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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund
Autoren: Robert Ludlum
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ihren führenden Kernphysiker verloren hat.«
    »Das bin ich nicht, Sir. Seine Fähigkeiten reichten weit über unsere Grenzen und Meinungsverschiedenheiten hinaus. Er war ein Mann aller Völker.«
    »Und doch hat er es vorgezogen, einem Volk anzugehören, oder nicht? Ich muß Ihnen offen sagen, daß meine Besorgnis und unsere Meinungsverschiedenheiten sehr groß sind. Ich muß auf die Sicherheit meines Landes achten.«
    »Dann, verzeihen Sie, Mr. Premier, jagen Sie Trugbildern nach.«
    »Vielleicht haben wir sie gefunden, Mr. President. Wir haben hier Beweise vorliegen, die mich außerordentlich beunruhigen. So viele, daß ich…«
    »Verzeihen Sie mir noch einmal«, unterbrach der Präsident der Vereinigten Staaten. »Die Beweise, die Sie gefunden haben, haben mich dazu veranlaßt, Sie anzurufen, obwohl mir das eigentlich widerstrebt. Das KGB hat einen großen Fehler begangen. Vier Fehler, um genau zu sein.«
    »Vier?«.
    »Ja, Mr. Premier. Speziell, was die Namen Scofield, Randolph, Saltzman und Bergstrom angeht. Keiner der vier hat mit dem Vorgang etwas zu tun, Mr. Premier.«
    »Sie setzen mich in Erstaunen, Mr. President.«
    »Auch nicht mehr als Sie mich kürzlich in Erstaunen versetzten. Es gibt heutzutage nur noch wenige Geheimnisse, erinnern Sie sich?«
    »Worte sind billig; Beweise sind stark.«
    »Darum geht es. Lassen Sie mich klarstellen. Zwei der drei Männer von der Central Intelligence Agency sind zum Innendienst versetzt worden. Randolph und Bergstrom sitzen augenblicklich an ihren Schreibtischen in Washington. Mr. Saltzman befindet sich in einem Krankenhaus in Taschkent: die Diagnose lautet auf Krebs.« Der Präsident hielt inne.
    »Bleibt noch ein Name, nicht wahr?« sagte der Premier. »Ihr Mann von den berüchtigten Consular Operations. In diplomatischen Kreisen sehr glatt, aber bei uns berüchtigt.«
    »Hier komme ich zu dem peinlichsten Teil meiner Erklärung. Es ist unvorstellbar, daß Mr. Scofield in diese Vorgänge verwickelt ist. Offen gestanden, ist die Wahrscheinlichkeit, daß er in den Fall verwickelt war, noch geringer als bei den drei anderen. Ich kann Ihnen das sagen, weil es inzwischen ohne Bedeutung ist.«
    »Worte kosten wenig…«
    »Ich muß deutlich werden. Wir haben seit einigen Jahren detaillierte Akten über Dr. Juriewitsch geführt, die immer auf dem neuesten Stand waren. Nach Ansicht einiger Experten war die Zeit gekommen, an Dimitri Juriewitsch heranzutreten und ihm gewisse Alternativen vorzuschlagen.«
    »Was?«
    »Ja, Mr. Premier. Flucht. Die beiden Männer, die zur Datscha reisten, um zu Dr. Juriewitsch Kontakt aufzunehmen, taten das in unserem Interesse. Hinter ihnen stand Scofield. Es war seine Operation.«
    Der Premierminister der Sowjetunion starrte den Stapel von Fotografien auf dem Schreibtisch an. Dann sagte er leise: »Danke für Ihre Offenheit.«
    »Sie müssen woanders suchen.«
    »Das werde ich.«
    »Das müssen wir beide.«
3
    Die Nachmittagssonne hing wie ein glühender Feuerball am Himmel. Ihre Strahlen glitzerten in den Wellen des Kanals. Die Menschen, die sich in westlicher Richtung auf der Kalverstraat von Amsterdam drängten, mußten die Augen zusammenkneifen, waren aber für die Februarsonne und die gelegentlichen Windstöße dankbar, die von den zahllosen Seitenkanälen der Amstel herüberwehten. Nur zu oft brachte der Februar Nebel und Regen, aber das war heute nicht der Fall. Die Bürger der lebendigen Hafenstadt an der Nordsee schienen die klare, beißend scharfe Luft zu genießen, die von der Sonne nur leicht erwärmt wurde.
    Ein Mann freilich teilte diese Gefühle nicht. Er war auch kein Amsterdamer und befand sich nicht auf der Straße. Sein Name war Brandon Alan Scofield, Attaché ohne Portefeuille, Consular Operations, United States Department of State. Er stand an einem Fenster, vier Stockwerke über dem Kanal und der Kalverstraat. Durch einen Feldstecher spähte er auf die Menschenmenge hinunter, besonders auf die Stelle, wo die grelle Sonne sich in den Glaswänden einer Telefonzelle spiegelte. Das Licht ließ ihn die Augen zusammenkneifen. Auf Scofields bleichem Gesicht war Müdigkeit. Seine scharf geschnittenen Züge unter dem oberflächlich hingekämmten, hellbraunen Haar, in das sich schon graue Fäden eingeschlichen hatten, wirkten angespannt und straff.
    Er stellte seinen Feldstecher immer wieder nach, das Licht und die schnellen Bewegungen unten verfluchend. Seine Augen waren müde und von dunklen Ringen umgeben, die Folge von zu
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