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Der Meisterdieb

Der Meisterdieb

Titel: Der Meisterdieb
Autoren: Hans Kneifel
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wurde, und dass ich letzten Endes trotzdem der richtige Sohn des Kometen bin. Ich weiß es wirklich nicht. Glaubst du mir ausnahmsweise?«
    »Vielleicht!« brummte Mythor.
    Luxon hielt ihn am Arm fest und stieß hervor: »Noch hat der Warner seine Schreie nicht ausgestoßen, es ist noch Zeit. Komm! Ich zeige dir einen geheimen Gang. Vielleicht werde ich heute nacht gefangen oder getötet. Dann wird man möglicherweise den Palast hier belagern – früher oder später. Darum bitte ich dich, meine Getreuen in Sicherheit zu bringen. Ich sage dir, wie man den Palast verlassen kann, ohne dass es jemand merkt.«
    »Einverstanden!«
    Sie eilten von der Terrasse zurück ins Haus. Alle diese Dinge mussten getan werden, ehe zur großen Expedition gerüstet werden konnte. Luxon führte Mythor in die Nähe der Treppe zur Schatzkammer und zeigte ihm die einzelnen Griffe und Geheimtüren, die bewegt und geöffnet werden mussten. Aufregung hatte sich der Männer bemächtigt, obwohl ein Gang durch die Stadt alles andere als eine große Gefahr darstellen würde. Von einer Terrasse aus sah Mythor, an welcher Stelle der Geheimgang schließlich ins Freie mündete. Er nickte Luxon zu.
    »Man kann dir nicht vorwerfen, du wärest kein vorsichtiger Mann. Das einzige, was mich tatsächlich an dir beeindruckt«, sagte Mythor nachdenklich, »ist der Umstand, dass du für deine Diener und Freunde sorgst. In diesem Punkt hast du mein ungebrochenes Vertrauen.«
    »Ich bemühe mich, inmitten der Rätsel, Intrigen und Gefahren den besten Weg zu gehen. Meinen Weg.«
    Luxon gab Mythor ein Döschen der Tausend-Monde-Salbe und sagte ernst: »Sehr vorsichtig damit umgehen. Du brauchst nicht viel davon. Gib auch Sadagar etwas. In etwa einer Stunde brechen wir auf.«
    »Danke.«
    Mythor setzte sich vor die spiegelnde Metallfläche und entzündete zwei weitere Öllampen. Nachdenklich zog er das Gewand von seinen Schultern und entblößte seine Brust. Im Spiegel erschien das Bild Fronjas, von der Vangard gesagt hatte, sie sei die Tochter des Kometen. Schweigend blickte Mythor das Bild an, das unter dem Licht der flackernden Flammen zu leben schien. Immer nieder ging von diesem Bild eine Art Ruf aus, der nur ihn erreichte und der ihn schließlich auch aus der relativen Ruhe Sarphands hinaustreiben würde.
    »O Fronja«, flüsterte er und knöpfte das Wams über der Brust wieder zu, »wann werden wir uns treffen? Und wo wird das sein?«
    Dann bestrich er sein Gesicht mit der duftenden Salbe. Auch einige Stellen des Halses betupfte er.
    Sadagar trat herein, auch er verkleidet. Trotzdem trug er unter dem losen Überwurf der Kleidung seinen Gurt mit den Wurfmessern.
    »Hier«, sagte Mythor und machte Platz. »Gleich wirst du aussehen wie dein eigener Großvater.«
    »Den ich ebenso wenig kenne wie du den deinen«, gab Sadagar zurück und fuhr brummig fort: »Wir suchen heute den Magier Echtamor auf, sagte Luxon. Und zudem sagte er noch, dass es möglich sei, sich von den Wilden Fängern loszukaufen.«
    »Die Stadt hat sich seit Luxon-Arrufs Jugend sicherlich verändert. Obwohl ununterbrochen Yahid der Siebzehnte regiert. Das mindert die Gefahren.«
    »Und unsere Wachsamkeit, beim Kleinen Nadomir.«
    Sie steckten etwas Geld ein, versahen sich mit Waffen und gingen hinaus auf die Terrasse, auf der Luxon wartete. Die Hälfte des Himmels hatte sich mit einer schwarzen Wolkenbank überzogen, auf der anderen Hälfte blinkten die Sterne. Aus der Richtung des Palasts des Sarpha kam eine dünne, schrille Stimme. Sie schrie einen Singsang hinaus, dessen einzelne Worte völlig unverständlich waren. Dieser Schrei trug ungemein weit, und helle Echos brachen sich überall auf den Terrassen und Ebenen der Stadt.
    »Der Ruf des Warners«, sagte Luxon bedächtig. »Wer jetzt noch auf den Straßen und in den Gassen ist, wird meist zur Beute der Wilden Fänger. Unsere Stunde, Freunde! Haltet euch an mich, ich kenne in Sarphand jeden Stein.«
    »Wir kommen.«
    In der schwarzen Wolke, schon viel näher und unmittelbar über der Strudelsee, zuckten Blitze. War es ein gutes oder schlechtes Zeichen? Seit den Lichterscheinungen über dem Hochmoor von Dhuannin konnte Mythor nicht mehr an gute Omen glauben.
    Der Palast schien verlassen zu sein; niemand begegnete ihnen auf den Treppen und hinter den Vorhängen. Nur neben dem Eingangstor stand, schweigsam wie stets, ein Wächter. Er grüßte und öffnete die schwere Pforte.
    »Kehre bald und gesund zurück, Herr!« sagte er.
    »Nichts
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