Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache
Autoren: Cayla Kluver
Vom Netzwerk:
PROLOG
    Die Halle war menschenleer, bis auf eine Gestalt, die einen Umhang trug und bewegungslos auf einer Empore aus schwarzem Marmor stand. Der Mann schien zu warten und hatte seine Augen, die smaragdgrün strahlten und doch so finster blickten wie Gewitterwolken, auf die Tür am anderen Ende des Raumes gerichtet. Haare, so rot wie die Kohlen eines verglühenden Feuers, verdeckten seine Züge, und selbst der Lichtschein der Fackeln an den Wänden schien sich davor zu fürchten, seiner im Schatten kaum sichtbaren, aber dennoch offenbar eindrucksvollen Erscheinung zu nahe zu kommen.
    Die Türen öffneten sich, schwangen nach innen auf und gaben den Blick auf die Silhouette des jungen Mannes frei, den er erwartet hatte. Er war in Begleitung von zwei Wachmännern, die den Auftrag hatten, ihn herzubringen, da man ihm nicht mehr trauen konnte.
    Der Siebzehnjährige ignorierte die Soldaten und trat unbefangen und furchtlos herein. Er war völlig wehrlos, trug keinerlei Waffe und dennoch war nicht das geringste Zögern in seinem Gang. Ohne ein Zeichen der Ehrerbietung blieb er vor der Empore stehen und funkelte die beeindruckende Gestalt zornig an. Der Mann überging diese Anmaßung und richtete das Wort stattdessen an die Wachen.
    »Ihr seid entlassen«, sagte er mit tiefer, drohender Stimme. »Lasst uns allein.«
    Die Wachmänner leisteten dem Befehl eilig Folge.
    Erst danach richtete der Mann seine Aufmerksamkeit auf sein aufmüpfiges Gegenüber. »Ich nehme an, du hast gut geschlafen?«, sagte er mit gespielter Anteilnahme.
    »Gut genug.«
    Der Mann nickte kaum merklich, und auf seinem ansonsten glatten Gesicht zeigten sich Falten der Missbilligung.
    »Nachdem du nun also wieder zu uns zurückgekehrt bist, Narian, und ich dir Zeit zur Erholung gewährt habe, musst du dein Training wieder aufnehmen. Dein närrisches Davonlaufen hat uns bereits veranlasst, Krieg gegen Hytanica zu führen. Daher muss ich dich darauf vorbereiten, darin mitzukämpfen. Denn du wirst derjenige sein, der Hytanica ins Verderben stürzt.«
    »Ich werde keine Truppen gegen mein Heimatland anführen«, erklärte Narian.
    Seufzend wandte der Herr dieser Hallen sich nach links und trat von der Empore herab.
    »Ich habe befürchtet, dass du so etwas sagen wirst«, lamentierte er und blieb vor dem Jungen stehen, den er fast um Haupteslänge überragte. »Aber hast du vergessen, wem du Gefolgschaft schuldest? Die Hytanier sind Feinde Cokyris. Sie sind deine Feinde.«
    »Der Feind hat mich gut behandelt«, konterte Narian und schob seinen Unterkiefer trotzig vor.
    Der Mann begann den Jungen, den er mit aufgezogen hatte, langsam zu umkreisen. Er musterte ihn und suchte nach einer Schwachstelle. Dabei sprach er mit eiskalter Höflichkeit weiter.
    »Heute brachte man einen Cokyrier, der bestraft werden musste, vor mich. Er wand sich stundenlang unter meinen folternden Händen und bettelte um Gnade, bis ich ihm mit meinem Schwert den Kopf abschlug. Er rollte genau auf die Stelle, an der du soeben stehst. Er war ein Dieb, Narian. Die Respektlosigkeit, die du mir gegenüber an den Tag legst, ist eine weit größere Beleidigung. Kannst du dir daher ausmalen, wie deine Bestrafung aussehen wird?«
    »Ich fürchte weder Folter noch Tod. Das habt Ihr mit Eurer Ausbildung doch bezweckt. Also macht mit mir, was Ihr wollt.«
    »So kühne Worte von jemand, der derart verletzlich ist«, höhnte der Overlord und blieb vor dem jungen Mann stehen. »Du wirst noch lernen müssen, dass es viele verschiedene Arten von Folter gibt, und eine ist darunter, die du gewiss nicht bereit sein wirst zu ertragen.«
    Narian richtete sich kerzengerade auf und machte sich auf jeglichen Schmerz gefasst, doch der Kriegsherr starrte ihn nur an und ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Ich denke, dies wird der geeignete Anreiz sein, um deinen Gehorsam zu erzwingen.« Der Overlord drehte sich zu einer Tür hinter ihm um und rief mit nur leicht erhobener, aber durch ihre Bösartigkeit schneidender Stimme: »Bringt die Gefangene herein.«
    Narian erbleichte, als die Tür aufschwang und eine junge Frau in die Halle gezerrt wurde, deren Gesicht er nur zu gut kannte. Sie war in Begleitung eines einzigen Wachsoldaten, der sie an den Fesseln gepackt hatte, mit denen ihre Hände zusammengebunden waren.
    Der Overlord machte einen Schritt auf sie zu und griff in ihr offenes Haar. Sie wimmerte, als er sie daran bis direkt vor Narian schleifte. Über ihre Wangen rollte eine einzige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher