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Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ist Mr. Carters Notar?"
    „Mr. Harlowe von Harlowe & Gibbson."
    Der Kommissar bedankte sich nochmals und legte auf. Mrs. Bumblecrew, die sich inzwischen wieder gefaßt hatte, sagte seufzend: „Der Zettel übte eine seltsame Anziehungskraft auf mich aus. Ich wußte, daß er die Erklärung für das furchtbare Geschehen enthielt. Nachdem ich ihn gelesen hatten, gaben meine Knie nach. Ich mußte mich setzen. Nachdem ich meine verwirrten Gedanken einigermaßen geordnet hatte, rief ich die Polizei an."  
    „Vielen Dank, Mrs. Bumblecrew. Sie können jetzt wieder in die Küche gehen."
    Die Köchin schlug plötzlich beide Hände vor das runde Gesicht und begann zu weinen.
    „Was soll ich denn dort? Da bin ich jetzt doch ganz überflüssig. Wer soll denn das Essen verzehren, das ich koche? Mr. Carter ist tot. Er war ein Feinschmecker und hat meine Küche immer gelobt..."
    Während sie diese Worte hervorstieß, hatte sie sich erhoben und ging, die Hände noch immer vor dem Gesicht, aus dem Zimmer. May trat neben den Kommissar.
    „Es gibt keinen Zweifel, daß der Schuß aus unmittelbarer Nähe abgefeuert wurde. Vierzig Zentimeter vielleicht. Möglicherweise auch etwas weniger. Das tut nur ein Selbstmörder. ..“
    Morry hob das Kinn.
    „Oder eine Person, die Wert darauf legt, daß die Polizei an einen Selbstmord glaubt."
    „Wer sollte es getan haben? Der einzige Mann, dem unser Verdacht galt und der ein Interesse an Carters Tod gehabt halben kann, weilte zur Tatzeit in Scotland Yard."
    „Vickers kann mit Komplizen arbeiten. Dem steht freilich entgegen, daß er nicht der Typ ist, der mit Komplicen arbeitet. Er ist schließlich kein Gangster, sondern, wenn wir uns nicht täuschen, ein Einzelgänger aus der besten Gesellschaft."
    Der Kommissar blickte May an. „Bitte machen Sie sich auf die Socken und finden Sie für mich heraus, bei welchem Arzt Vickers in Behandlung steht."
    „Ist er denn krank?"
    „Er gehört zu einer alten, bekannten Familie. Leute dieser sozialen Größenordnung haben im allgemeinen einen Familienarzt."
    May war überrascht. „Sicher, Sir. Ich verstehe bloß nicht ganz, was das mit diesem Fall zu tun hat."
    „Eine ganze Menge", sagte Morry trocken.
    May nickte. „Sie werden das besser wissen als ich, Sir. Soll ich gleich etwas unternehmen?"
    „Ja, dampfen Sie ab. Ich führe die Untersuchung inzwischen mit Flavius zu Ende."
    Während May davonging, schritt der Kommissar zu dem offenen Fenster. Er lehnte sich hinaus und betrachtete prüfend den weichen, feuchten Erdboden unterhalb des Fensters. Es war kein Fußabdruck zu sehen.
    Dann ging er zum Telefon und rief Mr. Harlowe, den Notar, an. Der Notar zeigte sich von dem, was Morry ihm mitteilte, sehr überrascht. Er weigerte sich jedoch, fernmündlich irgendwelche Auskünfte zu geben.
    „Es kann sich ja um einen fingierten Anruf handeln, Sir. Ich muß Sie schon bitten, in meine Praxis zu kommen."
    Morry legte auf und wandte sich an Flavius. „Machen Sie hier bitte weiter. Ich will versuchen, in einer Stunde zurück zu sein."
    Wenig später saß er in dem dunklen, mit poliertem Palisanderholz getäfelten Arbeitszimmer dem Notar gegenüber. Mr. Harlowe war ein kleiner, grauhaariger Mann, dessen sorgfältig geschneiderter Anzug einen mäßig großen Buckel
    nicht zu verbergen vermochte. Er betrachtete sich zunächst sehr sorgfältig Mr. Morrys Dienstausweis, dann ließ er sich nochmals das Unglück schildern, das seinem Klienten widerfahren war, und schließlich studierte er den Zettel, den man neben dem Toten gefunden hatte.
    „Sieht aus wie eine Fälschung", bemerkte er.
    „Was bringt Sie auf diesen Gedanken?"
    Der Notar räusperte sich und rückte an seiner randlosen Brille herum.
    „Ich habe schon eine Menge letztwilliger Verfügungen zu Gesicht bekommen, aber keine von ihnen war mit der Maschine geschrieben. Notariell gesehen ist dieses Stück Papier völlig wertlos. Die Zeilen sind ja nicht einmal unterschrieben. Wollen Sie meine Ansicht hören? Hier liegt ein Verbrechen vor. Die Person, die diesen Zettel ausgefertigt hat, benutzte die Maschine nur deshalb, weil es ihr unmöglich war, die Handschrift von Mr. Carter zu kopieren. Und dann — hier ist von einem Brief die Rede, der bei mir hinterlegt sein soll. Eine frei erfundene Feststellung."
    „Sie übersehen, daß Ihr Name durchaus nicht genannt wurde. Ist es nicht denkbar, daß der Brief bei einem Ihrer Berufskollegen hinterlegt wurde?"
    „Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Ich sehe
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