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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen
Autoren: David Morrell
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wenden sollte. Fernandez, bei Ihnen hatte ich einen Verdacht.« Buchanan wandte sich an den ersten. »Doch wußte ich nicht, daß Sie einen Zwillingsbruder haben und, um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, welcher von Ihnen Fernandez ist. Mir leuchtete allerdings nie ein, wie Fernandez sich gleichzeitig an zwei Orten – zum Beispiel in Merida und in Acapulco aufhalten konnte.«
    Fernandez I verzog die Lippen zu einer Art Grinsen. »Verwirrung stiften war Absicht.« Plötzlich wurde er ernst. »Wie haben Sie herausgekriegt, daß einer von uns beiden mit Vornamen Fernandez heißt?« Er sprach schneller und drohender. »Was meinen Sie mit guten Informationen? Warum haben Sie um diese Unterredung gebeten und unseren Männern diese Namenliste gegeben?« Er knallte sie auf den Tisch. »Darunter sind die Namen von einigen unserer zuverlässigsten Partner.«
    Buchanan zuckte mit den Schultern. »Nun, das zeigt mal wieder, wie man sich in zuverlässigen Partnern täuschen kann.«
    »Hurensohn, was soll das heißen?« fragte Fernandez II.
    Sie beißen tatsächlich an, dachte Buchanan. Geschafft! Sie sind aufmerksam geworden! Sie wären nicht zu zweit hier aufgekreuzt, wenn sie unbesorgt wären. Die Liste hat sie noch mehr erschreckt, als ich hoffte. »Das soll heißen: Vertrauen Sie mir und nicht diesen Gaunern. Ich habe einmal für die …«
    Der Kellner brachte auf einem Tablett Limonenscheiben, ein Salzgefäß mit Löffel und sechs Schnapsgläser mit bernsteinfarbenem Tequila.
    » Gracias. In zehn Minuten möchten wir das Essen bestellen«, sagte Buchanan und wandte sich wieder an die beiden Brüder. »Ich glaube, wir werden zu einer guten Zusammenarbeit kommen.« Er sah zu, wie sie etwas Salz von der Hand leckten, den Tequila hinterhergossen und die Limonenscheiben kauten. Gleich darauf streuten sie sich abermals Salz auf die Hand und warteten, bis Buchanan ihrem Beispiel folgte. Dies ist, so dachte er, einer der wenigen Berufe, bei denen Alkoholkonsum obligatorisch ist. Seine Gegenspieler würden keinem trauen, der nicht mit ihnen trank. Durch vorsichtige Übung hatte Buchanan die Grenzen seiner Alkoholverträglichkeit getestet und gelernt, überzeugend Trunkenheit vorzutäuschen und sich damit den Anschein der Glaubwürdigkeit zu geben. Die dunklen Augen der Zwillinge funkelten vor Erwartung, daß er bald die Kontrolle verlieren und sich verraten würde.
    »Sie erwähnten«, sagte Fernandez I, »daß Sie die Zuverlässigkeit unserer Partner bezweifeln, weil Sie einmal für die …«

5
     
    »Drug Enforcement Administration«, hatte Buchanans Leitoffizier vor drei Monaten vorgeschlagen. »Sie müssen Ihre Zielpersonen davon überzeugen, daß Sie früher mal Drogenfahnder bei der DEA waren.«
    »Weiter«, drängte Buchanan.
    »Sie wollten wissen, was Sie in Ihrer neuen Rolle als Potter motiviert. Nun, hauptsächlich kotzt es ihn an, daß der Kampf gegen die Dealer zu einer Farce wird. Nach seiner Meinung hat die Regierung nicht genügend Mittel bereitgestellt, um zu beweisen, daß sie es ernst meint. Es stinkt ihm, daß die CIA sich einmischt, sobald die DEA den wirklich großen Bossen auf der Spur ist. Der Mann, den Sie verkörpern sollen, geht davon aus, daß diese Händler von der CIA bezahlt werden. Dafür liefern sie Informationen über die Pulverfässer der dritten Welt, aus denen sie ihre Ware beziehen. Klar, daß die CIA der DEA auf die Füße tritt, sooft einer ihrer Informanten in der Scheiße sitzt.«
    »Na, das läßt sich problemlos machen. Daß die CIA die Drogenbosse in der dritten Welt besticht, ist eine bekannte Tatsache.«
    »Hundertprozentig. Aber ihre Informationen sind einen Dreck wert. Die denken, sie können die Gelder der Agency einstreichen, praktisch nichts dafür bieten und ihr obendrein in die Suppe spucken. Offenbar haben sie aus unserer Invasion in Panama nichts gelernt.«
    »Natürlich nicht«, sagte Buchanan. »Nachdem wir Noriega kassiert hatten, waren andere Dealer zur Stelle. Alles war beim alten, außer daß Kinder wegen des Wirtschaftsembargos verhungerten.«
    »Toll. Sie hören sich an wie der neue Mann. Sehr überzeugend, obwohl ich weiß, daß Sie sich verstellen. Sie haben eine verdammt gute Chance, die Zielpersonen einzuwickeln.«
    »Aber ich verstelle mich gar nicht.«
    »Okay, schon gut. Wir müssen noch eine Menge Kleinkram besprechen. Ihre Hauptaufgabe ist es, den Informanten aus der Drogenszene, die für die Agency arbeiten, einen ordentlichen Schrecken
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