Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Name der Welt

Der Name der Welt

Titel: Der Name der Welt
Autoren: Denis Johnson
Vom Netzwerk:
noch immer Geschichte, intensiver denn je sogar, nun, da unser Jahrhundert aus seinem Kokon geschlüpft und zu schön geworden ist, um noch untersucht zu werden, zu lebendig, um sich von ausgebrannten Intellektuellen diskutieren und ausschlachten zu lassen. Wichtig ist jetzt nicht mehr, vorherzusagen, wie seine gewaltigen Spasmen uns demnächst erschüttern werden. Wichtig ist, mit ihm vom Boden abzuheben.
    Nach drei Wochen in Dhahran zog ich weiter nach Norden, in das Städtchen Nuaryriyah. Eine Weile fuhr ich immer mal wieder durch die gleichförmige Leere der Hijarah-Wüste und interviewte amerikanische Soldaten an den Toren ihrer Lager. Ich verbrachte viele Nächte nahe der irakischen Grenze, schlief mitten in der riesigen Einöde in meinem gemieteten Toyota. Die Wüste bebte unter den unaufhörlichen Bombardements, grollte so tief, dass man es eigentlich nicht hören konnte. Aber ich war dort, ich habe es gespürt, den dumpfen Nachhall in der Seele. Ich trug Drillich, Wüstenstiefel und den Hut einer australischen Kommandotruppe. Mein Gesicht bräunte in der Sonne. Eine Gruppe von Nachwuchsführungskräften (wie soll ich sie sonst nennen? Es waren junge Ingenieure, Computerspezialisten, sogar ein Buchhalter von Parker-Boyd, einer zivilen Hubschrauber-Wartungsfirma, die im Auftrag des Militärs am Golf tätig war) nahm sich meiner in dem Irrglauben an, ich hätte die Erlaubnis, mich in der gesamten Region frei zu bewegen. Mit ihnen, ihren Leuten und ihrem Sicherheitspersonal, bestehend aus stämmigen, unverwundbar wirkenden jungen Marines, flog ich in Helikoptern über lodernde nächtliche Panzerschlachten in der Wüste, durch schwarzen Rauch, der sich in dichten Wolken über eine von brennenden Ölquellen durchlöcherte Welt schob, Ölquellen, die wie flackernde Notsignale, Signale der Hilflosigkeit aussahen, schwebte wie Beute in den Krallen eines Falken Über einen kahlen braunen Planeten, auf dem es nichts gab außer zwei, drei Straßen und einem Krieg, und setzte Tag für Tag ein Leben fort, das ich für ausgesprochen bemerkenswert halte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher