Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Autoren: Martin Krüger
Vom Netzwerk:
und stemmte sie hoch.
    Aus dem Speisesaal drang der Schrei eines Mannes in höchster Not. Es war der Reverend, das wusste Jack. Sein Atem stockte, als er hörte, wie das Weinen zweier Kinder in den Schrei mit einstimmte.
    »Geh, Jack! Du wirst es nicht bis dahin schaffen! Zum Keller!«
    »Was ist, wenn der Keller brennt? Oder er voller Rauch ist?«
    »Dann wirst du wenigstens nicht gleich sterben! Geh endlich!«
    Und Jack sah, dass Connor recht hatte. Zwischen Connor, Jack und Miranda und dem Eingang zum Speisesaal waren fünfzig, sechzig, vielleicht auch mehr von ihnen und auf der anderen Seite, bei den Treppenaufgängen noch einmal genauso viele. Sie stiegen die Treppen hinauf. Gott weiß, was sie dort oben taten.
    Jack rannte mit Miranda in den Armen zur Kellertür hinüber, wich einem Weißen aus, der sich ihm in den Weg stellte und von Connor mit der Fackel auf Distanz gehalten wurde. Dann riss Connor die Tür auf.
    »Mach, dass du runter kommst! Blockiert die Tür!«
    Jack betrat den ersten Treppenabsatz, als die Tür hinter ihm zuschlug. Die Barriere, die dort unten ursprünglich gegen ihn und die errichtet worden war, die ihm gefolgt waren, brannte. Der Qualm der ihm entgegen schlug, raubte ihm den Atem und nahm ihm die Sinne. Halb blind taumelte er die Treppe hinab, über die sich lange flackernde Schatten warfen, und er wäre gestürzt, hätte ihn nicht die Wand gebremst, an die er sie lehnen konnte. Miranda in seinen Armen wurde mit jedem Schritt schwerer, die Hitze des Feuers versengte seine Kleidung, als er die Barriere passierte.
    Komm schon, sagte er sich. Die Explosion kann nicht den ganzen Keller zum Einsturz gebracht haben. Irgendwo dort hinten musste es ein kühles Fleckchen geben, an dem er sich ausruhen konnte. Bitte, lass es ein kühles Fleckchen geben!
    Der Gang am Fuß der Treppe war merklich kälter. Am Boden lagen verstreut rauchende Metallteile, die von der Explosion herausgeschleudert worden waren. Jack schleppte sich vorwärts. In seinen Armen stöhnte Miranda unruhig.
    In dem kleinen Raum am Ende des Gangs stand ein Stuhl, unberührt war er und am Boden darum herum lagen achtlos abgestreifte Schnüre. Jack setzte Miranda behutsam ab und runzelte die Stirn, als er sah, dass nicht nur der Stuhl, sondern der ganze Raum vom Feuer offensichtlich unberührt war.
    Und das Fenster stand offen.
    »Jack!« Miranda war aufgewacht. Sie starrte auf einen Punkt auf der anderen Seite des Raumes. Dort war eine zweite Tür, die tiefer in den Keller führte, und hinter der Dunkelheit lag. »Jack, was ist das?«
    Er sah hinüber. In diesem Augenblick erkannte er den Fehler, den sie gemacht hatten. Miranda und er hätten niemals hier herkommen dürfen. Aus der Dunkelheit kam ein heiseres Lachen, das Jack wiedererkannte. Er hatte es schon einmal gehört, in jener Nacht, als das Hotel selbst zum Leben erwacht war.

82
    Dies war das Ende.
    Das Ende aller Dinge. Und am Ende war alles, was er in seiner Vision vorhergesehen hatte, wahr geworden. Reverend Hopper kniete hinter der Barriere und hielt das Jagdgewehr in den Händen, das Jagdgewehr, das ihm John mit den Worten in die Hände gedrückt hatte, er solle einige Kugeln aufheben, nur für den Fall, nur für den letzten Ausweg. Er war ruhig und spürte kaum den Pulsschlag, der seine Hände tanzen ließ.
    Der Reverend ahnte, dass sie bald die letzten Kugeln brauchen würden. Aber noch nicht. Nicht, solange es noch Hoffnung gab, und mochte sie auch noch so klein sein.
    Reverend Hopper hörte, wie sein Mund einen Kampfesschrei ausstieß, aber er wusste nicht, was er schrie. Er richtete den Lauf auf einen der heranstürmenden Weißen, der kurz vor der Barrikade seine Klauen nach ihnen ausgestreckt hatte, und drückte ab. Der Knall war laut, und doch ging er im Sturmbrausen unter. Das Mündungsfeuer war ein gelbes Aufblitzen. Hopper hatte noch nie eine schönere Farbe gesehen. Er traf, und das Wesen prallte zurück und stieß einen Schrei aus. Es war nicht verletzt, nur wütend. Und immer mehr kamen. Neben ihm kniete John, der aus seiner Schulterwunde heftig blutete. Er schleuderte ihnen brennende Tücher entgegen, goss Öl auf den Boden und entzündete es, während der rote Schein des Feuers sein stetig blasser werdendes Gesicht anstrahlte ...
    Sie würden nicht überleben.
    Floyd war tot und doch griffen die Weißen an.
    Hopper sprach ein Stoßgebet in Richtung des Himmels. Schreie, rings um ihn herum, der Geruch von Feuer und Tod. Gott, warum hast du mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher