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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Autoren: Martin Krüger
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Stuhl mitsamt seinem leblosen Körper kippte um.
    Sein Fall schien endlos lang zu dauern, wie ihn Zeitlupe, dachte Jack. Floyds Kopf hüpfte ein letztes Mal nach oben, als die Stuhllehne auf dem Boden aufkam, und fiel dann verdreht auf die Seite.
    Jack hielt den Atem an. Seine Hand, die den Revolver hielt, zitterte heftig. Er blickte über die Schulter zu John, Connor und Miranda hinüber. Über Mirandas Wangen rannen stumme Tränen. Sie alle wagten es nicht, zu atmen. Es war, als wäre in diesem Augenblick sogar der Sturm verstummt.
    Der Schuss verhallte und ...
    Nichts geschah.
    Der Sturm heulte wieder, als wäre die Lautstärke von einer unsichtbaren Hand wieder hochgedreht worden. Die Weißen standen hinter dem Glas, aufgereiht wie Raubtiere, die darauf warteten, dass der Schieber geöffnet wurde, damit sie an die vorbereitete Beute gelangen konnten.
    »Und jetzt? Was passiert jetzt? Ist der Fluch aufgehoben?«
    »Ich ... weiß es nicht ...« Jack sah, wie die Weißen die Klauen hoben. Er sah die vielen spitzen Zähne. Wieso geschah nichts? Sie hatten den Nachfahren getötet, aber wieso geschah nichts?
    »Verdammte Scheiße, Floyd ist tot!« Jack hörte sich selbst aufschreien, aber es war, als stieß diesen Schrei jemand anders aus, jemand, der nicht er war, jemand, der noch immer im Hotel gefangen war, jemand, der sich einem Fluch gegenübersah, der noch immer andauerte.
    »Bradley ...«, sagte Miranda. »Oh Gott.« Erst jetzt, wo Miranda zu der gleich in der Nähe auf dem Boden liegenden Gestalt eilte, nahm Jack wahr, wer dort lag.
    »Verdammt, Jack, er stirbt!«
    »Ich hole den Erste-Hilfe-Koffer«, sagte John und rannte davon. Jack wollte ihm hinterherschreien, aber seine Stimmbänder wollten ihm nicht gehorchen. Etwas war falsch, etwas war so verdammt falsch und er wusste es. Er wusste, dass sie gerade jetzt nicht kopflos davonstürzen sollten, aber die Dinge wuchsen über sie alle hinaus ... Jack sprang Miranda zur Seite. Bradley hielt sich den Bauch, er atmete nur noch schwach. Zwischen seinen gespreizten Fingern sickerte dunkelrotes Blut hindurch. Die Wunde, die Richter ihm mit dem Messer zugefügt hatte war tief. Jack glaubte, dass dies Gedärme waren, die dort offen lagen.
    »Jack ...«, Bradley öffnete den Mund und seine Zunge war voll von Blut. Ein rosafarbener Speichelfaden spannte sich zwischen seinen Zähnen und zerriss. »Ich ... ich habe gehört, was ... was Floyd sagte ... ihr müsst ... ihr müsst ...«
    »Ganz ruhig, Greg. Hilfe ist unterwegs.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein ... ich ... ich ... werd es nicht schaffen.« Seine Stimme wurde immer schwächer. »Ihr müsst verhindern, dass die Anlage ... explodiert. Sie ... es hat nicht funktioniert ... lasst nicht zu ... dass ...« Am Ende nannte er den Namen einer Frau, die Jack nicht kannte. Das Licht in seinen Augen wurde dunkel und erlosch.
    »Nein«, sagte Miranda. »Oh nein.«
    »Ruhe in Frieden, Greg. Und er hat recht«, sagte Connor. »Jack, wir sollten nach unten gehen! Sofort!«
    Jack blickte auf den toten Körper von Greg Bradley hinab. Paralysiert, unfähig sich zu bewegen. »Wieso hat es nicht funktioniert, Connor?«
    »Ich weiß es nicht. Scheiße, ich hab wirklich keine Ahnung.«
    Jack atmete ein, dann aus, nur um einen kurzen Augenblick zu verstehen, dass Bradley wirklich tot war. Als er auf seine Hände herabblickte, sah er, dass er noch immer den Revolver hielt. »Also gut.«
    »Miranda, bleib hier und warte auf John. Dann geht in den Speisesaal«, sagte Connor. »Dort, wo der Reverend mit den Kindern wartet.«
    »Ihr könnt nicht dort runter! Wenn die Anlage explodiert, ist es nicht sicher!«
    »Ich weiß, Miranda, aber so sehr ich Jim auch hasse, ich werde ihn nicht verbrennen lassen!« Jack sicherte den Revolver und steckte ihn in den Gürtel. »Gehen wir!«
    Sie kamen nicht weit.

81
     
    Im selben Moment, als Jack die Hand nach der Klinke der schweren Sicherheitstür ausstreckte, erschütterte ein heftiger Schlag den gesamten Boden der Eingangshalle. Die große Standuhr kippte um, die Klingel am Rezeptionstisch flog durch die Luft und rollte scheppernd über den Boden. Jack war es, als würden ihm die Beine unter dem Körper weggezogen, er riss die Hände hoch, um sich abzustützen, während er fiel.
    Unter ihnen röhrte die Explosion. Ein zweiter, heftiger Schlag traf den Boden und ließ Jack einige Meter gegen eine Wand schlittern. Als sein Kopf gegen die Wand prallte, wurde es ihm für einige Sekunden schwarz vor
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