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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition)
Autoren: Alexis Levi
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Prolog
     
    Bell Torres stand bestürzt vor den wenigen Trümmern ihrer bedauernswerten Existenz. Ebendiese beliefen sich nach einer kurzen Bestandsaufnahme auf einen Koffer voller brauchbarer Kleidungsstücke, einen kaputten Fernseher, ein leeres Bankkonto, einen Laptop und einen Ersatzautoschlüssel.
    Sky LaVerne, dieser verlogene Hurensohn, entwickelte sich zur zweitschlimmsten Katastrophe ihres Lebens. War er doch gerade mit allem, was ihr lieb und teuer gewesen war, abgehauen. Dazu zählten, von ihren Wertgegenständen gänzlich abgesehen, ihr grenzenloser Optimismus, ihre leicht auszunützende Vertrauensseligkeit und ihre kindliche Unbekümmertheit. Mit vor Scham brennenden Wangen erinnerte sich Bell an das unerfreuliche Ereignis, kaum eine Stunde zuvor:
    Bekleidet als gefedertes Huhn, dem Aushängeschild ihrer derzeitigen Arbeitsstätte Paris Fried Chicken , kam sie gegen sechs Uhr am Abend schweißdurchtränkt und völlig am Ende ihrer Kräfte und Nerven in der derzeitigen Wohnstätte an.
    „Oooh, Baby, mach´ das noch einmal“, vernahm Bell die schleimige Stimme des betrügerischen Mistkerls Sky LaVerne.
    „Meinst du, ich soll mich so weit bücken“, fragte eine weibliche Daisy Duck, „oder ist es dir so lieber?“
    Kichern.
    Gemurmel.
    Gepolter.
    Bell plagte ihre müden rotbestrumpften Hühnerbeine die steile Treppe zu Sky LaVernes Loft hinauf, während ihr gelb-blau gestreifter Hahnenkamm an der Decke streifte. Als sie durch die blechgraue, offen stehende Eingangstür trat, bot sich ihr ein schier unvergesslicher Anblick.
    „Oh ja, tiefer, fass ihn tiefer an…“, gurrte Sky wie ein pubertierender Eunuch.
    Bell erblickte den prallen Hintern einer fleischgewordenen Barbie in dem Teil, der das Wohnzimmer des großzügigen Lofts darstellte. Tief gebückt mühte sich dessen Besitzerin gemeinsam mit Sky ab, einen Fernseher – Bells Fernseher – in die Höhe zu bekommen.
    Sky, dieser notgeile Affe, stand Barbie gegenüber und gaffte ihr unverhohlen in den tiefen, hervorquellenden Ausschnitt.
    Bell blickte sich um. „Was zum Geier geht hier vor?“, rief sie atemlos in die Kühle des Lofts hinein und wurde sich noch in derselben Sekunde der Tragweite dieses Geschehens bewusst.
    Es traf sie wie ein Schlaghammer. Die komplette Wohnung war leer geräumt. Alle Gegenstände waren verschwunden. Das luftige breite Doppelbett, das in dem hallenartigen Wohnraum von der Eingangstüre aus zu sehen gewesen war, da es keine Wände gab. Das große gemütliche Sofa, die Ecke mit Skys wertvollen Klomuscheln - das alles hatte sich in Luft aufgelöst. Was in aller Welt war geschehen?
    Das bedauerliche Paris Fried Chicken kratzte sich ratlos und ungläubig auf der weiß gefederten Brust, der Kamm wippte launenhaft.
    Inzwischen hatten das diebische Pärchen Bells Ankunft bemerkt und der Fernseher verabschiedete sich mit einem lauten Krachen auf den gepflasterten Küchenboden. Wie Bells Leben zersprang der Bildschirm in tausende schimmernde Teilchen.
    „Nun sieh nur, was du angerichtet hast!“, maulte Sky in Bells Richtung. „Du hast deinen Fernseher ruiniert.“
    Was sie angerichtet hatte? „Bingo, Schätzchen. Das Stichwort lautet mein Fernseher“, sagte Bell gefährlich leise und mit verschränkten Krallen.
    „Nun sei doch nicht so penibel…“, maulte Sky und zuckte fahrig mit seinen schmächtigen Schultern. Blondie nickte bekräftigend.
    Also wirklich! Diese Nutte hatte hier gar nichts zu melden!
    Bell versuchte die hohe Halogenlampe anzustarren, doch ihr Blick wurde immer wieder von der monströsen unechten Oberweite der Barbie abgelenkt. Hatte sie vielleicht lesbische Neigungen, weil sie immer diese Titten anstarren musste, Herrgott noch Mal! Bell schnaufte. Sie konzentrierte sich versessen darauf, ihre unregelmäßige Atmung zu beruhigen, in der Hoffnung, dieser entsetzliche Traum würde sich in Luft auflösen, wenn sie nur endlich daraus erwachen könnte. Doch sie ahnte bereits, dass sie weder schlief, noch träumte.
    Das diebische Pärchen war in der Zwischenzeit unauffällig in die Nähe des vom Hühnchen blockierten Eingangs gerückt.
    „Verräter!“, zischte ihm Bell zu und bedachte ihn mit einem bösen Blick aus dem großen, orangeroten Hühnerschnabel.
    Mit Anlauf drängte Sky sich mit seiner neuen Freundin durch die Tür ins Treppenhaus, drehte sich dort noch einmal um und verkündete unverblümt: „Bye, bye Baby, nichts für ungut. Ein kleiner Tipp für deine Zukunft: Leg dir ein wenig
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