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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen
Autoren: David Morrell
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– er nickte Holly zu – »haben sich immer nach meinen Motiven gefragt. Was würden Sie sagen, Miß McCoy?«
    »Macht«, brachte Holly heraus, obwohl sie große Angst verspürte.
    »Zum Teil richtig. Was mich antreibt, das ist der Wunsch, einmalig zu sein und einmalige Dinge zu besitzen, mich in einmaligen Situationen zu befinden, einmalige Menschen zu beherrschen. Ich begann mich für Yucatán zu interessieren, weil ich Sammler bin. Vor drei Jahren kam ein Mensch zu mir mit einem Objekt von unschätzbarem Wert. Die alten Maya hatten Bücher besonderer Art – lange, dünne Rindenstreifen, die so oft gefaltet wurden, bis sie kleinen Fächern glichen. Nur drei authentische Codices sind bekanntermaßen erhalten, ein vierter ist wahrscheinlich eine Fälschung. Aber es gibt einen fünften. Er ist echt, und er gehört mir. Er ist absolut einmalig, denn im Gegensatz zu den anderen, die im Grunde nur Verzeichnisse darstellen, bietet meiner handfeste Informationen. Natürlich wollte ich wissen, was die Hieroglyphen bedeuten, und so habe ich die Elite der Experten für Maya-Symbole angeheuert. Und so stieß ich auf die Tatsache, daß der Text umfangreiche Ölvorkommen in diesem Gebiet dokumentiert. Die Maya nannten das Öl den Gott der Dunkelheit, den Gott des schwarzen Wassers oder den aus der Erde strömenden Gott. Zuerst hielt ich das für Gleichnisse, dann war ich überzeugt, daß die Beschreibung wörtlich zu nehmen war. Zu Beginn dieses Jahres wurden diese Ruinen dank der Aufnahmen aus einer Raumfähre entdeckt. Weil ich Delgado in der Hand hatte, bekam ich die Kontrolle über diesen Ort, konnte meine Leute herholen, das Gebiet dichtmachen und mit der Suche beginnen.«
    »Und dabei die Ruinen zerstören«, ergänzte Buchanan.
    »Notwendig und nicht zu vermeiden.« Drummond hob die Schultern. »Außerdem hatte ich die Ruinen gesehen. Was interessiert es mich, ob andere sie sehen? Wie sich herausstellte, war die Quelle des schwarzen Wassers genau dort, wo der Text sagte: unter der Pyramide. Dieses Gebiet ist so instabil, daß die gängige Ausrüstung hier versagt. Aus diesem Grund hat niemand sich die Mühe gemacht, in dieser Region nach Erdöl zu bohren. Denn die periodisch auftretenden Erdbeben hätten die Bohrtürme zerstört. Mein Gerät aber ist so konstruiert, daß es dank seiner Elastizität Erdstößen standhält. Was dieses immens ergiebige Ölfeld jedoch wirklich einmalig macht, ist dies: Wenn es einmal ganz erschlossen ist, wird das Öl nicht gefördert.«
    Buchanan muß sehr erstaunt ausgesehen haben, denn Drummonds Augen begannen vor Stolz zu funkeln. »Ja, es wird nicht gefördert und nicht verkauft, denn wenn soviel Öl auf den Markt gelangt, sinken die Ölpreise. Sobald Delgado Präsident ist, erhalte ich die Genehmigung, mit den anderen erdölproduzierenden Ländern dahingehend zu verhandeln, daß Mexiko entschädigt wird, wenn es sein Öl nicht auf den Markt bringt. Folglich wird auch weniger Öl verbraucht, und so könnte man mich eigentlich einen Wohltäter der Menschheit nennen.« Drummond griente mit verklärtem Blick.
    O Gott, ein Größenwahnsinniger, der sich die Welt Untertan machen möchte, dachte Buchanan und wollte das bestätigt haben. »Wenn ich das richtig sehe, möchten Sie als passionierter Sammler den ganzen Planeten in Ihren Besitz bringen.«
    »Eins nach dem andern«, antwortete Drummond mit gespielter Bescheidenheit. »Für heute bin ich schon damit zufrieden, Sie und Ihre reizende Begleiterin in meinen Besitz gebracht zu haben.«

7
     
    Die Sonne stand tief am Horizont, was die trübe Stimmung noch betonte, die der beißende Rauch verbreitete. Buchanan und Holly wurden zum einzigen Teil des Ruinenfeldes gedrängt, der auf Drummonds Anweisung hin unversehrt geblieben war.
    Vor Buchanan erstreckte sich ein ebener, mit Steinen belegter Platz von etwa dreißig Meter Länge und acht Meter Breite. An allen Seiten war er von einer fünf Meter hohen Mauer umgeben, die sich oben zu einer Zuschauerterrasse erweiterte. Drummond stieg die Treppe hinauf, gefolgt von Delgado und Holly, von finsteren Posten bewacht.
    Buchanan, dem, wie Holly, die Handschellen abgenommen worden waren, rieb sich die Handgelenke, um die Blutzirkulation anzuregen. Beim Anblick der mit Hieroglyphen und Zeichnungen bedeckten Mauern beschlichen ihn düstere Ahnungen.
    »Die Akustik ist hier erstaunlich. Ich rede mit normaler Stimme, und es hört sich an wie aus einem Lautsprecher.« Drummond sprach von der Terrasse
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