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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit
Autoren: Daniel Scholten
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hin.
    »Wir wissen leider nicht, was an dem Artikel so besonders sein soll«, log Barbro, bevor Ida auch nur einen Ton sagen konnte.
    »Das braucht ihr auch nicht zu wissen. Wir müssen alles mitnehmen und die Wohnung durchsuchen.«
    Dazu musste das KSI jedoch an Ida vorbei. »Auf dem Computer sind alle Babyfotos und meine Unterlagen. Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Der Anführer blinzelte. »Wir werden auf die Babyfotos achtgeben.«
    Nun musste das KSI nur noch an Barbro Setterlind vorbei. Dass sich das KSI so zu erkennen gab, war für sie ein klares Zeichen. Sie wissen, welches Geheimnis der Aufsatz enthielt, dachte Barbro, und Ida verstand es auch. Anscheinend hatte das KSI Elins Computer endlich geknackt. Nun ging es nur noch darum, dass nur das KSI in Zukunft Primzahlen faktorisieren konnte und kein anderer.
    »Wühlt ihr etwa auch in unserem Büro?«, fragte Barbro.

    »Natürlich. Das KSI macht so gut wie nichts anderes als wühlen.«
    »Ich würde gern mit dem Justizkanzler telefonieren. Reine Routine.«
    »Das kannst du, aber heute wirst du keinen finden, der nicht auf unserer Seite ist.«

93
    Hier musste es sein: Regeringsgatan 86, erste Etage. Kjell legte den Kopf in den Nacken und ließ seinen Blick an den sanft geschwungenen Formen der Fassade entlangwandern. Das Haus war etwa ein Jahrhundert alt. Er deutete mit dem Kinn hinauf zum Fenster in der ersten Etage. »Es brennt tatsächlich Licht!«
    »Dann klingeln wir«, sagte Tholander, in dessen Innerem sich die Zahnräder selbst in einem Augenblick wie diesem einfach weiterdrehten.
    Eine Frauenstimme meldete sich aus der Sprechanlage.
    »Wir sind von der Polizei«, antwortete Kjell. »Könntest du uns hereinlassen?«
    Im Treppenhaus hörte Kjell, wie oben die Tür quietschte. Noch auf den letzten Stufen wünschte er ein frohes neues Jahr, damit die Frau sich nicht fürchtete.
    »Euch auch. Seid ihr von der Säpo?«
    »Nein«, antwortete Kjell und klappte seinen Ausweis auf.
    »Ja«, antwortete Tholander und tat dasselbe.
    »Wie kommst du darauf, dass wir von der Säpo sind?«, fragte Kjell.
    Die Frau hatte weißes Haar, doch das war das Einzige, was an ihr wirklich alt aussah. »Die war früher immer für uns zuständig. Im Reichstag, wisst ihr.«

    »Ja, deswegen kommen wir. Wir suchen Elsa Wetterstig.«
    »Die bin ich. Kommt nur herein.«
    In der Wohnung musste es über dreißig Grad warm sein. Kjell und Tholander zogen im Flur ihren Mantel aus. Doch außer der Hitze und dem sorgsam arrangierten Blumenduft verriet nichts, dass hier eine alte Dame lebte. Die Möbel waren alle neu und aus hellem Holz. Dem gleichen hellen Holz wie der Plenarsaal des Reichstags. Das war bestimmt kein Zufall, dachte Kjell.
    Elsa Wetterstig war alleinstehend, aber alles andere als allein. Im Wohnzimmer saßen sechs weitere Damen an einem runden Tisch. Sie freuten sich über den Herrenbesuch.
    »Habt ihr gemeinsam den Jahreswechsel gefeiert?«, fragte Kjell, nachdem sie Platz genommen hatten. Zwischen ihm und Tholander hatte Elsa einen Puffer von zwei Damen vorgesehen.
    »Wir feiern alles zusammen«, lautete die Antwort.
    Kjell willigte ein, auf das neue Jahr anzustoßen, weil die Damenrunde so kultiviert wirkte. Keine war unter siebzig. Au- ßerdem wollte er beobachten, wie Tholander an dem bernsteingelben Likör nippte. »Wir kommen in einer dringenden Angelegenheit«, begann er dann und wandte sich an Elsa. »Nach unseren Informationen warst du von 1971 bis 1998 als Protokollantin im Reichstag beschäftigt.«
    »Nicht nur ich. Alle hier.«
    Die Damen nickten. Kjell fischte seinen Notizblock aus der Hosentasche. »Ist eine von euch Solveig Ehrsson?«
    »Das bin ich!«
    »Ich bin Charlotta«, sagte eine andere.
    »Und ich bin Martha.«
    »Ich bin Gull-Britt«, meldete sich die Letzte. Sie hatte auch noch goldgelbe Locken.
    Kjell starrte auf seine Liste. Dort standen genau diese Namen.
Eine Stunde lang hatte er zusammen mit Tholander herauszufinden versucht, welche Angestellten zum entscheidenden Zeitpunkt im Schreibbüro des Reichstags gearbeitet hatten. Sie hatten nur deshalb mit Elsa begonnen, weil sie damals die Chefin gewesen war. Und nun saßen sie hier alle an der runden Tafel. Offenkundig erfasste auch Tholander diesen dramaturgischen Glanzpunkt, doch wegen seiner seelischen Trockenheit fühlte er sich darin unwohl.
    »Ihr habt also alle im Herbst des Jahres 1982 im Reichstag gearbeitet?«, erkundigte sich Kjell.
    »Ja.«
    »Dann könnt ihr euch vielleicht an
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