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Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Titel: Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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aus.
    »Und wieso kommen Sie auf die Idee, dass ich mit Ihnen rede?«
    »Andernfalls müssten wir uns in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis umhören, wir müssten Ihre Eltern und andere Verwandte aufsuchen.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Ich zeige Ihnen nur die Alternative auf.«
    Gudrun Benningdorf dachte nach. »Okay, ich rede mit ihr .« Sie deutete mit dem Kopf auf Franka. » Nur mit ihr, verstanden?«
    Ich schaute Franka an. Der Vorschlag gefiel mir nicht, aber er war besser als ein blankes Nein. »Einverstanden. Ich warte unten.«
     
    Ich rauchte zwei Zigarillos im Foyer und musste mir einige gemeine Kommentare von fanatischen Nichtrauchern anhören, bis Franka herunterkam.
    »Und? Welchen Eindruck hast du?«
    Franka hob ihre kräftigen Schultern. »Für mich wirkt sie glaubwürdig.«
    Ich zischte wütend. »Das kann nicht sein.«
    »Warum? Weil du als Mann eher einem anderen Mann glaubst?«
    »Jetzt komm mir bloß nicht damit! Wenn du mit Christian Schwarz gesprochen hättest, würdest du das auch anders sehen.«
    »Ich habe aber mit Gudrun Benningdorf gesprochen«, beharrte Franka. »Und ich kann mich gut in sie hineinversetzen.«
    »Hast du dir den Ablauf haarklein schildern lassen, so, wie wir es besprochen haben?«
    »Yep.«
    »Wie erklärt sie denn, dass sie Christian abgeschleppt hat, obwohl sie einen anderen Mann erwartete?«
    »Sie sagt, dass sie nicht mit dem anderen, diesem Sebastian, gerechnet habe. Sie hätten vor zwei Monaten Schluss gemacht. Sebastian sei in der Nacht zufällig vorbeigekommen, weil er ihr den Wohnungsschlüssel zurückgeben wollte.«
    »Sehr glaubwürdig«, maulte ich.
    »So was kommt vor, Georg. Das ist Romantik. Davon verstehst du nichts.«
    »Aber ich verstehe etwas von Akustik. Hast du bemerkt, wie dünn die Türen sind? Warum hat nur Sebastian ihre Hilferufe gehört, während all ihre Nachbarn anscheinend schwerhörig sind?«
    »Die Sache passierte an einem Wochenende. Ihre Nachbarn waren verreist.«
    Ein Handy klingelte. Ich zog meins heraus und starrte verständnislos auf das leere Display.
    »Es ist meins«, sagte Franka. Sie meldete sich, hörte ein paar Sekunden zu und wurde bleich. »Scheiße! Entschuldigen Sie, das ist mir so rausgerutscht! … Nein, ausgerechnet heute Nachmittag war ich in einem anderen Auftrag unterwegs. … Ja, natürlich arbeiten wir noch für Sie. … Sie zahlen eine Menge Geld, das ist richtig. … Ja.«
    »Tassilo ist überfallen worden«, vermutete ich.
    »Schnellmerker«, fauchte Franka. »Verdammt, verdammt, verdammt. Der alte Schmidt ist stinksauer.«
    »Wär ich an seiner Stelle auch. Aber das hier war im Moment wichtiger.«
    »Meinst du. Ich kümmer mich lieber um ein verhätscheltes Millionärssöhnchen, als einen Scheiß-Vergewaltiger reinzuwaschen.«
    Zwei Studentinnen, die gerade hereinkamen, blieben stehen und betrachteten uns mit offenen Mündern und gerunzelten Stirnen.
    Ich zog Franka nach draußen. »Die Bande, die Tassilo mobbt, wird uns schon irgendwann ins Netz gehen. Und ich verspreche dir, dass ich dich soweit wie möglich aus dem Fall Schwarz raushalte. Der neue Auftrag bringt ebenfalls eine Menge Kohle, wie dir ja nicht entgangen ist.«
    Wir setzten uns in meinen Saab.
    »Pass auf!«, schlug ich vor. »Ich bringe dich zu deinem Wagen zurück, und du fährst zu den Schmidts, um die Aufregung zu glätten.«
    »Au fein!«, meckerte Franka. »Vielleicht sollte ich das lieber meinem Chef überlassen.«
    »Ich habe was Besseres zu tun. Sag dem alten Schmidt, dass wir die Panne bei der Rechnungsstellung berücksichtigen werden.«
    »Und was machst du?«
    »Ich besuche Sebastian Prückner auf seinem Bauernhof in Amelsbüren.«

IV
     
     
    Amelsbüren war ein kleines Dorf im Süden von Münster, das durch die Gebietsreform der Siebzigerjahre zum münsterschen Stadtteil geadelt worden war. Der Bauernhof, von dem Stürzenbecher gesprochen hatte, lag außerhalb des Dorfkerns an der Straße, die nach Davensberg führte.
    Seine ursprüngliche Zweckbestimmung hatte das Gehöft längst verloren. Auf dem Innenhof standen etliche alte bis schrottreife Autos, außerdem fehlte der typische Geruch nach tierischen Ausscheidungen, der heiratswillige Jungbauern so unattraktiv macht.
    Ich stellte meinen Wagen ab und ging langsam zum Haupthaus. Die Haustür war weit geöffnet, hier draußen schien Diebstahl kein Problem zu sein. Eine Klingel suchte ich vergeblich, auch meine mehrfachen Hallo-Rufe blieben unbeantwortet.
    Ich lauschte. Von
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