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143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

Titel: 143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs
Autoren: Dämonenkiller
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erkundigte sich der Mann.
    Burian hatte Mühe, sich von den Nachwirkungen des halben Wachtraums zu lösen. Erst als der Zug abbremste und in den nächsten Bahnhof einfuhr, fühlte er sich wieder einigermaßen wohl. Murnau, verkündeten große Lettern.
    Es war 12.54 Uhr.

    Coco Zamis hatte es sich in der großen Bibliothek im Haupttrakt von Castillo Basajaun bequem gemacht. Nach dem Essen hoffte sie, wenigstens für eine oder zwei Stunden die Muße zu finden, in der umfangreichen Burgchronik nach verborgenen Schätzen zu stöbern. Die handschriftlichen Aufzeichnungen der Quintanos, die sich 1768 auf anrüchige Weise in den Besitz der Burg gebracht hatten, enthielten bestimmt noch die eine oder andere Überraschung.
    Coco hatte einen der in Schweinsleder gebundenen und eisenbeschlagenen Bände vor sich liegen. Abgesehen davon, daß die meisten Buchstaben Schnörksel und Verzierungen trugen, war die Handschrift mitunter unleserlich und spiegelte offenbar die jeweilige Gemütsverfassung des Chronisten wider.
    Das Buch berichtete von Leiden und Tod, von Inquisition und Hexenverfolgung, und manche Details hatte die Allgemeinheit nie erfahren.
    Das Klingeln des Telefons kam gänzlich unerwartet. Coco glaubte zu spüren, daß es nichts Gutes brachte.
    Das Klingeln wiederholte sich. Drängender, wie es schien. Die ehemalige Hexe der Schwarzen Familie nahm ab und meldete sich.
    „Ein Ferngespräch", sagte jemand in der Telefonzentrale, den sie an der Stimme nicht sofort erkannte, und legte auf.
    „Hier Zamis", sagte sie.
    Der Anrufer klang unendlich weit entfernt und war nur schwer zu verstehen. Störungen überlagerten die Verbindung, zudem war im Hintergrund Lärm zu vernehmen.
    „Dorian, bist du es?" vermutete die Hexe. „Nein? Wer…? Ah, jetzt verstehe ich. Burian Wagner, frisch aus Bayern zurück. Wo steckst du?" Coco hielt den Hörer vor sich und zeichnete mit dem bloßen Finger magische Zeichen auf beide Muscheln. Da die Verbindung trotzdem nicht einen Deut besser wurde, schieden also schwarzmagische Einflüsse aus.
    „Barcelona - am Flughafen - deshalb der Lärm… Ich soll dich abholen? Aber der Hubschrauber wird gewartet. - Gut, wenn du meinst, nehme ich den Range Rover."
    Der Anrufer legte auf.
    Coco ahnte, daß Burian nicht in der besten Verfassung war. Immerhin hatte sie von Unga und Don Chapman einen ausführlichen Bericht über die Geschehnisse in Garmisch-Patenkirchen erhalten. Luguri war es gelungen, Wagner in eine wohlvorbereitete Falle zu locken. Er wäre lebendig begraben worden, hätte der Zufall nicht im letzten Moment helfend eingegriffen.
    Coco ließ das Buch aufgeschlagen liegen. Sie sagte in der Telefonzentrale Bescheid und holte dann den Landrover aus der Garage.

    Um 13.13 Uhr sollte der Eilzug aus Garmisch in Weilheim einfahren. Mit Verspätungen wegen Gleisbauarbeiten war eigentlich nur in der Gegenrichtung und auch nur auf dem Streckenabschnitt zwischen München und Weilheim zu rechnen.
    Fahrdienstleiter Peter Müller nahm zwei oder drei Minuten Verzögerung noch nicht krumm. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß es immer wieder Situationen gab, die sich in keinem Fahrplan berücksichtigen ließen.
    Etwa zwanzig Reisende warteten auf dem Bahnsteig. Müller konnte sie von seinem Schreibtisch aus sehen, konnte sogar ihre wachsende Ungeduld spüren.
    Der Fahrdienstleiter zuckte zusammen, als heftig gegen sein Fenster geklopft wurde. „Wie ist das?" fragte jemand. „Fährt die Bahn nicht einmal mehr bei schönem Wetter?"
    „Ein paar Minuten noch", erwiderte Müller. „Der Zug hat lediglich etwas Verspätung."
    „Etwas ist gut", erklang es von draußen. „Ich muß pünktlich in München sein, wenn ich meinen Anschluß noch erreichen will."
    „Bitte, gedulden Sie sich noch ein klein wenig."
    13.25 Uhr. Das war auf keinen Fall normal. Peter Müller läutete nach Murnau durch, nur um zu erfahren, daß der Zug dort pünktlich abgefahren war.
    Allmählich begann er zu begreifen, daß er etwas unternehmen mußte. 17 Minuten betrug die reine Fahrzeit. Nicht mehr lange, und sie war um das Doppelte überschritten.
    Ein Unglück mußte geschehen sein.
    Es war kurz vor halb zwei, als Peter Müller erst die Bundesbahndirektion und dann vorsorglich Polizei und Feuerwehr alarmierte.

    Seit dem frühen Morgen war der Bauer Sebastian Waldhuber mit seiner Frau und den beiden Kindern unterwegs, um Heu einzufahren. Das schöne Wetter mußte er ausnutzen, zumal seine Wiesen weit verstreut lagen und er zum
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