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Die drei Musketiere 2

Die drei Musketiere 2

Titel: Die drei Musketiere 2
Autoren: Alexandre Dumas
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Zweiter Teil
    1
    Der ängstlichste von den vier Freunden war offenbar d’Artagnan, obgleich er als Gardist viel leichter auszurüsten war als die Musketiere. Alle Erkundigungen, die er über Madame Bonacieux einzog, blieben erfolglos. Monsieur de Treville hatte mit der Königin gesprochen; die Königin wußte nicht, wo die junge Frau war, und versprach, sie suchen zu lassen. Aber diese Zusage diente d’Artagnan wenig zur Beruhigung.
    Athos verließ sein Zimmer nicht, er war entschlossen, keinen Schritt seiner Ausrüstung wegen zu unternehmen.
    »Es bleiben uns vierzehn Tage«, sagte er zu seinen Freunden.
    »Gut, habe ich oder vielmehr hat sich nach deren Verlauf nichts gefunden, so werde ich, da ich ein zu guter Katholik bin, um mir mit einem Pistolenschuß die Hirnschale zu zerschmettern, einen ehrlichen Streit mit vier Leibwachen Seiner Eminenz oder mit acht Engländern suchen und mich schlagen, bis mich einer tötet, was schließlich nicht ausbleiben kann. Man wird dann sagen, ich sei im Dienste des Königs gefallen, und ich werde meinen Dienst getan haben, ohne daß ich mich auszurüsten brauche.«
    Porthos ging fortwährend, die Hände auf dem Rücken und den Kopf schüttelnd, auf und ab und sagte: »Ich habe meine Gedanken«, und Aramis sah sorgenvoll und angegriffen aus und sagte gar nichts.
    Man sieht, daß die Verzweiflung Oberhand gewann. Die Lakaien teilten die trübe Stimmung ihrer Herren: Mousqueton kaufte Brotvorräte ein, Bazin verließ die Kirche nicht mehr, 2
    Planchet beobachtete den Flug der Mücken, und Grimaud, den das allgemeine Unglück nicht dazu bringen konnte, daß er das ihm von seinem Herrn auferlegte Stillschweigen gebrochen hätte, stieß so herzzerreißende Seufzer aus, daß sich die Steine hätten erbarmen mögen.
    Die drei Freunde, denn Athos hatte, wie gesagt, geschworen, keinen Schritt für seine Ausrüstung zu tun, gingen im frühen Morgen aus und kehrten sehr spät heim. Sie irrten in den Straßen umher und betrachteten jeden Pflasterstein, um zu sehen, ob nicht etwa ein Vorübergehender seine Börse hätte fallen lassen. Wenn sie sich begegneten, richteten sie verzweiflungsvolle Blicke aufeinander, die zu fragen schienen: Hast du etwas gefunden?
    Da jedoch Porthos zuerst einen Gedanken gehabt und diesen sodann mit der größten Beharrlichkeit verfolgt hatte, so war er auch der erste, der ans Werk ging. D’Artagnan sah ihn eines Tages nach der Kirche Saint-Leu pilgern und folgte ihm unwillkürlich. Er trat in den heiligen Ort ein, nachdem er zuvor seinen Schnurrbart in die Höhe gestrichen und den Knebelbart langgezogen hatte, was bei ihm stets einen Eroberungszug andeutete. Er lehnte sich an die eine Seite eines Pfeilers, d’Artagnan, stets unbemerkt, an die andere.
    Es wurde gerade eine Predigt gehalten, weshalb die Kirche sehr voll war. Porthos benutzte diesen Umstand, um die Frauen ins Auge zu fassen. Infolge Mousquetons Bemühungen ließ sein Äußeres nicht auf die Trübsal seines Innern schließen.
    D’Artagnan bemerkte auf einer Bank, zunächst dem Pfeiler, an dem Porthos und er lehnten, eine ziemlich reife Schönheit, etwas vertrocknet, aber steif und hochmütig unter ihrer schwarzen Haube. Die Augen unseres Porthos senkten sich verstohlen auf die Dame und schweiften sodann wieder im Schiff der Kirche umher.
    Die Dame, die von Zeit zu Zeit errötete, schleuderte mit Blitzesschnelle einen Blick auf den flatterhaften Porthos, und 3
    sogleich fing Porthos wieder an, seine Augen mit aller Macht umherirren zu lassen. Offenbar stachelte dieses Benehmen die Dame mit der Haube ganz ungemein auf; denn sie biß sich in die Lippen, kratzte sich an der Nase und rückte verzweiflungsvoll auf ihrem Stuhl hin und her.
    Als dies Porthos merkte, strich er seinen Schnurrbart abermals in die Höhe, zog seinen Knebelbart zum zweitenmal lang und fing an, einer schönen Dame, die nicht nur schön, sondern auch ohne Zweifel eine vornehme Dame war, denn ein Negerknabe brachte ihr das Kissen, auf dem sie kniete, und eine Kammerfrau hinter ihr hielt die mit einem Wappen gestickte Tasche, worin ihr Gebetbuch verwahrt wurde, den Hof zu machen.
    Die Dame mit der schwarzen Haube verfolgte Porthos’ Blick auf allen seinen Irrfahrten und erkannte, daß er auf die Dame mit dem Samtkissen, dem Negerknaben und der Kammerfrau geheftet blieb.
    Währenddessen blinzelte Porthos mit den Augen, legte die Finger auf seine Lippen und lächelte wiederholt in so unwiderstehlicher Weise, daß es der
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