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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit
Autoren: Daniel Scholten
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Trinity College in Dublin. Außerdem gehört ihm die andere Hälfte von Ardelius’ erfolgreicher Firma. Der Mann, der das Programm für das Wetteramt und all die anderen Programme entwickelt hat, ist also kein Jüngling mit Pickeln, wie wir geglaubt haben, sondern der ehrenhafte Mr. Deasy. Und die Firma wurde Anfang September abgemeldet.« Barbro wollte sich auf das Sofa fallen lassen, entdeckte jedoch rechtzeitig Lillys Kopf und nahm das Kind auf den Schoß.
    »Hast du Elli mitgebracht?«, erkundigte sich Ida. Barbros Tochter war drei Jahre älter als Lilly.
    »Sie feiert draußen mit ihren neuen Freunden. Seit neuestem hält sie sich für eine Jugendliche. Soll ich Lilly wecken?«
    Ida sah auf die Uhr. »Es ist zu früh. Länger als eine halbe Stunde hält sie nicht durch. Sie ist eine typische Cederström und schläft sehr viel. Kannst du dich an Hennings Umzugstag erinnern?«
    Barbro nickte. Henning hatte Ida in einem Taxi abholen lassen. In der Küche sollte eine versilberte Stange über zwei Wände laufen, so dass Henning Töpfe und Kellen daran aufhängen
konnte. Von Ida hatte er wissen wollen, wie lang das Stück für die Ecke sein musste, damit es nach dem Biegen genau in die Lücke passte. Ida hatte versucht, Henning zu erklären, dass man das nicht mit einem Dreisatz ausrechnen konnte, und hatte dann ein Stück der teuren Stange nach Augenmaß abgesägt und den ganzen Nachmittag lang gefeilt und immer wieder probiert. Während des Feilens hatte sie über komplexe Fragen der Infinitesimalrechnung nachgedacht.
    »Etwa so verhält es sich mit den Umlaufbahnen dreier umeinander kreisender Körper. Man kann das mit allen schmutzigen Tricks der Ingenieurskunst ermitteln, aber eine elegante Formel gibt es nicht. Selbst die Umlaufbahn der Erde um die Sonne ist viel komplexer, als wir in der Schule lernen.«
    »Hat er die elegante Formel?«
    »Er hat eine Matrix aus Gleichungen über zehn Seiten. Elegant ist sie nicht, aber bis Seite 103 schwellen die Formeln immer mehr an und werden unlösbar. Dann kommt ein Bruch über zehn Seiten. Und dahinter wird alles knapp und übersichtlich.«
    »Stimmt es?«
    »Die Firma wurde abgemeldet, sagtest du?«
    »Im September.«
    »Also genau zu der Zeit, als Ardelius den Artikel anbot.«
    Barbro leerte ihr Glas. »Obwohl die Firma gut lief. Ich habe mit der irischen Polizei gesprochen und die Einkünfte erfahren. Sie bezahlen tatsächlich kaum Steuern.«
    »Eure Theorie war verkehrt herum. Ihr glaubtet, dass Ardelius mit der Firma seine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Geld machen wollte. Jedes Projekt beschäftigt sich mit komplexen dynamischen Systemen und kann als Anwendung dieser Theorie verstanden werden. Und zur selben Zeit, als er die Firma abmeldet, bietet er der Zeitschrift seinen Artikel an. Die Projekte seiner Firma dienen dem Zweck, die Theorie zu testen und abzusichern.«

    Lilly streckte sich im Schlaf und ruderte mit den Händen. Barbro musste mit dem Kopf ausweichen. »Aber wieso hat er die Theorie so ausgiebig getestet?«, flüsterte sie. »Bereits das erste Projekt war ja ein Erfolg.«
    »Mich interessiert etwas anderes. Er verfälscht den Artikel, und mit Sicherheit war das die Fassung, die er auf seinem Schreibtisch liegen hatte. Die hat er nur für diese Gelegenheit gemacht. Er wollte die Frau damit täuschen.«
    »Aber dennoch wollte er die richtige Fassung veröffentlichen. Daran besteht kein Zweifel. Und diese Fassung hätte dann auch die Frau lesen können. Sie braucht die Zeitschrift nur zu abonnieren.«
    »Genau. Warum also dieses Spiel?«
    »Es ist kein Spiel, glaube ich. Es ist bitterer Ernst.«
    Es klopfte erneut. Linda kam herein und überreichte Ida das Telefon.
    »Hier ist Theresa Julander«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Ich arbeite mit Kjell zusammen.«
    »Ich weiß«, sagte Ida und suchte nach der Lautsprechertaste. Sie kannte Theresa Julander nur aus Erzählungen. Die waren jedoch so plastisch, dass sie sie leibhaftig vor sich sah.
    »Weißt du, worum es in dem Text geht?«
    Ida erzählte alles noch einmal.
    »Das kann nicht sein«, sagte Theresa Julander entschieden. »Es kann nicht um theoretische Physik gehen.«
    Barbro schnitt eine Grimasse.
    »Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel«, erwiderte Ida.
    »Ich habe die Frau gefunden und weiß, warum Nils Kullgren sie erkannt und geschossen hat.«
    Barbro legte Lilly aufs Sofa, sprang auf und riss Ida das Telefon aus der Hand. »Hier ist Barbro.«
    »Kennt ihr euch mit
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