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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
Autoren: Ursula Steen
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nicht
aufzutreiben war, legte er schließlich einen Notizzettel auf den Küchentisch.
Auf dem stand: „Es tut mir
leid, ich kann den Pass nicht finden. Aber ich werde ihn weiter suchen,
Indianerehrenwort. Bitte nicht böse sein und bitte nicht wieder anrufen! PS.
Ich schwöre, dass ich mit Frau Meyer beim Tierarzt war!“
    Als er später los wollte, traf er im
Treppenhaus Heinz Zota, den Hausmeister der Wohnanlage. Er war gerade dabei,
eine Strebe des Geländers neu zu streichen.
    „Herr Frommberger, gut, dass wir uns treffen“,
sagte er, ließ seinen Pinsel sinken und sah Jonas freundlich-interessiert an.
Der unterhielt sich normalerweise recht gern mit ihm. Es war nur leider so,
dass der Mann zum Politisieren neigte. Unter einer halben Stunde kam man aus
den Gesprächen nicht heraus.
    „Ich wollte mal hören, ob Sie inzwischen Arbeit
gefunden haben“, sagte Herr Zota.
    „Gewissermaßen, ja“, sagte Jonas ausweichend.
Aber dann rückte er doch mit der Wahrheit heraus: „Ich mach gerade ein
halbjähriges Praktikum im Architekturbüro Heise-Platt. Das ist eine relativ
kleine Firma mit sieben Mitarbeitern.“
    „Sie hangeln sich ja von Praktikum zu Praktikum.
Das Wievielte ist das denn?“
    „Das Sechste in vier Jahren.“
    „Das ist doch nichts Halbes und nichts Ganzes,
was Sie da machen. Dabei haben Sie schon ausstudiert.“
    „Ich darf mich aber erst Architekt nennen, wenn
ich für zwei Jahre irgendwo fest angestellt war. Und damit sieht’s schlecht
aus.“
    „Sechs Praktika in vier Jahren! Das dürfen Sie
sich nicht gefallen lassen, Herr Frommberger.“
    „Was soll ich denn tun?“
    Auf dieses Stichwort hatte Herr Zota nur
gewartet. „Weitersuchen und nicht aufgeben“ sagte er. „Sie sind doch kein
dummer Junge mehr. Im Studium ist so ein Praktikum vielleicht noch in Ordnung.
Aber danach …“
    „Sie haben ja recht“, sagte Jonas und sah auf
seine Uhr. „Ich will als Architekt arbeiten, und ich denke auch, dass ich mich
nicht ganz doof dabei anstelle. Obwohl Städtebau-Stahmer mir ausgerechnet in
der Abschlussarbeit eine reingewürgt …“ Er brach ab und setzte neu an: „Aber
ich werde nicht umsatteln, wie viele meiner Kommilitonen.“
    „Was arbeiten die denn?“
    „Einer macht jetzt Imagefilme für die
Lebensmittelindustrie, ein anderer fährt Taxi … Also, das kommt für mich nicht
infrage. Schließlich wusste ich, was auf mich zukommt, als ich mit dem Studium
angefangen hab. Da wäre es doch blöd, wenn ich jetzt einen Rückzieher mache.“
    „Das wäre in der Tat blöd. Schließlich sind Sie
ein fertiger Absolvent.“
    „Das stimmt. Ich bin ein Absolvent, und ich bin
fertig, im wahrsten Sinne des Wortes.“
    „Beißen Sie sich durch, Herr Frommberger.
Machen Sie doch ein eigenes Büro auf. Dann werden Sie vom Arbeitslosen zum
Arbeitgeber. Und wenn’s nicht klappt, stehen Sie nicht schlechter da als
vorher.“
    „Das geht nicht. Solange ich keine
Praxiserfahrung vorweisen kann, darf ich noch keine Bauanträge einreichen. Das
ist so von der Kammer vorgeschrieben.“
    „Trotzdem sollten Sie weiter auf Ihr Ziel
zusteuern, und suchen Sie nach einem möglichst anständigen Weg. Werden Sie denn
wenigstens vernünftig bezahlt in Ihrem neuen Büro?“
    „Es geht so“, sagte Jonas, den das Gespräch
zunehmend erschöpfte und der nicht den Mut aufbrachte, Herrn Zota zu gestehen,
dass er ein vorsintflutliches Gehalt bekam. „Zusammen mit meinen Nebenjobs als
Modellbauer und Entrümpler komm ich einigermaßen über die Runden.“
    „Passen Sie bloß auf, was die mit Ihnen machen.
Lohndumping und Sklaverei … Das geht gar nicht! Wer kümmert sich denn um Ihren
Hund, wenn Sie die ganze Zeit arbeiten?“
    „Der wird von einer Gassigeherin betreut.“
    „Ach, die junge Frau, die jeden Tag zu Ihnen
ins Haus kommt. Ja, die macht einen netten Eindruck.“
    „Ich muss jetzt los“, sagte Jonas. „Und
natürlich haben Sie recht, was all diese Dinge betrifft.“
    „Ach, wissen Sie, ich bin nur ein alter Mann,
der sich selbst gern reden hört“, sagte Herr Zota. „Und letztlich hab ich auch
keine Antworten parat. Machen Sie’s gut. Einen schönen Tag noch.“

Kapitel
3
     
    Dieser Jonas war
unmöglich, fand Marie. Aber seine Dreizimmerwohnung gefiel ihr recht gut, denn
sie war geräumig und hell und lag in der Nähe eines Parks. Allerdings sah sie
auch wie das chaotische Depot eines durchgeknallten Architekten aus. Wohin
Marie auch blickte, überall entdeckte sie turmhohe Aktenberge,
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