Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meisterdieb

Der Meisterdieb

Titel: Der Meisterdieb
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Junge?«
    »Samed ist im Hafen«, sagte ein Wächter. »Zwei von uns sind zu seinem Schutz mitgegangen.«
    »Wir zogen zum verwunschenen Tal. Dort musste ich feststellen, dass vor mir bereits jemand an Ort und Stelle gewesen war. Außerdem fand ich Spuren schwerer Kämpfe, eine Menge von Caer-Leichen und schließlich dich, geliebte Kalathee.«
    Mythor stand auf und stützte sich schwer auf die Lehne des Sessels. Er fragte hart: »Und was, bei deinen unbestreitbaren Erfolgen, brachte dich auf den Einfall, ausgerechnet der Meisterdieb von Sarphand könnte der echte Sohn des Kometen sein?«
    Luxon breitete die Arme aus. »Es ist erwiesen, dass Arruf nicht mein richtiger Name ist.«
    »So haben wir es verstanden.«
    »Man nannte mich nur so, weil es der Shallad auf mich abgesehen hatte. Schließlich hetzte er die Meuchelmörder auf mich.«
    »Richtig.«
    »Warum wohl? Weil sich der Shallad Hadamur als Reinkarnation des Lichtboten sieht. Er kann alles brauchen, nur nicht einen Sohn des Kometen, ob er nun Luxon, Arruf oder anders heißt. Er gab also den Befehl, mich in der Steppe von Salamos auszusetzen. Dort sollte ich von den heranrückenden Marn der Nomadenstadt, genauer von den Klauen der Yarls, niedergetreten und zermalmt werden.«
    »Du, Arruf?« flüsterte Mythor entgeistert.
    »Wer sonst? Der Henker, wer immer es gewesen sein mochte, brachte wohl einen so simplen Kindsmord nicht übers Herz und setzte ein anderes Kind aus. Irgendeines. Vielleicht hieß der Unbekannte Je-Linc, Mythor, Shostar oder ganz anders. Vielleicht war er namenlos, auf alle Fälle war es ein Niemand, dessen Verschwinden und Tod niemandem aufgefallen wären. Das warst natürlich du, Mythor. Du wurdest gefunden und vor den Yarls gerettet.«
    »Und bei meinem Fund lag ein seltsames Licht über mir, während der Bitterwolf schrie«, flüsterte Mythor.
    Aber Luxon ließ nicht die geringste Unterbrechung zu und keine Besinnung aufkommen. Er fuhr fort: »Ich habe also jeden guten Grund, den Titel zu beanspruchen. Du hast deinen Namen von den Marn bekommen… du warst ein namenloser Niemand, ähnlich wie ich. Trotzdem will ich meinen Vorteil nicht wahrnehmen und die Großen entscheiden lassen. Du hast dich dieser Entscheidung unterworfen, nicht wahr?«
    »Ja. Ich habe mich unterworfen!« sagte Mythor und meinte es ehrlich.
    Schweigend gingen die Gäste dieses Mahles auseinander. Es mochte an diesem Tag keine rechte Laune mehr aufkommen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und versuchte, aus all den Berichten klug zu werden. Mythor fand vorübergehend Vergessen in Sadyns Armen, aber nachdem sie sich geliebt hatten, folterten ihn wieder die Selbstzweifel und die aufkeimende Einsicht, dass alle seine Wunden, Enttäuschungen und Abenteuer völlig sinnlos gewesen sein könnten.
    Aber er wusste, dass er es ein zweites Mal ebenso machen würde. Nur dieser Gedanke tröstete ihn ein wenig.
    Seine Finger spielten unschlüssig mit dem Schlüssel der Schatzkammer, der am Lederband um seinen Hals hing.
    *
    Der Abend brachte von See her eine mächtige Wolkenbank. Sie verschluckte die dunkelrote Sonnenscheibe, und über die Strudelsee fuhren die ersten Böen hin. Weit in der Ferne wetterleuchtete es. Leise trat Mythor in der Kleidung eines abgerissenen Strauchdiebs auf Luxon zu.
    »Wann brechen wir auf?« fragte er.
    »Wenn es ganz dunkel ist. Vielleicht wird es regnen, aber das soll uns nicht abschrecken. Außerdem muss ich dir noch etwas gestehen, Mythor.«
    Sadagar, Luxon und Mythor hatten sich noch nicht mit der Tausend-Monde-Salbe behandelt und trugen zwar veränderte Haartracht, aber noch nicht die Runzeln des Alters in den Gesichtern.
    »Noch eine deiner schlimmen Wahrheiten?«
    »Etwas Ähnliches. Ich habe, seit ich wieder hier bin, einige Ermittlungen angestellt.«
    »Und das Ergebnis?«
    »Sowohl mein Wahlvater Shakar, in dessen Palast ich aufwuchs, als auch der verrückte Magier Echtamor leben noch. Wir werden sie aufsuchen und befragen. Eine zusätzliche Sicherheit für uns beide.«
    »Und wer garantiert, dass wenigstens sie die Wahrheit sagen?« fragte Mythor voll neu erwachtem Misstrauen .
    Luxon machte eine unbestimmte Armbewegung. Er deutete auf das ferne Blitzen und auf die mächtigen Strahlenbündel, die von der untergehenden Sonne hinter der Wolkenbank ins Firmament geschickt wurden.
    »Keiner von beiden wird die Unwahrheit sagen. Es kann allerdings sein, dass beide untrügliche Beweise dafür haben, dass nicht ich es war, der ausgesetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher