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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund
Autoren: Robert Ludlum
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den Fußabdrücken, die er hinter den Stallungen gesehen hatte. Das waren nicht die Spuren eines Tieres – nicht in dem Sinne, wie er es angenommen hatte – das waren die Spuren eines widerlichen Mörders.
    Aber wer? Und darüber hinaus – warum?
    Der Leutnant sah etwas Helles aufblitzen. Ein Sonnenstrahl auf einer Waffe.
    Er bewegte sich nach rechts, wirbelte dann ruckartig nach links herum, warf sich zu Boden und rollte sich hinter den Stamm einer Eiche. Er stieß das leere Magazin aus der Waffe und ersetzte es durch ein volles. Er kniff die Augen zusammen und suchte nach dem, was er blitzen gesehen hatte. Es war hoch oben auf einer Fichte.
    Eine Gestalt saß rittlings fünfzehn Meter über der Erde auf zwei Ästen, sie hielt einen Karabiner mit Zielfernrohr in der Hand. Der Mörder trug ein weißes Schneehemd mit Pelzkapuze. Das Gesicht war hinter einer großflächigen dunklen Sonnenbrille verborgen.
    Nikolai dachte, er müsse sich vor Wut und Ekel übergeben. Der Mann lächelte. Der Leutnant wußte, daß er auf ihn herunterlächelte.
    Wütend hob er das Gewehr. Schnee wirbelte auf und blendete ihn; gleichzeitig hörte er den lauten Knall eines Hochleistungskarabiners. Ein zweiter Schuß folgte; die Kugel krachte in das Holz über seinem Kopf. Er zog sich in den Schutz des Baumstammes zurück.
    Ein weiterer Schuß krachte, diesmal ganz nahe, nicht von dem Killer oben auf dem Baum.
    »Nikolai!«
    Etwas zersprang in ihm. Jetzt war nichts außer Wut übrig. Die Stimme, die seinen Namen schrie, war die seines Vaters.
    »Nikolai!«
    Wieder ein Schuß. Der Soldat sprang auf, feuerte sein Gewehr auf den Baum ab und rannte über den Schnee.
    Sein Herz krampfte sich zusammen. Er hörte und spürte nichts, bis er wußte, daß das Gesicht seines Vaters kalt war.
    Der Premierminister der Sowjetunion legte die Hände auf den langen Tisch unter dem Fenster, von dem aus man den Kreml sehen konnte. Er beugte sich vor und studierte die Fotografien. Die Wangen seines großflächigen Bauerngesichtes hingen vor Erschöpfung schlaff herunter. Seine Augen waren von Wut und Schreck erfüllt.
    »Schrecklich«, flüsterte er. »Daß Menschen so sterben müssen. Das ist Juriewitsch zumindest erspart geblieben – nicht der Tod, aber ein solches Ende.«
    Auf der anderen Seite des Raumes saßen zwei Männer und eine Frau um einen anderen Tisch. Ihre finsteren Gesichter musterten den Premierminister. Jeder hatte einen braunen Aktendeckel vor sich liegen. Sie warteten offensichtlich darauf, daß die Konferenz fortgesetzt wurde. Aber sie drängten den Premierminister nicht, drängten sich auch nicht in seine Gedanken. Andeutungen von Ungeduld konnten bei ihm zu Wutausbrüchen führen. Der Premierminister war ein Mann, der schneller als die Anwesenden denken konnte, aber dennoch wägte er bedachtsam alle Möglichkeiten ab. Er war ein Überlebender in einer Welt, wo nur die Klügsten – und die Raffiniertesten – überlebten.
    Angst war eine Waffe, die er mit außergewöhnlichem Geschick zu handhaben wußte.
    Er stand auf, schob die Fotografien angewidert von sich und ging zum Konferenztisch zurück.
    »Alle Raketenstationen sind in Alarmzustand, unsere Unterseeboote nähern sich den Abschußpositionen«, sagte er. »Ich möchte, daß diese Information an sämtliche Botschaften übermittelt wird. Benutzen Sie Codes, die Washington bereits geknackt hat.«
    Einer der Männer am Tisch lehnte sich vor. Er war ein Diplomat, älter als der Premier. Offenbar ein langjähriger Begleiter, ein Verbündeter, der etwas offener als die beiden anderen sprechen konnte. »Sie gehen ein Risiko ein, von dem ich nicht weiß, ob es klug ist. Wir sind uns der Reaktion nicht so sicher. Der amerikanische Botschafter war tief erschüttert. Ich kenne ihn; er hat nicht gelogen.«
    »Dann war er nicht informiert«, sagte der zweite Mann kurz angebunden. »Ich erkläre im Namen des WKR, daß wir sicher sind. Die Kugeln und die Patronenhülsen sind identifiziert worden: Sieben Millimeter – Spitzen abgezwickt. Laufmarkierungen unverkennbar. Sie sind aus einer Browning Magnum abgefeuert worden. Was brauchen Sie noch mehr?«
    »Wesentlich mehr als das. Es ist nicht schwierig, sich eine solche Waffe zu besorgen. Außerdem bezweifle ich, daß ein amerikanischer Attentäter seine Visitenkarte hinterlassen würde.«
    »Es ist aber durchaus möglich, wenn es sich um die Waffe handelt, mit der er besonders gut vertraut ist. Wir haben einiges entdeckt.« Der WKR-Mann wandte
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