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Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Ist es nicht so?"
    „Du hast Julia Hopkins getötet", sagte Beatrice leise. „Du hast auch den Polizisten umgebracht. Ich weiß es. Niemals habe ich dir das vorgeworfen. Ich habe dein Handeln begriffen und verstanden, obwohl du zugeben wirst, daß selbst innerhalb des engsten Familienkreises diese Art von Verständnis nur selten anzutreffen sein wird..."
    Er schluckte. Seine Hände zitterten.
    „Du hast also die ganze Zeit gewußt...?"
    Sie nickte. „Was, glaubst du wohl, hätte Monika an meiner Stelle getan?" fragte sie. „Würde sie so zu dir stehen, wie ich das tue?"
    Er dachte kurz nach, dann wandte er sich plötzlich um und ging starr und seltsam hölzern in den Salon. Beatrice folgte ihm. Er achtete nicht auf sie und nahm den Telefonhörer von der Gabel. Mit zitternder Hand wählte er eine Nummer.
    „Hier spricht Monika Craftfield", ertönte es kurz darauf.
    „Hallo, Monika", sagte er. „Hier ist Archy." Seine Stimme war spröde. „Ich muß mit dir sprechen..."
    „Wie schön!“ rief Monika fröhlich. „Warum hast du gestern nicht bei mir angerufen? Ich war schon ganz traurig."
    Er holte tief Luft. „Jetzt nimm dein Herz in beide Hände, Monika. Ich muß ein Geständnis ablegen. Es ist nur für dich bestimmt. Ich bin ein Mörder, Monika. Ich habe getötet weil ich dich nicht verlieren wollte."
    „Archy..." hauchte Monika.
    „Hör mich an. Ich mußte Julia töten, weil sie drauf und dran war, dir zu verraten..."
    Es knackte in der Leitung. Verdutzt schaute er den Hörer an. Dann wandte er sich blaß und erstaunt der Schwester zu.
    „Sie hat aufgelegt", murmelte er.
    „Sie liebt dich", sagte Beatrice mit leisem, bitterem Hohn. „Sie liebt dich so, wie eine Sechzehnjährige lieben kann. Sie verehrt den großen Helden aus dem Cambridge-Achter, sie schätzt dein gutes Aussehen und deinen Namen — aber das ist auch alles. Sie läuft vor der ersten Schwierigkeit entsetzt davon. Sie hat kein Format, mein Lieber. Du hast sie immer nur glorifiziert. Du machtest einen Engel aus ihr. Aber was ist sie wirklich? Ein hübsches Mädchen, das bestenfalls zum Flirten und Küssen taugt."  
    „Sie hat aufgelegt", wiederholte er und schloß die Augen.
    Der Butler trat ein. „Verzeihen Sie die Störung", sagte er. „In der Halle wartet ein Mr. Morry. Er wünscht den gnädigen Herrn zu sprechen."
    Vickers hob die Lider und schaute seine Schwester an. „Bitte laß mich mit ihm allein.“
    Beatrice nickte und verließ zusammen mit dem Butler den Raum.
    Morry, der kurz darauf eintrat, war ernster als sonst. Er blieb an der Schwelle stehen und fragte: „Sie wissen, warum ich komme?"
    Vickers lächelte grämlich. „Das ist nicht schwer zu erraten, Sir. Wollen Sie nicht Platz nehmen?"  
    „Vielen Dank."
    Die beiden Männer ließen sich in der Nähe der offenen Verandatür nieder. Der Gärtner war damit beschäftigt, den Rasen zu mähen, und ein frischer Duft von geschnittenem Gras drang in den, Raum.
    „Schön haben Sie es hier", sagte der Kommissar.
    „Ich gehe ungern weg“, gestand Vickers.
    Morry blickte den Hausherrn an. „Sie sind also bereit?"
    „Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich ahnte freilich nicht, daß sich alles so rasch vollziehen würde."
    Morry legte ein Bein über das andere. „Ich habe das Motiv gefunden", erklärte er wie beiläufig.
    „Spielt das noch eine Rolle?"
    „Oh, gewiß. Unterbrechen Sie mich bitte, wenn ich mich in irgendeinem Punkt irre. Sie sind ein, todkranker Mann. Sie fürchteten, Miß Craftfield würde Sie nicht heiraten, wenn sie das erführe. Wer will sich schon mit einem Mann verbinden, der gezwungen ist, auf seinen Tod zu warten? Monika Craftfield verkörpert nicht den Mädchentyp, der mit neunzehn Jahren Witwe sein möchte. Instinktiv haben Sie das geahnt. Aber sie liebten das Mädchen . . . und Sie waren entschlossen, wenigstens ein paar Jahre mit ihr glücklich zu sein. Das Schicksal wollte Ihnen das Leben stehlen. Sie glaubten, den Spieß umkehren zu müssen. Soweit verstehe ich Sie. Ich kann begreifen, daß Sie dem Leben, diesem kurzen, bittersüßen Geschenk, das es für Sie sein mußte, ein Quentchen Glück abzutrotzen versuchten. Aber sie hätten das nicht zum Preis des Mordes tun dürfen."  
    Vickers zuckte mit den Schultern. „Ich nahm es nicht allzu tragisch, das Ganze. Julia Hopkins war schlecht, Kommissar. Ich wollte die wenigen Jahre, die mir noch verbleiben, nicht durch Julia gefährdet wissen. Es war mein Fehler gewesen, daß ich ihr die Wahrheit
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