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Der Nachtwandler

Der Nachtwandler

Titel: Der Nachtwandler
Autoren: Sebastian Fitzek
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Nebeneffekt gelungen, Leon Nader von seiner Hypnophobie zu heilen.«
    Der Inhalt der untergeschobenen Videos war darauf angelegt gewesen, Leon in ein Labyrinth zu locken, das in die dunkelsten Gänge seines Unterbewusstseins zu führen schien.
    »Zeit seines Lebens hatte unser Patient Angst vor dem Einschlafen, weil er befürchtete, zu einem gewalttätigen Monster zu mutieren. Indem es ihm am Ende gelungen ist, Siegfried von Boyten auszuschalten, hat er das Trauma seiner Kindheit überwunden. Er weiß jetzt, dass er niemandem etwas antut, wenn er schlafwandelt. Weder seinen Angehörigen, wie Natalie, noch Fremden, wie Professor Tareski.«
    Volwarth lächelte bescheiden und wartete, bis seine Kollegen aufhörten, anerkennend auf den Tisch zu klopfen.
    »Bevor ich Sie bitte, die letzte Seite des Ordners aufzuschlagen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei unseren großzügigen Spendern zu bedanken. Ohne die Falconis wären unsere Projekte nicht zu finanzieren gewesen.«
    Der schmerbäuchige Mann des Ehepaars, das im alten Schlaflabor den ersten Stock bezogen hatte, lächelte selbstgefällig, dabei wusste Volwarth, dass – wenn überhaupt – lediglich der eleganten Frau an seiner Seite die Anerkennung gebührte. Sie war die Vermögende. Für ihren Mann war das Experiment nichts weiter als ein billiges Snuff-Theater gewesen, und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er schon sehr viel früher den Geldhahn zugedreht, als ihm die Studien nämlich bald zu langweilig wurden.
    Volwarth seufzte insgeheim.
    Ein Jammer, dass man gezwungen war, mit solch widerwärtigen Subjekten zusammenzuarbeiten, aber was tat man nicht alles für die Wissenschaft. Immerhin hatten seine Geldgeber einen unbestreitbaren Beitrag zum Gelingen des Experiments geleistet, indem sie Natalies Fahrstuhl im ersten Stock anhielten und die junge Frau in ihre Wohnung entführten, weshalb Leon so perplex gewesen war, als sie im Erdgeschoss nicht mehr aus der Kabine kam. Doch diese Tat und ihr Geld waren die einzigen nennenswerten Leistungen der Falconis, und selbst ihre finanziellen Mittel hatten nicht ausgereicht, um alle Aufwendungen zu begleichen. Von Ivana hatte Volwarth sich deshalb sogar breitschlagen lassen, einige ihrer Forschungsaufnahmen an zahlungskräftige Käufer im Internet zu verscherbeln. Volwarth wurde übel, wenn er daran dachte, aber bei den Geldern, die seine Arbeit verschlang, und ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand sah er keine andere Möglichkeit. Allerdings konnte und wollte er sich nicht auf das niedere Niveau des Pöbels begeben, daher überließ er es Ivana, die Pakete mit den Bändern an die perversen Konsumenten zu verschicken.
    »Ich bin sehr froh, dass Sie auch heute wieder bei uns sind«, heuchelte Volwarth in Richtung der Falconis, dann bat er die Anwesenden um Aufmerksamkeit.
    »Wie Sie alle habe auch ich sehr bedauert, dass wir unser letztes Labor so stürmisch verlassen mussten. Aber nachdem Leon wider Erwarten seine Befreiung gelungen war, blieb uns leider keine Wahl.«
    Er zog vier mit Nummernbändchen versehene Sicherheitsschlüssel aus seiner Hosentasche. »Meine Damen, meine Herren, hier sind die Schlüssel zu Ihren neuen Wohnungen. Wie immer können Sie sich die Etage selbst aussuchen.«
    Er bat seine Kollegen und Sponsoren aufzustehen, um zu ihm zu kommen.
    Der fensterlose Raum, in dem ihre Besprechung stattfand, hatte eine niedrige Decke, und Dr. Kroeger musste den Kopf einziehen, als er neben Volwarth trat.
    »Auf den letzten Seiten Ihres Ordners finden Sie eine Liste mit Ihren neuen Identitäten sowie eine Grobübersicht der angelegten Versuchsreihe.«
    Mit diesen Worten zog er einen schwarzen, blickdichten Vorhang von der Wand, und ein Raunen ging durch die Gruppe.
    »Wie ich schon sagte. Es ist bedauerlich, dass wir nicht mehr in unseren alten Räumen agieren können. Aber hier haben wir fast noch bessere Bedingungen gefunden. Abgesehen davon, dass wir in dieser Umgebung weiterhin inkognito agieren können.«
    Automatisch hatte er zu flüstern begonnen, auch wenn es albern war, da die Wände ausreichend isoliert waren und Geräusche nur dann in die Laborebene dringen konnten, wenn man es ausdrücklich wollte.
    »Grandios«, sagte Kroeger ehrfürchtig.
    »Unglaublich«, pflichtete Ivana bei.
    »Phantastisch«, schwärmte Herr Falconi, aus den falschen Gründen.
    Der Rest schwieg und sah gebannt durch den Venezianischen Spiegel in das Schlafzimmer des Pärchens hinein, das gerade seine neue
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