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143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

Titel: 143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs
Autoren: Dämonenkiller
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kam das der Aufforderung gleich, seine Behauptung zu beweisen. Das Geräusch eines fahrenden Zugs erklang jetzt aus allernächster Nähe. Trotzdem war die Trasse in beiden Richtungen frei, so weit er sehen konnte. Und das waren gut und gerne zwei Kilometer, denn der Schienenstrang verlief nahezu geradlinig durch den Wald. „Wenn du mir nicht glaubst", rief der Junge und schickte sich an, den Gleiskörper zu betreten, „dann muß ich dir eben beweisen, daß da nichts ist."
    „Mensch, Jürgen, mach keinen Blödsinn", schrie Claudia entsetzt auf.
    Im nächsten Moment wurde Jürgen Buchholz von einer unsichtbaren, gewaltigen Faust erfaßt und hochgewirbelt. Wie eine Puppe flog er mit schlenkernden Gliedern durch die Luft und schlug etliche Meter weit entfernt auf dem Schotter auf.
    Claudia stockte der Atem. Sie starrte auf den reglos daliegenden Freund, der innerhalb von Sekunden von treibenden Nebelschwaden verdeckt wurde.
    Dem Lärm nach zu schließen, war der Zug jetzt unmittelbar vor ihr. Doch zu sehen war nicht das geringste.
    Claudia nahm all ihren Mut zusammen. Zögernd erst, dann schneller, lief sie zu den Gleisen hinüber. Das Schnaufen und Rattern entfernte sich bereits.
    „Jürgen…" Da war die wahnsinnige Hoffnung, er könnte sich nur versteckt haben, um ihr Angst einzujagen. „Komm schon her, ich laß dich auch nicht mehr warten."
    Nach Luft ringend, stand das Mädchen im Gras neben dem Schotterbett. Der Dunst verschwand ebenso schnell wieder, wie er herangezogen war. Was Claudia sah, verschlug ihr die Sprache. Nicht einmal mehr zu einem gequälten Aufschrei fähig, riß sie entsetzt die Hände vors Gesicht und wirbelte herum.
    Nie zuvor hatte sie einen Menschen gesehen, der unter die Räder eines Zuges geraten war. Ihr Freund war grauenhaft zugerichtet. Den flüchtigen Blick, den sie erhascht hatte, würde Claudia ihr Leben lang nicht mehr vergessen können.
    Claudia war noch immer nicht fähig zu schreien. Aber sie rannte, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Blindlings hetzte sie durch das Dickicht einer Fichtenschonung, merkte nicht einmal, daß die Äste ihr Gesicht und Hände zerkratzten und das Blut langsam über ihre Wangen sickerte und die Bluse färbte.
    Irgendwo schaffte sie es sogar, die Straße zu erreichen, wo sie mitten auf der Fahrbahn zusammenbrach.

    „Was machen Sie da?"
    „Ich versuche hinauszuschauen", sagte Burian und fuhr fort, das letzte Zeichen auf die Scheibe zu malen.
    „Das ist ein Pentagramm", stellte sein Gegenüber sachlich fest und bewies damit, daß er zumindest ein klein wenig Ahnung von magischen Dingen besaß.
    „Und wenn schon", erwiderte Burian leichthin. „Jeder kritzelt manchmal irgendwelche Dinge irgendwohin, wenn er in Gedanken versunken ist."
    „Sie nicht", sagte der Fremde. „So schätze ich Sie gewiß nicht ein."
    Burian kniff die Brauen zusammen und bedachte den Mann mit einem forschenden Blick. Er war schmächtig, höchstens 1,70 Meter groß, eigentlich ein Durchschnittstyp, der absolut nichts Auffälliges an sich hatte. Lediglich der schüttere Haarkranz an den Schläfen ließ vermuten, daß er zumindest eine Halbglatze besaß, die er mit dem Hut verdeckte.
    „Zufrieden mit der Musterung?" Das klang zynisch.
    „Ich bin sicher, daß wir uns noch nicht begegnet sind", stellte Burian fest. „Zumindest nicht während der letzten Jahre. Wer sind Sie also?"
    „Könnte das für Sie wichtig sein?"
    „Vielleicht." Burian wirkte in dem Moment ein wenig hilflos. Er fragte sich, was sich verändert hatte, ob sein Wahrnehmungsvermögen oder aber sein Gegenüber. Immerhin machte der Mann auf ihn plötzlich einen wesentlich besseren Eindruck. Er schien genau zu wissen, was er wollte.
    „Dann sollten wir mit offenen Karten spielen", sagte er.
    Burian Wagner stieß einen überraschten Pfiff aus. „Daß Sie in mein Abteil kamen, habe ich also nicht bloß einem Zufall zu verdanken. Ihr Name wird mir vermutlich wenig sagen?"
    „Sie reagieren, als hätten Sie solche Begegnungen öfter, Herr Wagner."
    „Durchaus nicht." Die Zeichen auf der Scheibe begannen langsam zu verblassen. „Erzählen Sie ruhig", forderte Burian, während er die Linien mit dem Finger nachzog. „Ich bin ganz Ohr."
    „Unser Zusammentreffen basiert allerdings auf einem Zufall, müssen Sie wissen. Übrigens, mein Name ist Meier, Wilhelm Meier, mit e-i. Ihre Geschichte kenne ich aus den Zeitungen, nicht nur von jetzt, sondern auch von früher. Fast jedes Jahr verbringe ich einige
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