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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Autoren: Martin Krüger
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gelang es Jack, sich beinahe wieder zu erinnern. Die Erinnerung an die Kälte kehrte stets als erstes zurück. Manchmal war es ihm, als würde er ein Lachen hören, das direkt aus den Wänden zu kommen schien. Dann wanderte er benommen durch die Wohnung und kontrollierte die Rollläden, die er jede Nacht sorgfältig verschloss. Wenn er schlafen konnte, war es nicht besser. In seinen Albträumen gingen blinde Wesen umher, an die er sich nicht mehr erinnern konnte, aber er wusste, dass er sie einmal gesehen hatte. Er konnte spüren, dass etwas sein Leben berührt hatte. Manchmal, wenn es sehr still war, glaubte Jack, dass er die Stimme hören konnte, jene Stimme, die ihm ein Angebot machen wollte ...
    Wenn er schreiend aus dem Schlaf erwachte und sich schweißnass im Bett aufrichtete, wusste er häufig für den ersten Moment nicht, wo er sich befand. Aber es gab etwas, das ihm Halt gab. »Du hattest einen Albtraum«, sagte die verschlafene Stimme neben ihm. »Es ist alles gut.«
    »Miranda ... ich konnte mich fast wieder erinnern. Es hatte etwas mit einem Hotel zu tun, glaube ich. Waren wir mal in einem Hotel?«
    Miranda setzte sich auf, ihr dunkles Haar war seidig und weich im Kontrast zu dem weißen Laken. Sie legte eine kühle Hand an Jacks Stirn. »Es ist nichts, Jack. Nur ein Albtraum. Du träumst ständig von diesem Hotel.«
    Jack wusste, dass sie wahrscheinlich recht hatte und er verrückt geworden wäre, wenn er Miranda nicht hätte. Sie war es, die ihn aus allen dunklen Tälern zurückholte, wenn er abends allein in seinem Arbeitszimmer über der Schreibmaschine saß und kein Wort auf das Papier brachte, weil die Erinnerungen an zu viele Albträume auf ihn einstürzten ...
    »Ich frage mich, ob ich jemals wieder durchschlafen werde.«
    »Das wirst du. Vertrau mir.« Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihr Herz, das ruhig und gleichmäßig schlug. »Jeder Albtraum vergeht irgendwann. Denk daran, das hier, das ist real.«
    »Ich weiß.« Jack sank auf das Kissen zurück. »Realität.« Er sagte das Wort manchmal vor sich hin, auch wenn er nicht wusste, wieso er dies tat. Vielleicht wollte sein Unterbewusstsein ihn an etwas erinnern, ihn davon überzeugen, dass er nicht träumte.
    Wenn die Albträume doch nur vergehen würden. Miranda strich über seine Hand. »Vielleicht hättest du mein Angebot doch annehmen sollen«, sagte sie.
    Jack zuckte zusammen. Sie schlief, kein Zweifel, und doch hatte sie gesprochen. Etwas in diesen Worten kam ihm teuflisch bekannt vor.
    Nach einiger Zeit schlief Jack endlich ein. Kein Albtraum peinigte ihn mehr in dieser Nacht.
    Draußen, von ihnen beiden unbemerkt, stand ein Mann auf dem Gehweg vor ihrem Haus. Der dunkle Mantel wehte sanft im Wind. Dort, wo er stand, erreicht kein Licht der Straßenlaternen den Boden. Um ihn herum war das Dunkel verdichtet und undurchdringlich. Er betrachtete die dunklen Fenster im ersten Stock, nachdenklich, wie es schien. Dann lächelte er, mit einer unnatürlich großen Anzahl von Zähnen.
    Schließlich ging er in die Nacht hinein, wo sich seine Spur verlor.

90
Epilog
    So endete es. Lieber Leser, ich möchte an dieser Stelle den Stift niederlegen, denn es gibt nichts mehr zu schreiben. Die Geschichte ist erzählt. Wir alle sollten uns jetzt etwas anderem zuwenden.
    Aber dann bemerke ich, dass sie verweilen. Wieso?
    Sie werden sich fragen, wieso ich diese Geschichte erzählen kann, wieso ich soviel weiß über all das, was ich weiß.
    Ich war dabei gewesen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche.
    Und vielleicht begegnen auch wir uns einmal, eines Tages.
    Als Schuldeneintreiber komme ich weit herum.
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