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Hollywood & Buecherwurm

Hollywood & Buecherwurm

Titel: Hollywood & Buecherwurm
Autoren: Daniela Felbermayr
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    Es war etwas nach zwei Uhr Nachmittags an diesem Montag, als die Whispering Oaks Road ruhig und stilldalag, wie es für Straßen in den Vereinigten Staaten an Nachmittagen unter der Woche wohl üblich war, wenn die meisten Anwohner bei der Arbeit, und nur ein kleiner Bruchteil, der die Hausfrauen, die Senioren und die Glücklichen, die ihre freien Tage aufbrauchten, einschloss, zu Hause waren. Es war windstill und aus der Ferne vernahm man das Bellen eines Hundes, es duftete nach frischen Blumen und in einigen Gärten konnte man eifrige Hobbygärtner dabei beobachten, wie sie ihre Blumenbeete auf Vordermann brachten. Ein Rasenmäher röhrte ein Stück die Straße hinunter über einen der gepflegten englischen Rasen, die in der Straße zum guten Ton gehörten und aussahen, als wären sie mit Schere und Lineal in Form geschnitten worden. Es war, wie es immer gewesen war in der Whispering Oaks Road, wie es gewesen war, als Taylor Willows noch ein Mädchen gewesen war und hier gelebt hatte.
     
    Das Taxi hielt am Haus mit der Nummer 3973 und Taylor öffnete die Türe.
    „Das macht 23,75 Ma’am“, sagte der mexikanisch wirkende Taxifahrer  (sein Name war Ramon, das hatte er Taylor während der ersten paar Meter Fahrt erzählt) ohne jeglichen Akzent, nachdem er den roten Knopf an der Oberseite seines Taxameters gedrückt hatte. Er erinnerte Taylor ein wenig an den Mann aus dem Werbespot für Tacoworld, einer spanischen Fastfoodkette, die sich in Manhattan angesiedelt hatte, und dessen Hauptwerbeträger ein Mann war, der, bis auf den fehlenden Sombrero und den übergroßen Taco in der Hand, genauso aussah, wie Ramon.
    Taylor holte ihre längliche Louis Vuitton Brieftasche hervor und zog drei Zehn-Dollar-Scheine daraus hervor. Sie drückte sie dem Mann in die Hand.
    „Danke, der Rest ist für sie“, sagte sie.
    „Vielen Dank Ma’am“, antwortete der Fahrer, zog die Handbremse an und stieg aus dem Wagen, um Taylors Gepäck aus dem Kofferraum zu holen. Er stellte einen Samsonite-Hartschalenkoffer und eine große Louis Vuitton-Reisetasche auf den Bürgersteig neben Taylor ab.
    „Vielen Dank“, sagte diese.
    „Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag Ma’am, und danke für das Trinkgeld!“ Mit diesen Worten stieg Ramon wieder in den Wagen und fuhr Richtung Osten davor.
     
    Taylor drehte sich um und stand direkt vor ihrem Elternhaus. Eine Brise warmer Sommerluft wehte ihr ins Gesicht und trug Oleanderduft zu ihr herüber. In ihr hatte sich ein wohliges Gefühl des „Nach-Hause-Kommens“ ausgebreitet. Auch wenn die Umstände ihres Besuches nicht gerade die Erfreulichsten waren – sie hatte sich erst vor zwei Wochen von ihrem Verlobten getrennt und wollte erst einmal Abstand von New York, wo sie seit elf Jahren lebte und als Schriftstellerin arbeitete, und Allem dort, was sie an ihren Exfreund erinnerte, gewinnen. Außerdem hatte sie beschlossen, ihren neuen Roman hier in Brentwood zu beginnen und zumindest zur Hälfte hier zu schreiben. Sie wollte alles hinter sich lassen, bevor sie wieder von vorne anfing. Sie wollte einen Schlussstrich unter ihr altes Leben setzen und später, in einigen Monaten als neuer Mensch zurück nach New York kehren. Nicht, dass sie dies alles nicht auch in Manhattan hätte tun können, doch in ihrem Appartement in Midtown fühlte sie sich, als würde ihr die Decke auf den Kopf fallen. Alles erinnerte sich hier noch an Dave, der noch nicht einmal seinen ganzen Krempel abgeholt hatte, sondern dies dann tun wollte, wenn Taylor nicht zu Hause war.  Das Büro war noch immer mit seinen Sachen vollgestellt und sie hatte ihrer besten Freundin Shannon die Schlüssel dafür gegeben, sollte Dave sein Zeug während ihrer Abwesenheit haben wollen. Es gab eigentlich nichts, was Taylor in New York gehalten hätte, abgesehen von Shannon, mit der sie aber auch via Mail und Telefon in Kontakt bleiben konnte. Seit Jahren hatte sie davon geträumt, sich einfach einmal eine Auszeit von der Stadt zu nehmen, doch während ihrer Beziehung mit Dave, dem alles, was nicht topmodern und futuristisch war, anwiderte, war dieses Unterfangen nicht gerade einfach. Außerdem hielt Dave ohnehin nicht viel davon, Urlaub zu machen und eine Woche, geschweige denn mehrere Monate von zu Hause weg zu sein wäre für ihn einem Weltuntergang gleich gekommen. Obwohl Taylor schon immer davon geträumt hatte, eine Kreuzfahrt zu machen und Dave ihr des Öfteren versprochen hatte, sie zu begleiten, waren sie, bis auf eine
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