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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit
Autoren: Daniel Scholten
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eine Frau mit dem Namen Ellen Johansson erinnern. Sie war damals eine Kollegin von euch. Von 1980 bis 86.«
    Mit einer kleinen Verzögerung nickten Elsa und darauf auch die anderen.
    »Im Sommer 1982 habt ihr alle einen Ausflug nach Lissabon gemacht, eure ganze Abteilung.«
    »Es handelte sich nicht um einen Ausflug«, sagte Elsa. »Der Europa-Ausschuss ist damals dorthin gereist, und wir haben ihn zum Mitstenografieren begleitet. Aber es war nicht die ganze Abteilung. Ein halbes Dutzend vielleicht.«
    »Ich war nicht dabei«, wandte Charlotta ein. »Ich konnte kein Englisch.«
    »Die Teilnehmer wurden nach ihren Fremdsprachenkenntnissen ausgewählt«, erklärte Elsa. »Aber wer das war, weiß ich nicht mehr.«
    »War Ellen Johansson dabei?«
    »Ja.«
    »Warum bist du dir sicher?«
    »Es gab Schwierigkeiten. Ich war als Chefin dafür verantwortlich.«
    »Was für Schwierigkeiten gab es denn?«

    »Ellen war plötzlich verschwunden. Sie hat etwas mit einem Einheimischen angefangen und sich zwei Tage lang nicht gemeldet.«
    Die anderen lehnten sich interessiert vor. Offenkundig wussten sie nichts von dem Vorfall. Elsa hatte ihn damals wohl diskret behandelt.
    »Es gab einen weiteren Vorfall«, sagte Kjell. »Später, hier in Stockholm.«
    Elsa nickte. »Ellen hat ein Kind bekommen.«
    »Das meine ich nicht. Kurz nach eurer Rückkehr kreuzte ein Mann im Büro auf.«
    Elsa nickte, daraufhin nickten auch die anderen. Davon wussten sie.
    »Nach meiner Kenntnis wollte er Ellen Johansson sehen«, sagte Kjell.
    »Sie war an jenem Tag nicht da. Ich habe sie angerufen.«
    »Ahntest du damals, dass er Ellens Affäre in Lissabon war?«
    »Natürlich. Er kam ja aus Lissabon. Den Zusammenhang habe ich sofort begriffen.«
    »Er hat bei seinem Besuch hier in der Stadt allerdings nicht erfahren, dass er Vater würde?«
    »Ellen ließ sich verleugnen. Sie war immer recht sonderbar. Sie war ein wunderbarer Mensch, aber ohne jedes Gefühl für Gemeinschaft. Irgendwann ist sie weggezogen aus Stockholm. Wir wissen nicht, was sie heute macht.«
    »Ihr habt den Mann damals im Büro also alle gesehen?«
    »Das haben wir.«
    »Er war sehr schön«, ergänzte Charlotta. »Ein wenig älter als Ellen war er, aber genauso, wie ein Portugiese sein muss.«
    Tholander reichte Kjell das Kuvert über den Tisch. Der nahm drei großformatige Bilder heraus und breitete sie auf dem Tisch aus. »Ist es dieser Mann?«

    Die Reaktion fiel nicht gerade eindeutig aus. Elsa und Charlotta zogen je einen Abzug zu sich heran. Martha suchte nach ihrer Lesebrille.
    »Euer Urteil ist für uns von höchster Wichtigkeit. Ellens Tochter Sofi ist heute siebenundzwanzig Jahre alt …«
    Charlotta ließ ihre Hände auf die Tischplatte sausen. »Natürlich! Sofi hieß das Mädchen! Die hatte ganz schwarzes Haar. Wie der Portugiese.«
    »… und arbeitet als meine Assistentin bei der Reichsmordkommission«, nahm Kjell den Faden wieder auf. »Wir ermitteln in einem Fall, wo ein Mann dieses Alters und mit einem solchen Hut die Schlüsselfigur ist.« Kjell nahm das Phantombild aus der Mappe, mit dem sie Ardelius gesucht hatten.
    Die Frauen verstanden noch nicht recht. Sie verglichen die Fotos von dem Mann, der vorhin vor Sofis Tür gestanden hatte, mit der Phantomzeichnung von Ardelius. Das hatte Kjell einem Foto von Ardelius’ Leiche vorgezogen, weil er darauf natürlich keinen Hut trug.
    »Hm«, meinte Elsa. »Die sind beide im selben Alter und tragen einen Hut. Wollt ihr nun von uns wissen, ob der Mann auf den Fotos der Mann auf der Zeichnung ist?«
    »Nein. Das könntet ihr ja nicht besser beurteilen als wir. Ich möchte wissen, ob der Mann auf dem Foto Ellens Liebhaber aus Portugal ist. Das behauptet er nämlich. Und er behauptet, Sofis Vater zu sein.«
    Elsa Wetterstieg wog das Foto und die Phantomzeichnung in den Händen. »Verstehe ich das richtig? Die beiden sehen sich verflixt ähnlich. Wenn der auf dem Foto tatsächlich der Mann ist, den wir kennen, dann hat der überhaupt nichts mit deiner Ermittlung zu tun, weil er Sofis Vater ist, ja?«
    Kjell lächelte verkrampft. »Genauso ist es.«
    Der Chor der pensionierten Reichtstagsschreiberinnen seufzte.

    »Der angebliche Vater taucht also mitten in deiner Ermittlung auf und sieht aus wie dein Hauptverdächtiger. Wieso taucht der erst jetzt auf?«
    Kjell und Tholander tauschten einen kurzen, aber verzweifelten Blick. Die Damen hatten sie in Hand.
    »Irgendwie erfuhr er zwei Jahre nach dem Vorfall in Lissabon, dass Ellen
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