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Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)

Titel: Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Autoren: Brandon Sanderson
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zugleich aber so groß wie die Welt.«
    Er zupfte weiter sein Lied. Man klimperte nicht einfach auf einem Enthir herum. Man tat es einfach nicht – zumindest dann nicht, wenn man ein Mensch mit einem gewissen Gefühl für Anstand war.
    »Wie immer verraten uns unsere Taten auch in diesem Fall«, sagte Schelm. »Wenn eine Künstlerin ein Werk von machtvoller Schönheit erschafft, indem sie neue und einfallsreiche Techniken verwendet, wird sie als Meisterin gelobt und eine neue ästhetische Bewegung gründen. Aber was ist, wenn eine andere, die unabhängig von der ersten, jedoch mit gleichem Geschick, dasselbe im nächsten Monat erschafft? Wird sie einen ähnlichen Ruhm erringen? Nein, man wird sie eine Nachahmerin nennen.
    Verstand. Wenn ein großer Denker eine neue Theorie in der Mathematik, in einer anderen Wissenschaft oder in der Philosophie entwickelt, dann werden wir ihn einen Weisen nennen. Wir werden zu seinen Füßen sitzen, von ihm lernen und seinen Namen in die Geschichtsbücher schreiben, damit Tausende und Abertausende ihn verehren können. Aber was ist, wenn ein anderer Mann aus eigener Kraft dieselbe Theorie entwickelt hat und die Ergebnisse nur eine Woche später veröffentlicht? Wird man sich an seine Größe erinnern? Nein. Er wird vergessen werden.
    Erfindungen. Eine Frau baut ein neues Gerät von erheblichem Wert – irgendein Fabrial oder ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Sie wird als Erfinderin berühmt sein. Aber eine andere Frau mit demselben Talent erschafft dasselbe Gerät ein Jahr später, ohne dabei zu wissen, dass es schon existiert.
Wird diese zweite Frau für die gleiche Erfindungsgabe belohnt werden? Nein. Sie wird sogar eine Nachahmerin und eine Diebin genannt werden.«
    Er zupfte die Saiten, die Melodie setzte sich fort, drehte sich, klang bewegend, aber auch ein wenig spöttisch. »Und zu welchem Schluss kommen wir am Ende?«, fragte er. »Ist es wirklich die Geistesgabe eines Genies, die wir verehren? Wenn es nur um ihre Kunstfertigkeit und die Schönheit ihres Verstandes ginge, würden wir sie dann nicht loben, obwohl wir das Ergebnis schon einmal gesehen haben?
    Aber das tun wir nicht. Bei zwei Werken von künstlerischer Größe, die einander vollkommen ebenbürtig sind, rühmen wir stets diejenige Person, die es zuerst geschaffen hat. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, um was es geht. Wichtig ist nur, dass man es zuerst erschafft.
    Also bewundern wir nicht die Schönheit selbst. Und auch nicht die Verstandeskraft. Es geht nicht um die Erfindung, um das ästhetische Werk oder die Fähigkeit, etwas dergleichen zu erschaffen. Was ist das größte Talent, das ein Mensch besitzen kann?« Er zupfte eine letzte Saite. »Es scheint mir, dass es bloß die Gabe ist, etwas Neues zu erschaffen. «
    Die Wächter wirkten verwirrt.
    Das Tor erzitterte. Etwas hämmerte von draußen dagegen.
    »Der Sturm ist gekommen«, sagte Schelm und stand auf.
    Die Wächter suchten nach ihren Speeren, die sie an der Mauer abgestellt hatten. Sie hatten ein Wächterhaus, aber das war leer; sie zogen die frische Nachtluft vor.
    Das Tor erbebte abermals, als befände sich auf der anderen Seite etwas ungeheuer Gewaltiges. Die Wächter schrien auf und riefen den Männern auf der Mauer etwas zu. Chaos und Verwirrung waren vollständig ausgebrochen, als zum dritten Mal gegen das Tor gehämmert wurde. Nun vibrierte es, als wäre es von einem Felsbrocken getroffen worden.

    Und dann wurde eine helle, silbrige Schwertklinge in das massive Tor gerammt und nach oben gerissen, bis die Stange, die die beiden Flügel verschloss, zerteilt war. Dies war eine Splitterklinge.
    Die Torflügel schwangen auf. Die Wächter taumelten zurück. Schelm blieb auf seinen Kisten sitzen, hielt das Enthir in der einen Hand und warf sich mit der anderen seinen Reisesack über die Schulter.
    Vor dem Tor stand auf der dunklen, mit Steinen gepflasterten Straße ein einsamer Mann mir dunkler Haut. Sein Haar war lang und verfilzt, und seine Kleidung schien kaum mehr als ein zerrissener Sack zu sein, der seine Hüften bedeckte. Er stand mit geneigtem Kopf da; das feuchte, schmutzige Haar hing vor seinem Gesicht und vereinigte sich mit einem Bart, in dem Holzsplitter und Blätter hingen.
    Seine Muskeln glitzerten feucht, als wäre er soeben eine lange Strecke geschwommen. Er trug eine gewaltige Splitterklinge, hatte die Spitze etwa einen Fingerbreit in den Stein unter sich gerammt und die Hand auf den Griff gelegt. Die Klinge spiegelte den
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