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Der Meisterdieb

Der Meisterdieb

Titel: Der Meisterdieb
Autoren: Hans Kneifel
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nicht sehr viel, aber der Sinn wird mir einigermaßen geläufig. In dieser Nacht waren sie erregt. Sie besprachen lautlos, aber in hektischen Bewegungen immer wieder ein Ereignis von großer Bedeutung.«
    »Doch nicht etwa«, unterbrach Mythor und betrachtete es als Scherz, »das Erscheinen des Sohnes des Kometen?«
    Luxon zog die Brauen hoch und sagte ernst: »Genau das. Sie sprachen miteinander über den Auftritt des Kometensohnes. Sie nannten, um es vorwegzunehmen, weder deinen noch meinen Namen, Mythor.«
    Mythor nickte schweigend.
    »Ich entnahm den Schattenfiguren ihrer Finger und Hände, dass der Sohn des Kometen mit allen verfügbaren Machtmitteln ausgerüstet werden sollte. Auch würde er das Rüstzeug des Verstandes und die Möglichkeiten der Menschenbeeinflussung erhalten, mit denen er eine Welt aus den knirschenden Angeln würde heben können. Die Weisen erörterten also ein tatsächlich weltbewegendes Ereignis.
    Ich konnte nicht anders, als an diesem Abend meine größte Herausforderung klar zu erkennen. Das war das Abenteuer, das ich immer unbewusst gesucht hatte!
    Ich verhielt mich still und merkte mir die verschiedenen Türen und Treppen und Säulen, denn dies sollte nicht mein letzter Besuch im Tempel des Erhabenen sein.«
    Er verschwieg seinen Gästen, dass ihn weder der Kampf gegen das Böse noch die Erhaltung der Lichtwelt sonderlich beschäftigten. Sie waren ungünstigstenfalls Stationen auf dem Weg durch dieses Abenteuer. Auch die Machtbestrebungen der Caer – diese Namen tauchten seiner Meinung nach ebenfalls in der »Unterhaltung« der Stummen auf – beunruhigten weder ihn noch die anderen Sarphander. Die Länder nördlich der salamitischen Wüste gehörten zu einer anderen, fremden Welt. Sarphand trieb Handel mit den Nordern und den Nordländern. Der eigentliche Kampf gegen die Dunklen Mächte fand seit fast einem Vierteltausend Sommern in Logghard statt.
    »Die Großen führen in Sarphand, denke ich, ein Schattendasein?« meldete sich Mythor zu Wort.
    »So ist es. Yahid der Siebzehnte ist ein Vasall des Shallad Hadamur. Ihm sind die Großen ein Dorn im Auge!« antwortete Luxon. »Ich besuchte jedenfalls diesen überaus interessanten Tempel, verkleidet natürlich, mehrere Male. Ich durchsuchte ihn unbemerkt.
    Es dauerte nicht übermäßig lange, und dann fand ich zwei wichtige Unterlagen. Es war ein schweres Pergament, auf dem eine Karte gezeichnet war. Auf ihr befanden sich die Punkte, an denen sich der Lichtbote manifestiert hatte. Ich lernte, wohl aus Furcht, man könne mich überraschen, die Fixpunkte, ihre Namen und ihre Lage auf der für mich fremden Karte auswendig. Und auch das Amulett, das inzwischen in der Schatzkammer ruht, fand ich nahe der Karte.
    Plötzlich kam Lärm auf. Man hatte mich entdeckt ~ oder die Anwesenheit eines Einbrechers. Es gelang mir, den Häschern zu entkommen, und kurz vor der morschen Tür, durch die ich floh, kam mir die rettende Idee. Ich ließ die Karte absichtlich zurück, damit erstens die Großen Stummen Weisen mich nicht mehr weiter verfolgten und zu der Meinung kamen, ich habe die Karte verloren, und die folgenden Viertelmonde gaben mir recht. Sie ließen ab, mich zu verfolgen, und waren besänftigt. Ich zeichnete auf, was ich mir gemerkt hatte, und prägte mir die Zeichnungen genau ein. Dann vernichtete ich sie. Denn nur das, was hier«, er deutete auf seine Stirn, »aufgezeichnet ist, kann nicht ausgelöscht werden.«
    »Wie wahr!« sagte Mythor zähneknirschend. »Aus diesem Tempel stammen also die Kenntnisse, die du gegen mich angewandt hast.«
    »Als ich aufbrach, da ahnte ich noch nicht einmal, dass es einen Mann namens Mythor überhaupt gibt!« sagte Luxon. »Ich war entschlossen, nur mit dem Amulett um den Hals wie jetzt mit dem Schlüssel, die Zauberwaffen aus den Fixpunkten des Lichtboten zu holen und dann die Welt zu erobern. Ich beschloss auch, meinen Namen zu ändern. Als Arruf kannte man mich in Sarphand, und ich musste fürchten, dass dieser Name auch darüber hinaus bekannt war. Also suchte ich einige Tage, bis mir Luxon einfiel. Es ist, denke ich, ein Name, der zum Sohn des Kometen besser passt als Mythor. Oder nicht?«
    »Erwartest du von mir darauf eine Antwort?« fragte Mythor verärgert.
    »Nicht im Ernst. Da die Großen aufmerksam geworden waren, blieb keine Zeit, eine richtiggehende Expedition auszurüsten. Ich versammelte einige Leute, die ich kannte und die mir vertrauensvoll erschienen. Wo steckt eigentlich der
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