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Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Titel: Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Symptome, die die Ärzte auf mangelhafte Ernährung zurückgeführt haben.«
    »Skorbut?«
    »Ha ha, wie witzig! Die Ärzte haben mir geraten, Milchprodukte zu essen. Mir gefällt es selbst nicht. Lassen wir es dabei!«
    »In Ordnung«, gab ich mich tolerant.
    »Was willst du eigentlich hier? Mich kontrollieren?«
    »Ich brauche dich.«
    »So?« Sie schaute ungerührt aus dem Fenster.
    »Für den neuen Auftrag, den wir gestern bekommen haben.«
    »Ach.«
    »Sag mal«, wunderte ich mich, »bist du beleidigt, oder was? Nur weil ich dein blödes Käsebrötchen erwähnt habe?«
    » Deshalb bin ich nicht beleidigt.«
    Ich blieb ruhig und verständnisvoll. »Weshalb bist du dann beleidigt?«
    Es brach aus ihr heraus: »Ich bin echt angefressen, wie du mich gestern behandelt hast. Als wäre ich dein strohdoofes Laufmädchen.« Sie äffte mich nach: »Sie können nach Hause gehen, Fräulein Holtgreve! Ich brauche Sie nicht mehr.«
    »Fräulein Holtgreve habe ich nicht gesagt.«
    »Red dich nicht raus, Georg! Du weißt, was ich meine.«
    »Ich war mitten in einem wichtigen geschäftlichen Gespräch, und du platzt einfach so herein.«
    »Gehen mich geschäftliche Gespräche etwa nichts an? Ich dachte, wir würden zusammen arbeiten.«
    »Manchmal ist es sinnvoller, Gespräche unter vier Augen zu führen. Außerdem könntest du …«, ich druckste herum, »… Klienten abschrecken, so, wie du aussiehst.«
    »Was meinst du damit?« Ihre Stimme rutschte eine Oktave tiefer und war ausgesprochen böse.
    Jetzt bewegte ich mich vollends auf Glatteis. »Ich meine damit insbesondere das Loch in deiner Jeans, durch das man deinen hübschen Po sieht.«
    »Wenn du mir mehr als fünfzehn Mark die Stunde zahlen würdest, könnte ich mir auch eine neue Jeans leisten.«
    Als Arbeitgeber muss man gelegentlich Opfer für den Betriebsfrieden bringen, zumal wenn es um Gehaltsfragen geht. »Ich entschuldige mich in aller Form für mein gestriges Verhalten«, sagte ich zerknirscht. »Nimmst du meine Entschuldigung an?«
    »Mmh«, brummte sie. »Und wofür brauchst du mich?«
    Ich unterrichtete sie in groben Zügen über den Fall Schwarz. »Ich denke, es wäre besser, du würdest mitkommen, wenn ich Gudrun Benningdorf besuche. Einer Frau gegenüber ist sie vielleicht eher bereit, offen zu reden.«
    »Und was machen wir mit Tassilo?«
    »Tassilo soll auf sich selbst aufpassen. Heute wird die Bande schon nicht zuschlagen.«
     
    Gudrun Benningdorf wohnte in einem Studentenwohnheim am Horstmarer Landweg. Es war ein moderneres Gebäude, der schlichte und geruchsintensive Charme eines Hallenbadumkleideraums, der auf den Fluren der älteren Wohnheime vorherrschte, war zwar nicht gänzlich gewichen, doch es gab erste Ansätze zu einer innenarchitektonischen Gestaltung. Trotzdem hätten die Redakteure der Zeitschrift Schöner wohnen vermutlich eine Krise bekommen.
    Durch die unverschlossene Haustür waren wir in ein mit nie benutzten Zweckmöbeln ausgestattetes Foyer und anschließend in ein Labyrinth von Gängen gelangt. Natürlich hätten wir an der Haustür klingeln und die Benningdorf durch die Gegensprechanlage nach der genauen Position ihres Apartments fragen können. Aber dann hätten wir auch den Grund unseres Besuches erklären müssen. In diesem Fall schien es mir günstiger, sofort den direkten Augenkontakt zu suchen.
    Keine fünf Minuten später standen wir vor ihrer Tür. Ich klopfte.
    Wir hörten ein Rumoren, die Tür blieb verschlossen. Eine misstrauische Stimme, unmittelbar hinter dem dünnen Holz, fragte: »Wer ist da?«
    Ich gab Franka lautlos zu verstehen, dass sie antworten solle. Meine Assistentin sagte ihren Namen.
    Die Tür öffnete sich zwanzig Zentimeter weit, und eine große Frau erschien in dem entstandenen Spalt. Offenbar war sie gerade unter der Dusche gewesen, denn das schwarze Haar hing tropfnass vom Kopf. Dadurch verstärkte sich der Eindruck eines länglichen Gesichtes, das von scharfen Zügen und einem vorspringenden Kinn geprägt war. Sie trug einen gelben Bademantel und ein großes Pflaster an der Stirn.
    Als die Benningdorf mich sah, sackten ihre Mundwinkel nach unten. »Was wollen Sie?«
    Ich lächelte aufmunternd. »Wir möchten uns mit Ihnen über Christian Schwarz unterhalten.«
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein.«
    »Journalisten?«
    »Auch nicht. Wir sind Privatdetektive.«
    Sie lachte kurz und herzlos. »Der alte Schwarz hat Sie geschickt, was?«
    »Es spielt keine Rolle, wer uns engagiert hat«, wich ich
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