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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen
Autoren: David Morrell
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Fangschaltung hätte das Einsatzkommando des Colonels wirklich hierhergeführt. Ein bißchen Glück, und wir wären frei gewesen.«
    »Nur mit unwahrscheinlich viel Glück.«
    »Du sagst es! In einer solchen Situation kann man keine Pläne auf lange Sicht schmieden. Aber du und ich – wir waren ein gutes Team.«
    »Nun, ich hatte ja einen guten Lehrer.«
    »Wie gesagt: Der Colonel und Drummond sind sich sehr ähnlich. Auch der Colonel verfolgt ein Ziel, alles andere ist dem untergeordnet.«
    »Das ist militärische Disziplin.«
    »Nein, das ist menschenverachtende Selbstsucht. Ich bin sicher, daß er Jack und Cindy Doyle töten ließ. Und Bailey. Das Attentat auf mich in New Orleans hat er auch befohlen. Damit du niemanden befragen konntest und die Story mit mir starb. Er hat gegen seine eigenen Leute gearbeitet. Vielleicht sahnte er bei den Drogengeschäften ab, die Scotch and Soda in Lateinamerika arrangiert. Eines Tages werde ich das herauskriegen. Und dann werde ich mit dem Colonel abrechnen.«
    »Was ist mit Juana?«
    »Da Drummond und Delgado tot sind, wird keiner mehr nach ihr suchen. Damit könnte die Gefahr für sie gebannt sein. Sie muß es nur erfahren.«
    »Dennoch – wie ich dich kenne, wirst du sie nie aufgeben.«
    »Du willst wissen, ob sie mir noch etwas bedeutet?«
    Holly nickte.
    »Ja. Aber nicht dasselbe wie du.«
    Sie sah ihn an.
    »Sie ist eine Freundin, die Hilfe brauchte. Zu lange in meinem Leben durfte ich Freunden nicht helfen, die ich unter einem meiner anderen Namen gekannt hatte. Ich muß mich davon überzeugen, daß sie in Sicherheit ist und wieder ein normales Leben führen kann – ich meine, ein Leben, das sie für normal hält und ihren Eltern nicht zuviel Kummer macht. Ja, ich möchte sie gern mal wiedersehen, wissen, wo sie gewesen ist, und ihr erzählen, was ich alles angestellt habe, um sie zu finden und ihr beizustehen. Aber« – Buchanan legte Holly die Hand auf den Arm – »Ehrenwort, sie ist nicht deine Rivalin.«
    Holly konnte ihre Gefühle kaum noch beherrschen. »Was soll nun aus uns werden?«
    »Eines ist gewiß. Hier wird uns der Colonel nie aufspüren.«
    »Richtig. Man muß die Sache von der positiven Seite betrachten.«
    »Gefällt es dir hier?«
    »Mit dir, ja. Merkwürdig, obwohl du so kaputt aussiehst, ist da ein Ausdruck in deinen Augen … Trotz deiner Wut auf den Colonel bist du sichtlich mit dir im reinen.«
    »Da ist was dran. Ich habe das Gefühl, daß ich nicht mehr ein anderer bin, und ich möchte auch nie wieder ein anderer sein. Vielleicht liegt es daran, daß ich in letzter Zeit eine Menge durchgemacht habe. Vielleicht liegt es aber auch an dir. Manchmal denke ich: Als der Medizinmann die Trepanation vornahm, hat er nicht bloß eine Blutstauung in meinem Schädel beseitigt. Er hat etwas abfließen lassen, das mich lange belastete, seit meiner Jugend. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich die Vergangenheit abgeschüttelt. Jetzt will ich nur noch vorwärtsgehen – mit dir und ohne fremde Identitäten im Kopf. Ich werde nur noch ich sein und niemand sonst.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, dich kennenzulernen.«
    »Weißt du, irgendwie bin ich auf mich selbst neugierig – und auf uns beide.« Es gelang Buchanan zum ersten Mal, sich ohne Hollys Hilfe aufzurichten. Die Kraft dazu gab ihm sein Wunsch, sie zu küssen.
    »Darauf habe ich sehr lange warten müssen«, sagte sie und hielt ihn fest.
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