sein, uns fertigzumachen.« Was war es, das in Lirins Stimme lag? Bedauern?
    »Ich habe einmal versucht zu gehen«, sagte Lirin sanfter. »Aber es spannt sich ein starkes Band zwischen der Heimat eines Menschen und seinem Herzen. Mir sind die Menschen hier nicht gleichgültig, Kal. Ich habe ihre Kinder zur Welt gebracht, ihre Knochen eingerenkt und ihre Wunden geheilt. In den letzten Jahren hast du das Schlimmste von ihnen zu sehen bekommen, aber davor gab es auch gute Zeiten.« Er drehte sich zu Kal um und faltete die Hände. Die Kutsche ratterte voran. »Sie gehören zu mir, mein Sohn. Und ich gehöre zu ihnen. Ich bin für sie verantwortlich, vor allem jetzt, da Wistiow
nicht mehr da ist. Ich kann sie doch nicht an Roschone ausliefern.«
    »Obwohl ihnen gefällt , was er tut?«
    »Besonders deswegen.« Lirin fasste sich an den Kopf. »Sturmvater! Jetzt, wo ich es laut ausspreche, klingt es richtig dumm.«
    »Nein. Ich verstehe schon. Das glaube ich jedenfalls.« Kal zuckte die Achseln. »Sie kommen ja noch immer zu uns, wenn sie verletzt sind. Zwar beschweren sie sich darüber, dass es unnatürlich ist, einen Menschen aufzuschneiden, aber sie kommen trotzdem. Ich habe mich immer gefragt, warum sie das tun.«
    »Und – bist du zu einem Ergebnis gekommen?«
    »Ein bisschen schon. Ich glaube, am Ende wollen sie lieber weiterleben und dich dafür noch ein paar Tage länger verfluchen. Das machen sie eben. So wie du sie heilst. Und sie haben dir Geld gegeben. Die Menschen sagen alles Mögliche, aber dort, wo sie ihre Kugeln hinlegen, ist ihr Herz.« Kal runzelte die Stirn. »Ich vermute, dass sie dich wirklich geschätzt haben.«
    Lirin lächelte. »Weise Worte. Ich vergesse immer wieder, dass du schon fast ein Mann bist, Kal. Wann bist du eigentlich erwachsen geworden?«
    In jener Nacht, als wir fast ausgeraubt worden wären, dachte Kal sofort. In jener Nacht, als du die Männer draußen beleuchtet und gezeigt hast, dass Tapferkeit nichts mit einem Speer zu tun hat, den man in der Schlacht festhält.
    »In einer Hinsicht hast du allerdings Unrecht«, sagte Lirin. »Du hast gesagt, dass sie mich geschätzt haben . Das tun sie doch noch immer. O ja, sie knurren zwar – das haben sie seit jeher getan. Aber sie bringen uns immer wieder
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