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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition)
Autoren: Alexis Levi
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allerletzte Notlösung ein, die sie jetzt noch parat hatte:
    Das war die Homepage des Couch-Clubs . Ihre Rettung – oder etwa ihr Untergang?
    Der Couch-Club war die Webadresse für Jung und Alt, welche das rastlose Verlangen in sich trugen, fremde Kulturen und nette Leute überall auf der ganzen Welt kennen zu lernen. Der Couch-Club galt als Anlaufstelle für all jene, die wagemutig genug waren, sich ohne Kosten für ein paar Tage auf fremden Sofas einzuquartieren. Sozusagen mit freier Kost und Logis.
    Sie schickte eine Anfrage hinaus in die große weite Welt und betete inständig, dass diese erhört werden würde.
    Nur einige Minuten später blinkte ihr Posteingang und Bell atmete zittrig aus.
    Hi Bell! , stand dort geschrieben. Du bist immer Willkommen auf unserer Couch in Cascine di Buti in der Toskana. Bring einfach gute Laune mit, dann erwarten wir bereits sehnsüchtig Dein Kommen.
    Bell fühlte sich schon etwas besser und las weiter:
    Eine kurze Wegbeschreibung und meine Anschrift findest Du im Anhang. Mein Name ist Christobal Cox und ich bin der Besitzer. Die Couch befindet sich in einem kleinen Cottage neben dem großen Wohngebäude. Sollten wir gerade nicht zu Hause sein, mach es Dir in der Zwischenzeit einfach bequem.
    Bis bald, Chris.
    Italien, dachte Bell träumerisch. Land der temperamentvollen Menschen und der überschäumenden Emotionen. Hörte sich gar nicht so schlecht an. Nicht etwa, dass sie die große Wahl gehabt hätte…
    Sie spürte ein fiebriges, aufregendes Kribbeln. Jenes Gefühl, das sie immer überkam, wenn sie ins Ungewisse startete. Sie packte den letzten, kleinen Rest ihrer Habseligkeiten und trat, ohne einen Blick zurückzuwerfen, hinaus in die erfrischende und äußerst verheißungsvolle Nachtluft.

1. Kapitel
     
    Der mächtige Ronson schleifte seinen dröhnenden Truck an einer belebten Kreuzung in Bientina in der Toskana ein und kam schlussendlich schlitternd zum Stillstand.
    „Endstation, meine Süße“, polterte er in seinem üblichen, geräuschvollen Plauderton, „Onkel Ron muss jetzt in die and´re Richtung weiterfahren, versteh´ste?“
    Bell, die das letzte Stück der Reise in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf gefallen war, kam nur mühsam wieder zu sich. Ein hartnäckiges, unangenehmes, aber diskretes Pieksen am linken Oberarm drängte sich in ihre Träume, doch nur langsam lichtete sich der dichte Nebel in ihrem Kopf.
    „Ist das Ufo etwa schon gelandet?“, murmelte Bell schlaftrunken.
    Ihr Gegenüber schüttelte verwirrt sein behaartes Haupt. „Kleine, Onkel Ron hat keine Ahnung, von was zum Teufel du gerade s´prichst. Aber, wir´ste seh´n, gleich wird’s wieder besser…“, meinte er ermunternd und hielt ihr eine offene Flasche Original Wachauer Marillenbrand unter die Nase.
    „Himmel, Arsch und Zwirn…“, fuhr Bell in die Höhe und rieb sich ihre tränenden Augen.
    „Siehste“, gurrte er gönnerhaft, „damit reibt sich Onkel Ron immer seine Hämorrhoiden ein. Die kommen vom Herumhocken im Truck, weisste? Der S´naps hilft doch gegen alles, nich´wahr? Willste `nen guten S´luck?“
    „Uuuhh, verschone mich damit so früh am Morgen“, klagte Bell angeekelt.
    Ron schob belustigt die linke Augenbraue nach oben. „Kleine, Onkel Ron muss dir leider sag´n, dass wir sieben am Abend hab´m.“
    „Heilige Scheiße..!“ Bell war nun definitiv wach. „Gottverdammt, wo bin ich? Wo muss ich jetzt hin…?“
    „Gerd an Ronson, Gerd an Ronson. Over“, plärrte es knisternd aus dem lädierten Funkgerät, dass am Fahrerpult befestigt war.
    Lächelnd drückte Bell die Gegensprechertaste. „Hi Gerd, ich hoffe mit deinen Hämorrhoiden ist alles in Ordnung?“, fragte Bell mit einem hinterlistigen Blick auf Onkel Ron.
    „Bell, Schätzchen, bist du auch wieder mal zu dir gekommen?“, kam die metallene Antwort aus dem Funkgerät.
    „Bei Onkel Rons Fahrstil blieb mir nichts anderes übrig, als ein paar Stunden die Augen zu schließen und zu beten“, meinte Bell.
    „Pfft...“, fauchte Ron empört.
    Bell tätschelte seine mächtige Pranke.
    „Hast wieder mächtig angegeben, was, Alter?“, scherzte Gerd über Funk.
    „Over und Ende“, unterbrach Ronson das Geplänkel und drückte entschlossen die Aus-Taste.
    „Also, Süße, Onkel Ron gibt dir fuff´zig Euro, wenn du endlich aus meinem Truck verschwindest, denn er muss ´nen Zeitplan einhalten, kapier´ste?“
    Hinter seinem unanständigen Geschwätz spürte sie, wie schwer ihm der Abschied fiel. Bell musste
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