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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha
Autoren: Walter Dean Myers
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Roman
    27. Februar 2003

    Lieber Onkel Richie,
    als ich im letzten Urlaub von der Armee zu Hause war, habe ich die Briefe noch einmal gelesen, die Du meinem Vater aus Vietnam geschrieben hast. In einem davon hast Du geschrieben, dass ihr immer ziemlich nervös gewesen seid, wenn ihr dort ankamt. Wir sind noch nicht mal im Irak angekommen, aber dennoch fühle ich mich ganz genauso: irgendwie aufgeregt. Bei einer Vorbereitungsschulung (von denen wir mindestens zwei pro Woche haben) hat einer der Offiziere behauptet: Die Jungs, die damals in Vietnam gekämpft haben, würden die Armee heutzutage gar nicht wiedererkennen. Wir sind ja angeblich so cool und gut ausgebildet und so weiter. Ich hoffe, das stimmt. Deine Augen würden vielleicht die heutige Armee nicht wiedererkennen, aber dein Bauchgefühl schon.
    Ich weiß nicht genau, wo wir jetzt sind, aber es ist irgendwo kaum hundert Kilometer vor der irakischen Grenze. Am besten sollten wir von der ganzen militärischen Ausrüstung, die wir dabeihaben, Fotos machen und sie dann den Irakern schicken. Das würde die Sache hier und jetzt beenden. Ich glaube wirklich, dass die Iraker in letzter Sekunde klein beigeben und ihre Waffen übergeben würden, sodass wir nur eine Handvoll Militärpolizisten einsetzen müssten, die alles schon regeln würden, während die Politiker ihr Ding durchziehen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand auf uns schießen wird.
    Aber Du hattest recht, als Du gesagt hast, ich würde Zweifel bekommen, ob die Entscheidung, zur Armee zu gehen, richtig war. Du bist in einen Krieg gezogen, der bereits begonnen hatte; ich hatte gedacht, das hier sei anders. Dad war immer nochsauer auf mich, als ich abgefahren bin. Es hatte keinen Zweck, ihm zu erzählen, wie ich mich fühle. Wie Du weißt, hatte er große Pläne für mich, mit College und so. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich gar nicht glaube, dass er mit der Uni so falsch liegt, nicht einmal damit, dass ich Wirtschaft studiere. Du kennst Deinen Bruder, also kannst Du Dir denken, was er gesagt hat: »Wenn du glaubst, dass ich recht habe, warum gehst du dann zur Armee?« Onkel Richie, nach dem 11. September habe ich mich so mies gefühlt; ich wollte etwas tun, für mein Land einstehen. Ich glaube, in meinem Alter hätte Dad das Gleiche getan. Er hat an mich und meine Zukunft gedacht – was ja sehr schön ist –, aber ich muss meinen eigenen Weg gehen, so wie Du in meinem Alter.
    Bitte grüße alle von mir. Und wenn Du zufällig mit Dad sprichst, dann leg ein gutes Wort für mich ein. Ich habe ihm bisher noch nie ernsthaft widersprochen, und es tut mir wirklich leid, dass er sich über meinen Eintritt in die Armee ärgert. Onkel Richie, ich erinnere mich daran, zugehört zu haben, als Du und einer deiner Kameraden bei Dir im Wohnzimmer über Vietnam gesprochen habt. Ihr wart beide irgendwie recht still, als ob Ihr über irgendetwas Geheimes sprechen würdet. Das fand ich interessant. Ich hoffe, dass ich eines Tages genauso über das, was Jonesy (ein Kumpel aus meiner Einheit aus Georgia) als unser Abenteuer bezeichnet, reden und lachen werde.
    Das ist alles für heute.
    Dein Lieblingsneffe Robin

»Meine Damen und Herren, willkommen in Doha am Meer.
Ich bin Major Spring Sessions und ich freue mich sehr, Sie im sonnigen Kuwait begrüßen zu dürfen. Sollten wir tatsächlich in den Irak einmarschieren müssen, so wird Ihnen eine wesentliche Rolle bei der Erreichung unserer Ziele zufallen: die Zusammenarbeit mit der Zivilbevölkerung. Sie alle haben sehr unterschiedliche Fachgebiete, aber zusammen bilden Sie ein starkes Team – und das ist ein Konzept, auf das stets großer Wert gelegt wird. Sie haben alle Ihr Interesse an der Civil-Affairs-Einheit bekundet. Ich bin sicher, wir werden gut miteinander auskommen und die Armee stolz auf uns machen.« Major Sessions war hübsch, schwarz und hatte ein Lächeln, das das ganze Hauptquartierszelt erstrahlen ließ. In ihrer Wüstentarnuniform sah sie heiß aus. Jonesy stieß mich mit dem Ellbogen an und ich konnte mir denken, was er dachte.
    »Unsere gesamte Einheit besteht aus 42 Leuten, die im Laufe der Zeit eventuell wechseln werden. Einige Teams werden verstärkt, andere verkleinert werden. Das ist wichtig, denn wir, als eine Vorhut von Civil Affairs, ermitteln den zukünftigen Bedarf. Im Moment verfügen wir über einÄrzteteam, ein Bauteam, ein Nachrichtenteam, ein Sicherungsteam und ein flexibles Team, das direkt mit der einheimischen Bevölkerung
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