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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Autoren: Martin Krüger
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verlassen?
    Ein Weißer taumelte vorbei, sein Umhang stand in Flammen. Connor war dicht hinter ihm, der Adler baumelte vor seiner Brust hin und her, als wäre er selbst lebendig. »Eine neue Fackel«, schrie er, »und dann weg hier! In den Keller, sofort!«
    Der Reverend sah, wie John neben ihm den Kopf schüttelte. »Wir werden es nicht schaffen.« Johns Stimme war müde, abgekämpft, erschöpft. Ein Mann, der gerne aufgeben würde.
    »Aber Jack und Miranda sind dort unten! Wir müssen zusammenbleiben! Verdammt, John, was soll das?«
    »Nein.« John sank gegen den Schrank, der auf die Seite gekippt vor ihnen lag. Seine Hand fand seine Schulter und drückte gegen die blutende Wunde. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Sie sind jetzt auf sich gestellt. Ich werde die Kinder nicht in den Tod schicken und zurück in die Halle bringen. Wir haben einen Fehler gemacht. Der Fluch dauert an. Bleib hier oder geh, Connor, es ist deine Entscheidung. Aber ich werde nicht mit dir kommen.«
    »Wo sind die Kinder?«
    »Weiter hinten.« John deutete mit dem Daumen über die Schulter, als würde er Connor an einem Sommertag den Weg zum nächsten Einkaufszentrum weisen. »Mara ist bei ihnen.«
    »John ... ich ... ich kann Miranda und Jack nicht allein dort unten lassen ...«
    »Ich verstehe das.«
    »Aber ich werde zurückkommen. Wenn ihr nicht mit uns kommen könnt, dann ... werden wir zu euch kommen.«
    John lächelte traurig. »Ich wünschte, es wäre so.«
    Und um sie herum schwoll der Sturm zu neuer Kraft an. Die Weißen strömten herein, glitten über die zersplitterte Fensterfront hinweg und stießen ihre schrecklichen Schreie aus. Connor drehte sich um, hob die Fackel und blickte ihnen entgegen.
    Reverend Hopper zielte und schoss. Kommt, dachte er und ihm war, legte sich eine Hand auf seine Schulter, um ihm zu sagen, dass er nicht allein sein würde, wenn er starb.

83
    Jack hörte das heisere Lachen und er hörte Mirandas schmerzvolles Stöhnen, das sie zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch ausstieß. Auf ihrer Stirn standen große Schweißperlen, ihre Haut war im fahlen Licht der aufgehenden Sonne weiß wie dünnes Pergamentpapier.
    »Kümmer dich nicht um mich«, sagte sie schleppend. »Dort ist jemand!«
    Und Jack wusste, dass sie recht hatte. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er die Umrisse der Gestalt sehen, die dort stand. Er legte die Finger um den Griff des .45ers.
    »Kommen Sie raus!«
    »Gerne.«
    Aus der Dunkelheit trat Jim Jones. Seine Wangen waren rot, sein Hemd nahezu unversehrt. Jack zuckte zusammen, als er das breite Lächeln sah, das auf seinem Mund stand. Ein breites Lächeln, mit vielen Zähnen ...
    »Du«, sagte Jack.
    »Ich.« Jim grinste und faltete die Hände vor seinem Bauch. »Ich lebe noch.«
    Jack hob den Revolver. »Floyd sagte, die Weißen ... sie wären hier.« Sein Blick fiel auf das Fenster. Schnee wehte herein, der Sturm draußen fauchte. Die adlerähnlichen Schreie der Weißen ließen die Wände erzittern. Irgendwo über ihnen knallte das Jagdgewehr. »Was ist geschehen?«
    »Floyd hat versucht mich zu töten. Aber er hat nicht gewusst, was er tat. Floyd ... war am Ende nur ein Wahnsinniger.« Jim trat einen Schritt in den Raum hinein und mit ihm wehte ein süßlicher Geruch, der an Verwesung erinnerte.
    Was ging hier vor sich? Jack blinzelte. Ein Knurren wehte heran, von der anderen Seite dieses Mal, und Jims Augen glühten auf. Rot waren sie, blutrot! Jack starrte in das Gesicht des Mannes, der jahrzehntelang Manager des Three Larches gewesen war. Der .45er in seiner Hand bebte, als wollte eine unsichtbare Kraft den Lauf auseinanderreißen. Jacks Finger suchten den Abzug ...
    »Jack! Nein!«, schrie Miranda. Ihre Stimme brach ab und ging über in ein Würgen. Jack fuhr herum: Die Luft um den Stuhl herum flirrte, wie es heiße Luft an einem Sommertag über Asphalt tat, und die Schnüre, die bislang leblos auf dem Boden gelegen hatten, schwebten jetzt und hatten sich um Mirandas Hals gewickelt.
    »Jack Carver«, sagte Jim, aber es war nicht seine Stimme, die aus seinem Mund kam. »Du hast den falschen Mann getötet. Ich bin es. Ich bin der Erbe von Colin Larches. Ich bin sein Sohn.«
    »Nein!«, schrie Jack, aus der Starre gerissen. Er drückte ab und der .45er brüllte auf und spuckte Feuer. Vom Boden wirbelte ein Rohr heran, flog in die Schussbahn und lenkte die Kugel ab. Jack riss die Waffe höher, zielte auf Jims Kopf, der für eine Sekunde dem eines
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