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143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

Titel: 143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs
Autoren: Dämonenkiller
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Teil kilometerweite Anfahrtswege hatte.
    Sein prüfender, besorgter Blick galt dem Himmel, als kurz nach dem Mittag die ersten Wolken aufzogen. Mitunter schlug das Wetter schnell um.
    „Beeilt euch!" rief er den Kindern vom Traktor aus zu. „Es sieht nach Regen aus." Der Wagen mit dem hohen Aufbau war erst zur Hälfte gefüllt. Die Frau hatte die Aufgabe übernommen, das heraufgeworfene Grummet zu verteilen.
    Aus der Ferne erklang das langgezogene Pfeifen eines Zuges.
    Die Sonne verdunkelte sich von einem Moment zum anderen. Schwefliggelbe Wolkenbänke schoben sich vor sie. Es roch nach einem nahenden Gewitter.
    Täuschte Waldhuber sich, oder war der Zug heute langsamer als sonst? Fauchend und zischend rumpelte die Lok heran, als müsse sie eine beträchtliche Steigung überwinden. Hinter den Abteilfenstern der vier Waggons zeigten sich gelangweilte Gesichter. Immer dichter wurde der Qualm, den die Lok ausspie.
    Der Bauer zuckte mit den Schultern. Er verstand zu wenig von der Eisenbahn, um sich darüber Gedanken zu machen.
    „Weiter geht's!" rief er und setzte den Traktor wieder in Bewegung.
    Ein entsetzter Aufschrei veranlaßte ihn, schon nach wenigen Minuten abrupt wieder anzuhalten. Bleich geworden, wirbelte er herum. Doch er hatte keines der Kinder mit dem Hänger erfaßt. Beide standen weit genug vorn Wagen entfernt.
    Aus überrascht aufgerissenen Augen starrten sie am Traktor vorbei dem Zug hinterher.
    Auch die Bäuerin dachte nicht daran, das Heu aufzunehmen. Sie stammelte etwas vor sich hin, was Waldhuber nicht verstand. Ihm fiel nur auf, daß sie in dieselbe Richtung blickte wie die Kinder.
    Was sie sah, veranlaßte sie offenbar, sich an den Verstrebungen des Wagens festzuklammern. Sebastian Waldhuber wandte sich wieder um. Im ersten Moment glaubte er, einer Täuschung zu unterliegen, dem Wechselspiel zwischen Licht und Schatten, doch die gräßliche Fratze, die aus den Wolken herabstarrte, war so deutlich zu erkennen, daß sie eigentlich nur Wirklichkeit sein konnte. „Mein Gott", stammelte der Bauer und schlug das Kreuz.
    Aber die Erscheinung blieb. Der völlig kahle Schädel war von blaßgrüner Färbung, und als der schmallippige Mund sich öffnete, blitzten zwei spitze Zähne auf. Ein unverkennbar grausamer Zug, durch den Blick der hervorquellenden Augen noch verstärkt, zeigte sich in diesem Gesicht.
    Den Schrei, den Sebastian Waldhuber nun vernahm, hatte er selbst ausgestoßen. Alles in ihm drängte zur Flucht, doch er war nicht fähig, auch nur den kleinen Finger zu bewegen.
    Zunehmend von Panik erfüllt, mußte er mit ansehen, wie der Zug, der kaum noch schneller als 20 Stundenkilometer sein konnte, sich langsam aufzulösen begann. Praktisch vor seinen Augen verschwand die Lok. Meter für Meter wurde sie unsichtbar, bis die unheimliche, furchteinflößende Erscheinung auch auf den Tender und den ersten Wagen übergriff.
    Die Fratze am Firmament stieß ein schrilles Gelächter aus, bevor auch sie allmählich zu verblassen begann. Sebastian Waldhuber begriff nicht, was er sah. Erst als sein Sohn, die Heugabel fest umklammert in der Rechten, den Bahndamm schon fast erreicht hatte, versuchte er, ihn zurückzuhalten. Aber er brachte lediglich ein heiseres Krächzen hervor.
    Der Junge erreichte die Schienen und hastete dem Zug hinterher, von dem nur noch ein einziger Wagen sichtbar war. Alles andere schien in einem unsichtbaren Tunnel verschwunden zu sein. Vielleicht zwanzig Meter weit kam er, dann begann er mit der Heugabel um sich zu schlagen, als kämpfe er gegen einen übermächtigen Gegner, und brach gleich darauf zusammen.
    Als der Bauer sich ungläubig die Augen rieb, war auch sein Sohn spurlos verschwunden.
    „Was war das?" erklang es hinter ihm. „Ein böser Traum?"
    Die Bäuerin sprang vom Wagen, ging auf ihre Tochter zu, die noch immer wie erstarrt stand.
    „Gibt es das?" ächzte Waldhuber. Er hatte Mühe, vom Traktor herabzusteigen. Am ganzen Körper zitterte er wie Espenlaub. „Wo ist der Zug?"
    „Frage lieber, was mit Alois geschehen ist", sagte die Bäuerin.
    Das Mädchen weinte leise vor sich hin.
    Sie brauchten eine Viertelstunde, um halbwegs mit sich selbst ins reine zu kommen und den Bahndamm abzusuchen. Aber der Junge war und blieb spurlos verschwunden. Nicht einmal die Heugabel war zurückgeblieben.
    „Wir müssen die Polizei verständigen", sagte Sebastian Waldhuber schließlich. „Auch auf die Gefahr hin, daß man uns für verrückt erklärt."

    In Murnau waren lediglich
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