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143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

Titel: 143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs
Autoren: Dämonenkiller
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Burian Wagner blickte nicht zurück, als er langsam auf den Zug zuging. Suchend schaute er durch die Fenster ins Zuginnere. Er wollte allein sein; zumindest im Augenblick stand ihm der Sinn nicht nach Konversation.
    Im Grunde genommen bedauerte er es, Garmisch-Partenkirchen schon zu verlassen, doch seine Verwandten hatten ihm ihre Ablehnung deutlich zu verstehen gegeben. Sie lasteten ihm das Verschwinden von Elsbeths Leichnam an. Irgend jemand wollte sogar in Erfahrung gebracht haben, daß er, Burian, sich neuerdings mit Schwarzer Magie befaßte. Daß er in Elsbeths Sarg gefunden worden war und es auf dem Friedhof zum Eklat gekommen war, hatte vollauf genügt, die abergläubischen Charaktere gegen ihn aufzuwiegeln.
    Burian wußte, daß er so schnell nicht wieder in seine Heimat zurückkehren würde.
    Der Wagen gleich hinter der Lok besaß noch ein freies Abteil. Burian klemmte sich die am Kiosk gekaufte Zeitung unter den Arm und öffnete die Tür. Ein abschätzender Blick galt der altertümlich anmutenden Dampflokomotive. Er hatte nicht gewußt, daß ein solches Ungetüm überhaupt noch eingesetzt wurde.
    Gleich das erste Abteil war unbesetzt. Das Schild „Raucher" störte Burian im Augenblick herzlich wenig. Die Tür klemmte. Wahrscheinlich hatte deshalb noch niemand dahinter Platz genommen. Burian Wagner stellte seinen Koffer ab, nahm die Zeitung in den Mund, und zog mit beiden Händen. Krachend gab die Tür nach, glitt immerhin bis zur Hälfte auf, daß er sich hindurchzwängen konnte. Burian gab sich ebensolche Mühe, das Abteil auch wieder zu schließen. Und bevor er seinen Koffer ins Gepäcknetz hochwuchtete, zog er die braunen, ausgewaschenen Vorhänge zum Gang hin zu.
    Mit dem Rücken in Fahrtrichtung ließ er sich auf den Fensterplatz sinken. Von hier aus konnte er die Bahnhofsuhr sehen, die soeben auf 12.25 Uhr umsprang. Noch zwei Minuten bis zur Abfahrt. Der Schaffner ging am Zug entlang und schlug die Türen zu. Hinter ihm hastete ein Reisender die Treppe herauf. Zwei Koffer und Plastiktüten in Händen und auf dem Kopf einen prächtigen Gamsbarthut, war er leicht als Tourist zu erkennen. Ein wirklicher Bayer hätte den Hut mit mehr Würde getragen.
    Burian schreckte aus seinen Betrachtungen auf, als der Zug sich ruckend in Bewegung setzte. Zischend und spuckend verließ die Lok den Bahnhof. Stinkender Qualm wurde durch das eine Handbreite offenstehende Fenster hereingewirbelt.
    Burian wuchtete die Scheibe hoch. Er warf einen letzten Blick auf die Stadt und die Silhouette der Berge, die im gleißenden Sonnenlicht vor ihm lagen. Nur einige Schönwetterwolken bauschten sich am tiefblauen Himmel.
    Jemand rüttelte an der Tür.
    Burian grinste spöttisch. Durch einen Spalt zwischen den Vorhängen hindurch nahm er den Gamsbart wahr.
    „Laß mir bloß meine Ruhe!" Sein Flüstern klang beschwörend.
    Tatsächlich gab der andere die sinnlosen Bemühungen auf. Vornübergebeugt saß Burian da, mit auf die Knie gestützten Ellenbogen und das Gesicht in den Handflächen vergraben. Er blickte überrascht hoch, als keine Minute später erneut an der Tür gezerrt wurde. Diesmal glitt sie auf.
    „Die Fahrkarten bitte!"
    Burian reichte dem Schaffner sein Billet.
    „Nach München", las der Zugbegleiter. „Ist in Ordnung."
    „Kann ich jetzt hinein?" hörte Burian einen anderen Mann sagen.
    „Natürlich", nickte der Schaffner.
    „Ich danke Ihnen." Zwei große Koffer und Plastiktüten waren das erste, was sich ins Abteil hereinschob. Hinter ihnen erschien ein schwitzender, hagerer Mann, dem der Hut halb in die Stirn gerutscht war.
    „Guten Tag", sagte er. „Ich nehme an, bei Ihnen ist noch Platz frei."
    „Grüß Gott", erwiderte Burian schroff.
    „Ach ja, freilich", murmelte der andere und versuchte mühsam, sein Gepäck zu verstauen. „Verzeihen Sie, wenn ich störe", begann er gleich darauf. „Aber dürfte ich Sie vielleicht um einen Gefallen bitten?"
    „Was woll'n S' denn?" seufzte Burian.
    „Ich meine, ich kann die Koffer schlecht hier stehen lassen. Könnten Sie mir behilflich sein?"
    Burian begann zu ahnen, daß es mit seiner ersehnten Ruhe wohl nicht mehr weit her war. Mißmutig stemmte er beide Koffer nach oben. Sie waren tatsächlich schwer.
    „Haben Sie Steine da drin?" fragte er.
    „Einige besonders schöne Bergkristalle. Schließlich will man ja zu Hause zeigen, wie man seinen Urlaub verbracht hat. Und ich muß sagen, Oberbayern ist wirklich ein schönes Stückchen Erde. Sie sind, doch von hier,
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