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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit
Autoren: Daniel Scholten
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der Renaissance aus?«

    »Wahrscheinlich besser als du.«
    »Da hast du wohl recht. Sie wird international gesucht. Ihre Identität ist nicht bekannt, aber aller Wahrscheinlichkeit nach stammt sie aus den Vereinigten Staaten. Man nennt sie ›die Condottiera‹. Wisst ihr, was das ist?«
    Barbro zögerte. Ida zerrte ihr das Telefon vom Ohr. »Das wissen wir. Wallenstein war ein Condottiere.«
    »Wer ist Wallenstein?«
    Barbro holte sich den Hörer zurück. »Vergiss es. Was ist damit?«
    »Der Condottiere war ein neuer Typ von Heerführer am Ende des Mittelalters. Er fühlt sich keinem Herrn oder Land verpflichtet. Und auch die Moral ist ihm gleichgültig.«
    »Woher weißt du das?«
    »Das steht hier auf einem Dokument, das wir erhalten haben. Diese Frau ist offenkundig genauso intelligent wie wahnsinnig. Sie hält sich für einen Condottiere der Renaissance, übernimmt Namen und Verhaltensweisen dieser Zeit. Eines der besonderen Merkmale ist der raffinierte Giftmord. Den wendet sie jedes Mal an, und immer spielt sie ein kompliziertes Spiel. Daran berauscht sie sich.«
    »Sie dient jedem Herrn? Dann ist sie eine Auftragsmörderin.«
    »Nein. Der Mord ist nur ihr Mittel oder ihr Vergnügen. Sie ist Spionin der ersten Liga. Der Text muss etwas enthalten, was sehr viel Geld oder Macht bringt. Es kann nicht um Planetenbahnen gehen.«
    Ida zuckte mit den Achseln und rief in den Hörer, den Barbro ihr zudrehte. »Dann kann es nur noch um seine Firma gehen. Die Projekte bringen viel Geld.«
    »Nein, es muss um viel mehr gehen. Sie beschafft neueste technische Entwicklungen oder Atomwaffen für den Iran. Das ist ihr Angebot. Und so hat sie auch Kullgrens Weg vor einiger
Zeit gekreuzt. Er hat sich mehrere Jahre lang nur mit ihr beschäftigt. Der Mossad geht davon aus, dass sie brisante Dinge in den Nahen Osten liefert, und sucht sie deshalb auf der ganzen Welt. Und wer es schafft, zehn Jahre lang vom Mossad nicht gefasst zu werden, ist sehr ausgebufft.«
    »Ich weiß es nicht«, rief Ida. »Ich bin damit überfordert.«
    »Wir kommen zu euch und holen die Daten«, sagte Theresa und legte auf.
    Barbro ließ den Hörer sinken. »Sie muss völlig wahnsinnig sein.«
    »Theresa?«
    »Und die andere.«
    Die Tür sprang auf. »Kommt schnell!«, rief Linda. »Wir zählen schon.«
    Ida griff nach Lilly und folgte Barbro und Linda hinüber ins Wohnzimmer. Nur ein Drittel der Gäste passte auf den Balkon. Linda nahm ihre kleine Schwester auf den Arm, setzte ihr eine Mütze auf und drängte sich hinaus.
    Barbro und Ida blieben im Wohnzimmer.
    »Wo ist Kjell?«, fragte Ida.
    »Der kommt schon. Lass uns anstoßen.«
    Es klingelte. Ida stellte ihr Glas ab und rannte in den Flur. Nachdem sie die Tür aufgerissen hatte, wich sie zurück.
    Barbro konnte die Frau nicht sehen, begriff aber sogleich, dass sie selbst sie hierhergeführt haben musste. Bestimmt hatte sie vor dem Polizeigebäude gelauert und gewartet, bis jemand von der Reichsmord herauskam. Sie ging zur Tür und beschloss unterwegs, sich dumm zu stellen. Sie hob wie Ida die Hände.
    Die Frau war mittelgroß und konnte ihrem Aussehen nach alles sein, Europäerin, Israeli und sogar Schwedin. Es war kein Wunder, dass man sie nicht fing. Nur ihre Augen funkelten. Mit der automatischen Pistole konnte sie ein Blutbad anrichten,
und wie Barbro sie inzwischen einschätzte, würde sie nicht zögern.
    Ihre ersten Worte ließen keinen Zweifel: Sie stammte aus Amerika. »Hol das Mädchen!«, sagte sie auf Englisch und warf einen Blick zum Wohnzimmer, wo Lindas Freundeskreis sich um die Balkontür drängte.
    »Welches Mädchen?«, fragte Barbro, obwohl ihr gerade ein Licht aufging.
    »Das in der Wohnung war.«
    Hulda hatte bei Elin eine Kopie des Artikels gefunden, das wurde Barbro jetzt klar. Den Ausdruck der vorletzten und korrekten Fassung. Und die Frau vor ihr musste inzwischen dasselbe wie Ida bemerkt haben: Die Fassung aus Ardelius’ Wohnung war eine Täuschung.
    »Die ist hier nicht«, antwortete Barbro und spürte Idas irritierten Blick auf sich gerichtet. »Da musst du schon nach Island fahren.« Die Frau sah Barbro durchdringend an. Hulda hatte sie ausgetrickst. Eigentlich hatte Barbro die Gefahr abwenden wollen, tatsächlich aber erst heraufbeschworen. Der Artikel bedeutete Barbro nichts. Sie würde dafür kein Risiko eingehen. »Du willst den Artikel, oder? Den haben wir.« Sie drehte sich zu Ida. »Hol den Artikel, Ida!«
    Ida reagierte mit einem wütenden Zwinkern.
    »Er liegt
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