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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit
Autoren: Daniel Scholten
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in dem Zimmer dort«, fügte Barbro hinzu, um die Sache unumkehrbar zu machen, denn Ida war augenfällig nicht bereit, den Artikel preiszugeben.
    Die Frau richtete den Lauf auf Ida. »Du hast fünf Sekunden.«
    Ida rannte los. Barbro ließ erleichtert die Hände sinken. Warum sie sie wie im Fernsehen hochgenommen hatte, wusste sie nicht. Die Frau war sehr ruhig und zeigte keine Nervosität. Das war ein gutes Zeichen.
    Ida kehrte mit dem Stapel zurück und streckte ihn der Frau hin. Die fasste ihn mit der freien Hand und lockerte den Griff
der anderen um die Waffe nur, um den Stapel durchzublättern.
    Sie wusste genau, welche Stellen sie prüfen musste. Überall leuchteten rote Anstreichungen, die Ida gemacht hatte. Anscheinend war sie zufrieden. Sie griff nach der Klinke und säuselte: »So long!«
    Die Tür flog mit einem Krachen zu.
    Ida und Barbro standen reglos da. Einige Jugendliche hatten den Vorfall vom Wohnzimmer aus bemerkt und strömten in den Flur.
    »Sie glaubt, dass es keine weiteren Kopien gibt«, stammelte Barbro. »Oder es ist ihr egal.«
    »Zum Glück! Schnell! Der Schrank da!« Ida zwängte sich in den Spalt zwischen der Wand und dem Schrank und schob ihn zur Tür. Die anderen begriffen und halfen ihr.
    »Sie kommt nicht zurück«, sagte Barbro. »Sie hat, was sie wollte.«
    »Hat sie nicht«, ächzte Ida und gab dem Schrank mit ihren dünnen Armen einen Schubs.
    Lindas Bilder fielen vom Aufprall von den Wänden. Linda kam angelaufen und jammerte.
    »Setz dich mit Lilly in die Badewanne«, befahl Ida. »Der Schrank reicht nicht.« Sie zog einen von Lindas Freunden mit sich ins Wohnzimmer. Von dort schleppten sie eine Kommode herbei. »Ich konnte es nicht zulassen«, sagte Ida, während sie mit dem Jungen die Kommode auf den umgefallenen Schrank hievte.
    »Hast du ihr etwa die falsche Version gegeben?«
    Ida rieb sich die Hände. »Eine Mixtur, die nicht funktionieren wird.«
    »Bist du wahnsinnig?! Sie hatte eine automatische Waffe auf dich gerichtet. Hast du nicht verstanden, wie gefährlich sie ist?«

    »Genau da habe ich es verstanden. Sie ist nicht gefährlich. Gefährlich ist der Artikel. Die Zahlenmatrix und der ganze Aufsatz ist ein universeller Primzahlenfaktorierer. Ich habe nicht militärisch genug gedacht, deshalb ist es mir nicht in den Sinn gekommen.«
    »Was macht ein Primzahlenfaktorierer?«
    »Er faktoriert Primzahlen in Produkte und kehrt damit jede Verschlüsselung um. Ardelius hat so lange gezögert und sich bedeckt gehalten, weil er erkannt hat, wie gefährlich diese Matrix ist. Er wollte nicht wie Einstein die mächtigste Waffe seiner Zeit bauen und es danach bereuen. Aber ohne die Matrix ist seine Theorie nichts wert. Leider war er so naiv, jemandem in den USA in einer E-Mail mitzuteilen, dass er dynamische Systeme mathematisch beschreiben kann. Da wird jeder Geheimdienst hellhörig.«
    »Die Polizei kommt!«, rief jemand vom Balkon.
    Barbro trat hinaus. Ihre erste Befürchtung war, dass sich der Vorfall von Ardelius’ Wohnung wiederholen könnte, aber als Theresa und einige andere aus den vier Fahrzeugen stiegen, beugte sich das Mädchen, das neben Barbro stand, weit über die Brüstung, fuchtelte mit den Armen und schrie. Unten sahen alle zum Balkon hinauf.
    »Sie ist aufs Eis gerannt. Da lang!«
    Die Horde vor dem Haus begriff nicht, wer aufs Eis gerannt war, deshalb rief nun auch Barbro.
    Theresas Erkenntnisse waren niemals tief, aber immer schnell. Sofort rannte sie mit drei Männern zum Steg.
    »Du bist Cissi, oder?«
    »Klar!«, sagte das Mädchen neben ihr.
    Das ist aussichtslos, dachte Barbro. Die Condottiera hatte ihre Flucht geplant. In ihrem hellgrauen Klempneranzug wurde sie auf dem Eis nach zwanzig Metern unsichtbar. Und dort standen ihr alle Richtungen offen. Wahrscheinlich
hatte sie mit ihrem gesamten Plan gewartet, bis es schneite.
    Die andere Hälfte der Mannschaft war hinaufgekommen, begriff aber lange nicht, dass die Insassen der Wohnung erst alle Möbelstücke von der Tür wegschaffen mussten.
    »Seid ihr vom Militär?«, begrüßte Barbro die Männer.
    »KSI.«
    Barbro berichtete, wer gerade zu Besuch hier gewesen war. Der KSI-Mann widersprach. Das könne nicht sein. Die Säpo habe herausgefunden, dass die Mörderin mit falschem Namen nach Island gereist war.
    »Ihr irrt euch«, sagte Barbro und erklärte, was die Frau gewollt und was sie bekommen hatte. Im Gesicht des Mannes deutete eine kaum wahrnehmbare Entspannung der Muskeln auf Erleichterung
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