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Tod aus der Zukunft

Tod aus der Zukunft

Titel: Tod aus der Zukunft
Autoren: Clifford D. Simak
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1
     
    Der Mann kam aus dem Zwielicht, während noch der letzte Tagesschimmer am westlichen Horizont zu sehen war. Am Rand des Patios blieb er stehen.
    „Sind Sie das, Mr. Adams?“ rief er fragend.
    Der Gartensessel knarrte, als Christopher Adams, durch die Stimme aufgeschreckt, herumfuhr. Dann fiel es ihm wieder ein: Ja richtig, Jonathon hatte ihm erzählt, vor wenigen Tagen sei ein neuer Nachbar in das Haus am anderen Ende der Grünfläche eingezogen.
    „Nur herein!“ sagte Adams. „Nett, daß Sie vorbeikommen.“
    Dabei freute er sich gar nicht über den Besuch.
    Mit halber Aufmerksamkeit registrierte er, daß der Fremde näher gekommen war und sich in einem Sessel niederließ, während sich die andere Hälfte seiner Gedanken schon wieder mit dem Geheimnis der verkohlten Leichen an einem Flußufer von Aldebaran XII und der an einem Baum zerschmetterten Maschine beschäftigten.
    Drei Menschen waren dort umgekommen, drei Menschen und zwei Androiden, und Androiden waren beinahe auch Menschen. Menschen aber durften höchstens durch die Gewalttat eines anderen Menschen getötet werden, und auch dann nur entweder auf dem Felde der Ehre unter Einhaltung aller Formalitäten des Duell-Kodex oder in der weniger glanzvollen Form einer Blutrache oder Hinrichtung.
    Denn menschliches Leben war sakrosankt. Mußte es sein, sonst gäbe es kein menschliches Leben mehr. Der Mensch war hoffnungslos in der Minderzahl.
    Gewalttat oder Unfall?
    Ein Unfall war praktisch ausgeschlossen.
    Die nahezu hundertprozentige Perfektion der Maschinen hatte die Zahl der Unfälle auf beinahe Null reduziert.
    Nie würde eine Maschine an einem Baum landen. An einer unbekannten, weniger auffälligen Gefahr mochte sie scheitern, an einem Baum jedoch niemals!
    Also mußte es eine Gewalttat sein.
    Aber keine Gewalttat von Menschenhand. Ein Mensch hätte kein Geheimnis aus dieser Gewalttat gemacht.
    Drei tote Menschen auf einem fünfzig Lichtjahre entfernten Stern wurden zu einem beunruhigenden Problem für einen Mann, der auf der Erde in seinem Patio saß. Denn kein Mensch durfte durch nichtmenschliche Gewalttätigkeit sterben, ohne daß diese Untat furchtbar vergolten wurde. Der Preis für ein Menschenleben war ungeheuerlich, da sonst die menschliche Rasse aussterben und die große, galaktische Bruderschaft der Intelligenzen ins Dunkel zurücksinken mußte.
    „Schöner Abend“, bemerkte der Fremde.
    Adams lachte. „Der Abend ist immer schön. Unsere Wetterexperten lassen es immer erst später regnen, wenn alles schläft.“
    In einem Dickicht am Hügelhang sang eine Drossel ihr Abendlied, am Bach begannen die Frösche ihr Konzert.
    „Dies ist die schönste Stunde des ganzen Tages“, sagte Adams. Er schob die Hand in seine Tasche und holte Tabaksbeutel und Pfeife heraus.
    „Rauchen Sie?“ wandte er sich an seinen Besucher.
    Der jedoch schüttelte den Kopf. „Ich habe etwas Geschäftliches mit Ihnen zu besprechen.“
    „Dann kommen Sie morgen früh zu mir. Nach Büroschluß rede ich nicht über Geschäftliches.“
    „Es handelt sich um Asher Sutton“, sagte der Fremde leise.
    Adams’ Muskeln spannten sich, seine Finger zitterten so, daß er kaum seine Pfeife stopfen konnte.
    „Sutton wird zurückkommen“, sagte der Fremde.
    Adams schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Er ist jetzt schon seit zwanzig Jahren fort.“
    „Haben Sie ihn abgeschrieben?“
    „Nein. Sein Name steht immer noch auf der Gehaltsliste, falls Sie das meinen“, erwiderte Adams nachdenklich.
    „Warum?“ fragte der Mann. „Warum streichen Sie ihn nicht?“
    Stumm drückte Adams den Tabak im Pfeifenkopf fest. „Aus Sentimentalität, vermute ich. Und Vertrauen.“
    „In fünf Tagen“, sagte der Fremde betont, „ist Asher Sutton wieder zurück.“ Er hielt einen Augenblick inne. „Am frühen Morgen“, ergänzte er dann.
    „Das können Sie unmöglich wissen“, gab Adams in energischem Ton zurück.
    „Es ist eine verbürgte Tatsache.“
    Adams stieß ein verächtliches Schnaufen aus. „Es ist doch noch gar nicht passiert.“
    „In meiner Zeit schon.“
    Adams richtete sich verblüfft auf. „In Ihrer Zeit?“
    „Jawohl“, antwortete der Fremde ruhig. „Sehen Sie, Mr. Adams, ich bin nämlich Ihr Nachfolger.“
    „Na, hören Sie mal, junger Mann …“
    „Ich bin nicht jung“, widersprach der Fremde. „Ich bin um die Hälfte älter als Sie.“
    „Ich habe keinen Nachfolger“, sagte Adams kalt. „Von einem Nachfolger ist noch nie die Rede
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