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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
Autoren: Ursula Steen
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Kapitel 1
     
    Der Anruf kam morgens
um sieben, als Marie noch mit Othello im Bett lag und vor sich hin döste. Nach
dem dritten Klingeln stemmte sie sich aus dem Dämmerschlaf hoch, schob den
Border Collie zur Seite und griff zum Telefon.
    „Wagner“, sagte sie.
    „Guten Morgen, mein Name ist Jonas
Frommberger“, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. „Ich hoffe, dass ich
Sie nicht aus dem Bett geworfen hab. Es ist nur so: Ich brauche dringend eine
Betreuung für meine Deutsche Dogge. Stimmt es, dass Sie einen Gassiservice
betreiben und auch kurzfristig Hunde aufnehmen können?“
    „Ja.“
    „Gott sei Dank. Ich hab Ihr Inserat in dem
Stadtteilmagazin gesehen, das gestern im Treppenhaus lag. Jetzt wollte ich Sie
fragen, ob Sie eventuell schon heute einspringen könnten.“
    „Moment, so schnell geht das nicht, Herr …“
    „Frommberger. Aber von mir aus reicht Jonas.“
    „Also gut, Jonas. Erst mal müssen wir uns
treffen, damit ich deinen Hund kennenlernen kann.“
    „Wunderbar, ich bin auch dafür, dass wir uns
sehen. Passt es dir nachher um acht? Später wäre es ehrlich gesagt schlecht.
Ich hab heute meinen ersten Arbeitstag und muss da um zehn Uhr auf der Matte
stehen.“
    „Das fällt dir ja früh ein.“
    „Es handelt sich um einen Notfall. Deshalb wäre
ich dir dankbar, wenn das mit der Betreuung klappen würde. Sonst wüsste ich
auch nicht, was ich sonst machen sollte.“
    „Lass mich kurz nachdenken“, sagte Marie,
schloss einen Moment die Augen und versuchte den Morgendunst aus ihrem Gehirn
zu vertreiben. „Also gut,“ sagte sie schließlich. „Wir treffen uns nachher um
halb neun bei dir. Früher geht’s nicht, weil ich noch meinen Wagen aus der
Werkstatt abholen muss. Wo wohnst du?“
    Kaum hatte sie seine Adresse notiert und das
Gespräch beendet, ärgerte sie sich auch schon über sich selbst. Normalerweise
waren ihr solche Schnellschüsse zuwider, und sie ließ sich auch nicht darauf
ein. Aber in diesem Fall hatte sie sich überrumpeln lassen. Vielleicht, weil
der Typ so verzweifelt geklungen hatte. Oder weil sie selbst wusste, wie es
war, wenn man in einer schwierigen Lage ohne Hundesitter dasaß. Oder weil sie
das Geld brauchte. Wie auch immer: Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Nach dem Frühstück packte sie ihre Sachen
zusammen, nahm Othello an die Leine und machte sich auf den Weg zur Werkstatt.
    Bulli hatte den Bus bereits repariert und
draußen auf dem Parkplatz abgestellt. Wie immer, wenn Marie ihre Rostlaube dort
stehen sah, krampfte sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. Wie lange das Ding
wohl noch durchhalten würde!?
    Als Othello und sie die Halle betraten, wurden
sie gleich stürmisch begrüßt. Zum einen von Bullis Dackel Otto, zum anderen von
ihm selbst. Er kroch unter einer Hebebühne hervor, drückte Marie mit
ölverschmierten Händen und Armen an sich und sagte: „Ich musste nur neue
Zündkerzen einbauen.“
    Während er ins Büro ging, um die Rechnung
fertig zu machen, sah Marie zu, wie Otto die elektrische Wurfmaschine bediente,
die sein Herrchen ihm nach einer Anleitung aus dem Internet gebaut hatte.
Zuerst spannte er seinen Tennisball darin ein und sah zu, wie der Wurfarm ihn
sirrend und ruckelnd nach oben beförderte, bis der Abschussmechanismus
ausgelöst wurde und den Ball in hohem Bogen durch den angrenzenden Flur
katapultierte. Dann düste Otto in Windeseile hinterher, um die „Beute“ wieder
einzufangen und das Spiel von Neuem zu beginnen.
    Weil Marie das ständige Fiepen und Ploppen
nicht aushielt, ging sie ins Büro, um mit Bulli darüber zu reden. Aber der
dachte nicht im Traum daran, seinem Liebling den Spaß zu verderben.
    „Das ist doch ’ne reife Leistung, wie Otto
hinter dem Ball herläuft und ihn aus freien Stücken wieder abliefert. Das hilft
ihm auch beim Abnehmen. Du sagst doch selbst, dass er zu fett ist.“
    „Natürlich darf er sich austoben. Aber erst,
wenn du es ihm erlaubt hast, und dann nur in Maßen.“
    Bulli sah sie verständnislos an. Da gab sie es
auf.
    „So, das reicht für heute“, sagte sie und zog
den Stecker der Maschine heraus. „Ich nehm Otto jetzt mit. Er kann nicht immer
nur in der Werkstatt hocken. Hier stinkt’s nach Öl, und deine Leute stecken ihm
dauernd was zu. Ein paar Stunden im Freien werden ihm guttun.“
    „Okay, und im Gegenzug vergessen wir das mit
der Rechnung“, sagte Bulli, der ihr gefolgt war. Er knüllte den Ausdruck zusammen
und wollte ihn über die Schulter werfen, aber Marie hielt ihn
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