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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen
Autoren: David Morrell
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Gurgeln. Blut schoß ihm aus dem Mund.
    »Für das, was Sie Maria Tomez angetan haben, verdienen Sie nichts Besseres«, sagte Buchanan.
    Holly und Buchanan klammerten sich aneinander. Die Sonne ging unter. Der purpurrot angestrahlte, rauchverhangene Ort schien völlig verlassen.
    »Die Maya – wo sind sie geblieben?« fragte Buchanan und blickte sich abwehrbereit um, als er ein Geräusch hörte. Es war ein weiterer Überlebender. Alistair Drummond stolperte aus den windschiefen, rauchenden Resten des Blockhauses, in dem sich das Büro befunden hatte. Als der Alte Buchanan erkannte, versuchte er zu fliehen.
    Geschwächt und hinkend folgte Buchanan ihm, beide fielen mehrmals zu Boden. Unbarmherzig jagte er ihn an hieroglyphenbedeckten Quadern und an Riesenknäueln zerknickter Träger vorbei, bis Drummond vor irgendeinem Hindernis erschöpft stehenblieb, sich umwandte und dem Feind stellte, der auf ihn zustolperte.
    »Ich dachte, Sie seien mit dem Helikopter abgestürzt und bereits in der Hölle«, sagte Buchanan.
    »Sie haben mich nicht mitgenommen. Unglaublich! Meine eigenen, von mir hochbezahlten Leute haben mich nicht einsteigen lassen.«
    »Wie konnten Sie je glauben, ungestraft davonzukommen?«
    »Aber ich bin ja davongekommen, wie Sie sehen. Die andern sind tot, ich nicht. Im übrigen bin ich in einem Alter, in dem man nicht mehr zur Rechenschaft gezogen wird und, vergessen Sie nicht, ich habe genug Geld, um mich freikaufen zu können – von allem und jedem. Wieviel verlangen Sie?«
    »Sie irren sich, Drummond. Sie sind nicht reich, Sie sind ein armer Wicht.«
    Buchanan streckte den Arm aus und stupste den Alten mit dem Zeigefinger an. Dieser lächerliche Druck genügte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, er schlug mit den dürren Armen wild um sich, schrie auf und fiel.
    Eine tiefe, breite Grube hatte ihn an der weiteren Flucht gehindert. Dort hatten die alten Maya ihre Pyramide errichtet, um den Gott der Dunkelheit, den Gott des schwarzen Wassers, den aus der Erde strömenden Gott zu verbergen und gefangen zu halten. Wo eben noch die Stahlpyramide stand, die Drummond anstelle der steinernen errichtet hatte, brodelte jetzt dickflüssiges Öl. Es überzog sein Opfer wie mit schwarz glänzendem Lack und verschluckte es.
    »Du warst so geil auf Öl – nun kannst du für alle Ewigkeit darin baden«, murmelte Buchanan, bevor er kraftlos zu Boden sank.

11
     
    Undeutlich erkannte er Holly, die sich über ihn beugte.
    Der Maya-Häuptling stand neben ihr, sein bunter Federschmuck strahlte im Sonnenlicht. Weitere Krieger kamen herbei, in den Händen blutbeschmierte Speere und Macheten. Holly schien sich der Gefahr, in der sie schwebte, nicht bewußt zu sein.
    Buchanan versuchte, sie durch ein Handzeichen zu warnen. Er konnte sich nicht bewegen. Er wollte den Mund öffnen, doch die Lippen gehorchten nicht, er brachte kein Wort heraus. Ihm war, als drehte sich die Erde mit rasender Geschwindigkeit und ziehe ihn in einen Strudel. Im Delirium spürte er, daß er hochgehoben, auf eine Bahre gelegt wurde und schwebte. Obwohl er die Augenlider geschlossen hielt, sah er Bilder – eine hochaufragende Pyramide, riesige, in Stein gehauene Schlangenköpfe, beschwörende Hieroglyphen, herrliche Paläste und Tempel.
    Dann tauchten sie in den Dschungel, sie trugen ihn über die breite Lichtung, weiter und immer weiter auf einem leicht erhöhten Pfad aus grauen Steinen.
    Die Nacht hüllte sie ein, dennoch machten sie nicht halt. Holly ging neben der Bahre, der Maya-Häuptling, geleitet vom Mondlicht, zeigte den Weg.
    Wie vor tausend Jahren, dachte Buchanan.
    Sie kamen zu einem Dorf, passierten ein Tor und eine mannshohe hölzerne Palisade, wo im Schein flackernder Fakkeln Hütten auszumachen waren, mit Wänden aus geflochtenen Lianen und Dächern aus Palmwedeln. Schweine und Hühner, von dem Zug aufgescheucht, flüchteten lärmend nach allen Seiten. Die Dorfbewohner standen erwartungsvoll da, klein, mit runden Gesichtern und mandelförmigen Augen, die Frauen in gespenstisches Weiß gehüllt.
    Sie brachten Buchanan in eine Hütte und legten ihn in eine Hängematte. Frauen entkleideten ihn, und im Licht eines offenen Feuers betastete der Häuptling und Medizinmann die Verletzungen. Holly schrie auf und versuchte, ihm in den Arm zu fallen, wurde aber von den Indianern beruhigt. Zunächst vernähte er Buchanans Stichwunde, dann legte er eine Kompresse auf die alte Schußverletzung, bestrich die zahlreichen Quetschungen, Blutergüsse
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