Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfinsternis

Sonnenfinsternis

Titel: Sonnenfinsternis
Autoren: Sandra Todorovic
Vom Netzwerk:
Ring der Elemente
    Dunkle Wolken hingen wie ein Omen über mir und kündigten einen Sturm an. Donner war in weiter Ferne zu hören, während ich mein Pferd antrieb zu rennen, als wäre eine Horde Wilder hinter uns her.
Ich war bereits einen halben Tag unterwegs und jede zusätzliche Minute, die verstrich, war mein Vater dem Tod näher.
Ich verlangsamte das Tempo, als die Stadt in Sichtweite war.
„Gleich haben wir es geschafft mein Freund“, sagte ich und strich meinem Pferd seitwärts über den Hals.
Wir waren beide außer Atem, als wir endlich das Tor der Stadt durchquerten. Vor dem Pferdestahl stieg ich ab und reichte dem Stahlburschen die Zügel.
„Gib ihm Wasser und füttere ihn“, sagte ich.
„Ja, mein Lord.“
Mit der Furcht im Nacken eilte ich zu meines Vaters Gemach.
„Vater. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte“, sagte ich und kniete mich neben sein Bett hin.
Seine zitternde Hand griff nach meiner.
„Die Lebenskraft verlässt mich mein Sohn“, sagte er mit halb erstickter Stimme.
„Ich könnte versuchen noch ein paar Tage herauszuholen“, schlug ich vor.
Mein Herz pochte wie die galoppierenden Hufen eines Pferdes auf der Flucht.
„Nein“, lehnte er ab. Seine einst so strahlenden grünen Augen trugen jetzt einen grauen Schleier. „Wir betrügen die Zeit nicht. Ich gehe, wie es vorgesehen war.“
Er fing an stark zu husten. Ich richtete mich auf, setzte mich auf das Bett und reichte Vater etwas Wasser. Er nahm einen Schluck aus dem Becher, den ich ihm an den Mund hielt, und lehnte sich wieder zurück auf das Kissen.
„Lasst uns alleine“, befahl er den Ärzten.
Als alle den Raum verlassen hatte, zog er den Ring der Elemente von seinem linken Ringfinger und gab ihn mir.
„Er ist nun Dein, Finlay.“
„Ich werde dich nicht enttäuschen, Vater“, schwor ich und legte den Ring an.
Augenblicklich spürte ich die Energie, die meinen Körper durchflutete.
„Im Angesicht des Todes könnte ein Vater nicht stolzer auf seine Kinder sein, als ich es bin“, keuchte er schwer atmend, gefolgt von heftigem Husten.
Mein Magen drehte sich in alle Richtungen. Die Tränen unterdrückte ich mit aller Kraft.
„Ich hoffe du verzeihst mir eines Tages, dass du diese Bürde tragen musst.“
„Ich bin der Älteste. Es ist an mir die Familie zu schützen, so wie du es tatest. Ich werde nicht versagen.“
„Ich weiß.“ Er tätschelte leicht meine Hand.
„Bringe wie besprochen das Buch ins Haus der Schatten. Es darf es nicht verlassen, bis sie geboren ist.“
„Ich habe die Schriftrolle für den Ring, heute fertig geschrieben. Niemand außer ihr wird sie lesen können. Es ist die Sprache der Toten. Den Ring werde ich verbergen, sobald die Zeit gekommen ist.“
„Der Ring darf niemals in die Hände der Blutmagier kommen.“
„Ich weiß, Vater.“
„Nein, Finlay, du verstehst nicht. Ich habe dir etwas vorenthalten“, er machte eine Pause, schloss die Augen und versuchte durchzuatmen.
„Du solltest dich ausruhen.“
„Nein. So viel Zeit bleibt vielleicht nicht. Es geht nicht nur darum den Ring und das Buch zu schützen. Ich habe einen Weg gefunden die Blutmagie zu besiegen. Kein Magier müsste mehr darunter leiden.“
Meine Augen weiteten sich vor Überraschung. „Wie?“, fragte ich verblüfft.
„Ich habe mit Hilfe des Rings einen Zauber geschrieben.“
„Woher weißt du, dass er funktioniert?“
„Ich habe ihn bei Gavin gewirkt. Dein Bruder ist geheilt.“
„Was?“ Ungläubig starrte ich Vater an. „Er ist zurück?“
„Aber es hat mich zu viel Lebensenergie gekostet. Deshalb können die Ärzte mir nicht helfen. Nach dem Zauber verlor ich das Bewusstsein und ein Engel aus der Zukunft erschien mir. Sie hat ein Schicksal zu erfüllen. Du musst mein Grab so versiegeln, dass nur der Ring ihn öffnen kann. Der Zauber darf nur von ihr gewirkt werden. Wenn ein Blutmagier in spricht, erhält er nicht die Erlösung, sondern Zerstörung der Welt. Die Macht, die er durch die Elemente bekommen würde, wären fatal. Außer deinem Bruder und dir darf niemand wissen, wo mein Grab liegt. Schwöre, dass es deine Schwestern nie erfahren.“
„Bei meinem Leben.“
„Sobald ich meinen letzten Atemzug getan habe, suche Gavin auf. Ich habe dir in meinem Arkadus hinterlegt, wie du ihn findest. Er hat den Erlösungszauber. Gavin kann nicht durch einen Zauber gefunden werden, dafür habe ich gesorgt.“
Husten überfiel ihn wieder. So stark, dass ich ihn stützen musste. Blut klebte an seiner Hand, als er sie von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher