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Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Titel: Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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steht eins zu hundert. Ich habe ein Foto von dem Burschen gesehen, er wirkt tatsächlich nicht so übel. Vielleicht war es das erste Mal. Drogen, Alkohol, irgendwas hat ihm einen Kick gegeben. Und hinterher tat’s ihm leid.«
    »Vielleicht gibt es einen zweiten Mann.«
    »Der große Unbekannte, wie? Der zufällig zum selben Zeitpunkt auftaucht? Das ist so unwahrscheinlich wie eine Jungfrauengeburt. Die Prellungen und Platzwunden der Benningdorf stammen eindeutig aus der Tatnacht. Und welchen Sinn sollte es machen, dass sie den falschen Mann beschuldigt?«
    Ich wischte mir den Mund ab. »Schwarz senior?«
    »Spinnen wir den kruden Gedanken zu Ende und nehmen wir an, die Benningdorf wollte den alten Schwarz erpressen. Nebenbei gesagt: Sie ist weder vorbestraft noch übel beleumdet. Dann hätte sie Jung-Christian gar nicht erst angezeigt, sondern sich direkt an den Alten gewandt. Und der hätte gezahlt, da kannst du sicher sein – so kurz vor der Bundestagswahl.« Der Hauptkommissar schob seinen Teller zur Seite. »Ah, das war lecker.«
    »Wie heißt eigentlich der Zeuge, der die Benningdorf gefunden hat?«
    Stürzenbecher langte nach der Karte. »Jetzt könnte ich noch ein Dessert vertragen.«
    »Oh nein«, protestierte ich. »Du willst mich ruinieren.«
    »Was sehen wir denn da? Zabaione. Mein Lieblingsdessert.«
    »Denk an deine Figur! Zabaione ist eine Kalorienbombe.«
    »Tja, der Name des Zeugen will mir im Moment nicht einfallen.«
    »In Ordnung«, knurrte ich. »Bestell deine verdammte Zabaione!«
    Stürzenbecher winkte dem Kellner. »Der Typ heißt Sebastian Prückner. Er schraubt an alten Autos auf einem Bauernhof in Amelsbüren.«
    Franka wartete vor dem vornehmen Kendo Sport- und Freizeitklub . Tassilo Schmidt schwang hier zweimal in der Woche das stilisierte Bambusschwert. Allein die originalgetreue Kendo-Kampfausrüstung besaß den Wert eines fabrikneuen Kleinwagens. Für Tassilo kein Problem, denn sein Vater war ein stinkreicher Unternehmer, der seinem fünfzehnjährigen Söhnchen jeden mit Geld zu erfüllenden Wunsch von den Lippen ablas. Nur den einen nicht: einen Leibwächter und einen Chauffeur gestellt zu bekommen, die Tassilo zur Schule und den diversen Freizeitaktivitäten begleiteten.
    Angesichts der Tatsache, dass Tassilo regelmäßig von einer Bande Jugendlicher überfallen wurde, die ihn quälten und um das mitgeführte Bare erleichterten, war das durchaus kein übertriebener Wunsch. Doch Peter Schmidt, der Vater, vertrat die Philosophie, dass man sich im Leben durchbeißen müsse. Er selbst hatte sich vom Sohn eines Klempners zum Besitzer einer Personalleasingfirma mit mehreren Hundert Mitarbeitern hochgearbeitet. Die Auseinandersetzung mit der rauen Wirklichkeit, so sein Credo, würde Tassilo für dessen spätere Aufgaben in der deutschen Volkswirtschaft stählen.
    Und Tassilo tat sein Bestes. Er lernte Judo und Kendo und schlug sich wacker. Gegen fünf oder sechs gleichaltrige Burschen hatte er jedoch nicht den Hauch einer Chance. Seine Macken und Blessuren, die er inzwischen gesammelt hatte, hätten jedem Mitglied einer schlagenden Verbindung zur Ehre gereicht.
    Offensichtlich waren die Überfälle kein Zufall, vielmehr hatte es die Bande gezielt auf den Millionärssohn abgesehen. Dafür sprach der Umstand, dass Orte und Zeiten der Attacken keinem festgelegten Schema folgten. Sie konnten morgens, am Nachmittag oder spätabends erfolgen. Die Polizei nahm die ebenso prompt erstatteten Anzeigen an und heftete sie in einem dicken Ordner ab. Von ihr war keine Hilfe zu erwarten.
    Da entschloss sich Peter Schmidt zu einem Kompromiss. Er beauftragte das Detektivbüro Wilsberg & Partner, die Übeltäter zu identifizieren und der Strafverfolgung zuzuführen. Ausdrücklich waren nicht unsere Qualitäten als Bodyguards gefragt, wir sollten lediglich aufklären.
    Ein Job, mit dem ich Franka beauftragt hatte.
    Ich schob mich auf den Beifahrersitz. »Wie sieht’s aus?«
    »Keine Verdächtigen im Anmarsch.« Sie schaute zum Kendo Klub hinüber und kaute an einem Käsebrötchen.
    Ein Käsebrötchen ?
    »He, du isst ja ein Käsebrötchen.«
    »Ja und?«
    »Falls der Käse nicht aus Sojamehl angerührt worden ist, nimmst du gerade ein tierisches Produkt zu dir. Ich kann mich erinnern, dass du mir noch vor Kurzem gepredigt hast, dass die Kuhmilch den Kälbern gehört.«
    »Hör zu, Georg!« Sie warf mir einen lila umflorten Blick zu. »Ich möchte nicht darüber diskutieren. Ich hatte ein paar körperliche
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