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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
Autoren: Ursula Steen
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selbst
Unterbringungskosten für ihn zahlen. So hab ich 300 Euro gespart.“
    „So rechnet man sich das Leben schön.“
    „Ich kalkuliere nur realistisch.“
    „Vielleicht sollten wir mal wieder an unsere
Mikroskope gehen“, sagte Silke.
    „Aber erst gucken wir das Video noch mal an“,
sagte Danny.
    „Gute Idee“, sagte Marie.
    Gleich darauf saßen die drei wieder mit krummen
Rücken und geradezu selbstquälerischer Anspannung in den Gesichtern da und
hörten zu, wie „Lady Gaga“ sich über ihr Schicksal beklagte.
    Am Montagmorgen war Marie schon vor dem
Weckerklingeln wach. Deshalb blieb sie noch eine Weile in ihrem warmen und
gemütlichen Bett liegen und freute sich über die Frühlingsdüfte, die durch das
offene Fenster hereinschwebten.
    Doch dann kam der Schock: Als sie ihre
Bettdecke zurückgeschlagen hatte und an die Kaffeemaschine springen wollte,
knickte sie in der linken Kniekehle ein und spürte dabei ein heftiges Reißen im
Gelenk.
    Das war erst mal nichts Ungewöhnliches. Seit
einem Leitersturz vor sechs oder sieben Jahren machte ihr Meniskus oft Ärger.
Das Problem war nur, dass der Schmerz heute partout nicht nachlassen wollte.
Obwohl sie sofort ein Kühlpad auf das Knie legte und noch eine halbe Stunde
liegen blieb.
    Als sie schließlich aufstand, wurde der Schmerz
immer schlimmer und zog sich über die gesamte Innenseite des Knies hin, sodass
sie kaum auftreten konnte. Frustriert humpelte sie zum Kleiderschrank und holte
ihre Kniebandage und eine Krücke heraus.
    Um das Maß vollzumachen, rief beim Frühstück
auch noch Jonas an und teilte ihr mit, dass Frau Meyer läufig geworden sei.
Schon mit dem nächsten Atemzug flehte er sie an, das Tier trotzdem zu betreuen.
    „Tut mir leid, aber das kann ich nicht machen“,
sagte Marie. „Sonst herrscht Zickenalarm auf dem Platz, und die Rüden drehen
durch.“
    Betroffene Stille auf der anderen Seite der
Leitung.
    „Aber ohne dich steh ich auf dem Schlauch“,
sagte Jonas schließlich.
    „Du hast vielleicht Nerven“, sagte Marie
gereizt. „Willst du mir etwa ein schlechtes Gewissen machen? Muss sich denn
immer alles um dich und deine neurotische Hündin drehen?“
    „Neurotisch?“
    „Total fehlentwickelt, völlig paranoid.“
    „Nein, sie ist nur eine alte Dame, die manchmal
ein bisschen schlecht hört. Im Übrigen ist sie topfit.“
    „Topfit, ja richtig. Immer wenn ich sie aus dem
Bett holen will, fällt sie über die Decke her und fängt an, sie zu
zerschlitzen. Neulich hat sie zusammengeknülltes Papier gefressen, einfach so.“
    „Ja, das macht sie öfter. Ich weiß auch, dass
das krankhaft ist.“
    „Aber hallo! Dann sollest du was dagegen unternehmen. Je
länger du das Problem ignorierst, desto schwerer wird die Behandlung, und
irgendwann hilft nur noch Valium. Wieso schaffst du dir eine Hündin an, wenn du
dich nicht um sie kümmern kannst?“
    „Ach, das ist ’ne lange Geschichte.“
    „Wenn du keine Zeit für sie hast, musst du dich
von ihr trennen.“
    „Spinnst du? Ich geb doch Frau Meyer nicht her.
Jetzt will ich ihr einen Wechsel sowieso nicht mehr zumuten. Wer weiß, wie
lange sie noch lebt.“
    „Dann musst du sie besser in den Griff
bekommen. Keine Verhandlungen mehr und kein Gequatsche. Drück sie auf den Boden
runter und unterwerf sie. Zur Not musst du ihr auch mal eine verpassen.“
    „Ich soll sie schlagen?“
    „Du sollst ihr zeigen, wer der Herr im Haus
ist.“
    „Findest du sie wirklich so neurotisch?“
    „Anstaltsreif. Sie frisst alles, was nicht
niet- und nagelfest ist.“
    „Deshalb brauch ich ja auch eine Betreuung für
sie. Ins Büro kann ich sie nicht mitnehmen. Mein Chef flippt aus. Dreckige
Hundepratzen und haariges Fell vertragen sich nicht mit seinen Klamotten, und
mit meinen übrigens auch nicht.“
    „Das ist noch so ein Punkt … Ich will dir nicht
zu nahe treten, aber inzwischen hab ich mitbekommen, dass du Architektur
studierst. Und eins sag ich dir: Von einem Praktikanten erwartetet kein Mensch,
dass er im Jackett rumläuft oder sich Gel ins Haar klatscht.“
    „Hast du ’ne Ahnung. Mein Chef hat im Büro
einen strengen Dresscode ausgegeben. Der lässt seine Garderobe beim
Herrenausstatter fertigen. Und übrigens: Ich bin kein Student mehr. Ich hab
meinen Abschluss schon vor vier Jahren gemacht.“
    „Ich denke, du machst gerade ein Praktikum.“
    „Mach ich doch auch.“
    „Als fertiger Architekt?“
    „Ich muss erst zwei Jahre Praxis vorweisen, ehe
ich mich so nennen darf.
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