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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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ungewöhnlich groß, Bodybuilding-Figur. Genau wie die Zwillinge war er mit einer Pistole bewaffnet. Er nahm eine Sonde vom Gürtel und tastete Buchanan schnell, aber routiniert ab. Der Detektor piepte dreimal.
    »Gürtelschnalle, Schlüssel, Kugelschreiber«, sagte er.
    »Nimm den Gürtel ab«, befahl Fernandez I. »Gib die Schlüssel und den Kugelschreiber her.«
    Buchanan gehorchte. Fernandez II stieß Buchanan in Richtung Garten. Der Gorilla folgte, die Beretta unauffällig im Anschlag.

8
     
    Im ausgedehnten, dicht mit Ziersträuchern bepflanzten Garten gab es plätschernde Teiche und verschlungene Wege. Überall auf den Rasenflächen waren kleine bunte Lampen angebracht; verglichen mit den hellerleuchteten Fenstern des Hotels war der Garten dennoch in Dunkel gehüllt. Wenn jemand hinausblickt, sieht er bloß die undeutlichen Schatten von vier Spaziergängern, dachte Buchanan. Gewiß würde einem Beobachter nicht auffallen, daß drei der Gestalten mit Pistolen bewaffnet waren. Das konnte man vergessen. Selbst wenn jemand die Waffen bemerkte und sich veranlaßt sah, die Polizei anzurufen, wäre das, was geschehen sollte, bei Ankunft der Streife schon längst vorbei.
    Auf dem Weg durch den Garten zum Strand durchdachte Buchanan seine Möglichkeiten. Er konnte sich die Dunkelheit zunutze machen, seine Bewacher überwältigen und fliehen. Zumindest könnte er versuchen zu fliehen. Die Schwierigkeit bestand darin, daß sie den Fluchtversuch wohl voraussahen. Sie wären also auf eine plötzliche Aktion eingestellt und würden in diesem Fall sofort schießen. Der Schalldämpfer auf der Beretta des Gorillas würde dafür sorgen, daß der Schuß im Hotel nicht zu hören war. Bis Buchanans Leiche entdeckt würde, wären die drei weit weg.
    Viel wichtiger schien Buchanan die Frage, ob die Rauschgifthändler ihn vielleicht nur bedrohten, um ihn zu prüfen.
    Schließlich war nicht zu erwarten, daß ihm die Zwillinge seine Geschichte abnahmen, nur weil er sie sicher und überzeugend vorgebracht hatte. Sie würden also nach allerlei Beweisen für seine Zuverlässigkeit suchen.
    Die Gangster dirigierten ihn über einen Pfad zu einer aus Holzpfählen mit Strohdach errichteten Bar am Rande des Strandes, deren Lichter gedämpft schimmerten. Bambustische und Stühle, um die ovale Theke gruppiert, gewährten den Gästen einen Blick auf die weißen Schaumkronen der Wellen.
    »Erwarte nicht, daß die Leute da dir helfen«, flüsterte Fernandez I Buchanan zu, als sie sich der Bar näherten. »Wenn du Ärger machst, knallen wir dich vor ihren Augen ab. Sie stören uns nicht.«
    »He, wollen wir uns nicht mal abregen? Wovor habt ihr Schiß? Was soll das Gerede über Erschießen?« fragte Buchanan. »Würdet ihr mir freundlicherweise mal verraten, was in euch gefahren ist? Ich habe mich ohne Hintergedanken mit euch getroffen. Ich war unbewaffnet. Ich bedrohe euch nicht. Und plötzlich …«
    »Halt’s Maul, bis wir an der Bar vorbei sind«, befahl Fernandez I auf spanisch.
    »Oder deine nächsten Worte sind deine letzten«, sagte der Bruder. » Entiende – verstanden?«
    »Eure Logik ist umwerfend«, höhnte Buchanan.
    Als Buchanan und seine Bewacher vorbeikamen, blickten einige Touristen von ihren Margaritas auf. Dann erzählte einer der Gäste einen Witz zu Ende, und alle brachen in lautes Gelächter aus. Der Gorilla und die Zwillinge waren abgelenkt, und Buchanan hätte das wahrscheinlich ausnutzen und sich in die Büsche schlagen können. Obwohl er sicher war, daß er es geschafft hätte, handelte er nicht. Denn auf seine Sicherheit kam es nicht an. Wenn es bloß danach gegangen wäre, hätte er den Einsatz gleich ablehnen können. Nein, es ging um den Auftrag.
    Als Buchanan und die drei Männer den dunklen Strand erreichten, überlegte er, wie er es seinen Vorgesetzten erklärt hätte. Die Aktion sei schiefgegangen, weil er die Gegenspieler getötet hatte? Deine Karriere wäre zu Ende, dachte er. Es ist nicht das erste Mal, daß dich einer mit der Pistole bedroht. Du weißt verdammt gut, daß es bei diesem Auftrag früher oder später dazu kommen mußte. Diese Kerle sind Pfeifen. Und sie trauen dir nicht, bis sie merken, daß du mit Streß umgehen kannst. Also bleib cool und spiel deine Rolle weiter.
    Zum Club Internacional gehörte ein Gehweg, der parallel zum Strand verlief. Die Sterne leuchteten hell, doch der Mond war noch nicht aufgegangen. Vom Meer wehte eine kühle Brise herein. Buchanan blieb am Rande des Gehwegs

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